Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Das nächste Fiasko für Jens Spahn“
Berlin.
Die Verschiebung der ursprünglich zum 1. März geplanten Einführung der kostenlosen Corona-Schnelltests für jedermann sorgt für Ärger bei den Ländern. Es sei zum wiederholen Mal so, dass von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) Dinge angekündigt wurden, „die dann so oder zumindest so schnell nicht kommen“, sagte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Dienstag im ZDF. Grünen-Fraktionschef Anton Hofreiter warf Spahn „Versagen“vor, die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach von einem „Fiasko“.
Spahn wollte eigentlich am 1. März mit kostenlosen Schnelltests in Apotheken und Arztpraxen beginnen. Das Corona-Kabinett verschob dies aber am Montag. Das Thema soll nun bei den Bund-Länder-Beratungen am 3. März besprochen werden. Die kostenlosen Schnelltests könnten dann mit einAuch wöchiger Verspätung am 8. März starten.
Müller sagte, dies sei „keine lustige Situation“. Wenn entsprechende Testkapazitäten nicht wie angekündigt zum 1. März verfügbar seien, „müssen wir sehen, dass wir das auffangen“. Nun könnten wohl die nächsten Klassenstufen nicht wie geplant in den Unterricht zurückkehren. Grünen-Fraktionschef Hofreiter sagte, Spahn und die Bundesregierung hätten „schon längst die Voraussetzungen für effektives Testen schaffen müssen“. So hätte etwa eine Abnahmegarantie mit den Herstellern vereinbart werden sollen. „Passiert ist hierzu seit einem halben Jahr nichts.“
Zu viel versprochen? Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU).
vom Koalitionspartner SPD kam Kritik. „Dass der Ankün- digungsminister Spahn hier doch wieder zurückrudern muss, hat uns schon sehr irritiert“, sagte Frak- tionschef Rolf Mützenich. Bundes- kanzlerin Angela Merkel (CDU) ha- be sich wohl gezwungen gesehen, den „Gesundheitsminister zurück- zupfeifen“.
„Beim Schnelltest für jedermann bahnt sich für den Bundesgesund- heitsminister das nächste Fiasko an“, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eu- gen Brysch, zu AFP. Unions- fraktionschef Ralph Brink- haus (CDU) verteidigte den späteren Start. Es sei nicht entscheidend, ob die Tests sieben Tage früher oder spä- ter eingeführt würden, sagte er. Entscheidend sei, „dass es vernünftig organisiert wird“.
Washington.
Ein Jahr nach dem ersten Corona-Todesfall in den USA hat die Opferzahl in dem Land die symbolische Schwelle von einer halben Million überschritten. Nach einer Zählung der Johns-HopkinsUniversität vom Montagabend starben seit Beginn der Pandemie 500.159 Menschen an den Folgen einer Infektion. US-Präsident Joe Biden ordnete an, die Fahnen landesweit auf halbmast zu setzen.
Biden sprach im Weißen Haus von einem „grauenvollen, herzzerreißenden Meilenstein“. „Damit sind mehr Amerikaner in einem Jahr dieser Pandemie ums Leben gekommen als im Ersten Weltkrieg, im Zweiten Weltkrieg und im Vietnamkrieg zusammen.“Biden bezog sich damit auf US-Soldaten, die bei Gefechten getötet wurden.
Der Präsident hielt am Abend gemeinsam mit seiner Frau Jill, Vizepräsidentin Kamala Harris und deren Ehemann Doug Emhoff vor dem Weißen Haus eine Schweigeminute für die Opfer ab.
Die USA hätten auch mehr Corona-Tote zu beklagen als jedes andere Land der Welt, sagte Biden. Er versprach, die Opfer würden nie vergessen: „Das waren Menschen, die wir kannten.“Zugleich rief der Präsident dazu auf, im Kampf gegen die Pandemie zu handeln. „Wir müssen zusammen kämpfen.“
Die USA sind das Land mit den mit Abstand meisten bestätigten Corona-Infektionen und Todesfällen weltweit. Seit Beginn der Pandemie wurden bereits mehr als 28 Millionen Ansteckungen bestätigt. Kritiker machen das Krisenmanagement des damaligen Präsidenten Donald Trump für das Ausmaß verantwortlich. Trump hatte die Gefahr durch das Virus wiederholt kleingeredet und auf rasche Rückkehr zur Normalität gepocht.