Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Ex-Zweitligareferee Stefan Weber erklärt die geänderten Regeln der Fifa-Hallenfußballvariante
Eisenach.
An Hallenfußball war und ist in diesem Winter nicht zu denken. Kein Wunder, dass daher fast nur in Schiedsrichterkreisen registriert wurde, dass der Fußball-Weltverband Fifa im vergangenen Jahr an den Futsal-Regeln geschraubt hat. Am 1. Juni 2020 trat die neue Fassung in Kraft und gilt somit für die nächsten Hallenfußball-Meisterschaften, die auch in Thüringen als Futsal ausgetragen werden.
Einer, der sich schon von Funktions wegen, mit den Änderungen befasst hat, ist Stefan Weber. Der ehemalige Eisenacher Zweitbundesligaund Futsal-Referee ist bis heute für die Uefa als Schiedsrichter-BeSchützen obachter im Einsatz. Bei der Anpassung habe sich die Fifa vor allem an den letzten Regeländerungen im Fußball orientiert. „Das macht die Sache für Schiedsrichter, die Fußball und Futsal pfeifen, einfacher“, erklärt Weber. Wie im Freien dürfe beim Anstoß der Ball jetzt nach hinten gespielt werden. Ein Sechsmeterschießen zur Ermittlung eines Siegers findet nun mit jeweils fünf
statt wie bisher mit deren drei.
Bei der sogenannten „Notbremsenregelung“, der Verhinderung einer offensichtlichen Torchance, gibt es künftig kein Rot mehr, wenn der Torhüter unmittelbar vor seinem Tor steht. Eine weitere Änderung betrifft den Einkick. „Hier muss der Ball jetzt auf der Linie liegen. Dafür darf der Spieler jetzt aber auch mit dem Fuß im Spielfeld stehen, was bisher nicht erlaubt war“, schildert Weber, dessen Kollegen nun auch Karten gegen Mannschaftsoffizielle zeigen dürfen, die sich regelwidrig verhalten. „Und für die Schiedsrichter“, so ergänzt Weber, „ist interessant, dass sich jetzt die Zeichengebung beim Anzählen der vier Sekunden geändert hat. Es erfolgt jetzt nicht mehr nach oben, sondern zur Seite.“
Wie sich das Ganze in der Praxis auswirkt, davon konnte sich Weber bereits öfter ein Bild machen. Erst kürzlich war der 57-Jährige beim EM-Qualifikationsspiel zwischen Albanien und der Ukraine. Bei der Begegnung, die die Osteuropäer mit 10:3 gewannen, konnte er den türkischen Schiedsrichtern ein gutes Zeugnis ausstellen.
Unbedingt zu erwähnen ist, dass die Fifa bei Futsal-Wettbewerben mit Jugendteams, Ü-Mannschaften Herren/Frauen und Spielern mit Beeinträchtigungen flexiblere Gestaltungsmöglichkeiten zulässt. Torgrößen, Spielfeldgrößen, Ballbeschaffenheit,
Spielzeiten und der im „richtigen Futsal“erlaubte Abwurf des Torhüters über die Mittellinie dürfen künftig regional angepasst werden. Zu viel sollte man jedoch nicht herumdoktern, um den Charakter des Futsals zu erhalten. Den Abwurf über die Mittellinie würde Weber in allen Altersklassen behalten. „Das macht das Spiel schnell“, sagt er.
Stefan Weber leitete zwischen
1998 und 2004 in 2. Bundesliga 43 Partien, in der Bundesliga assistierte er an der Seitenlinie bei Topspielen wie dem Revierderby zwischen Borussia Dortmund und Schalke
04. 2003 erhielt der Schiedsrichter schließlich eine spannende Anfrage von Seiten des DFB: Ob er sich vorstellen könne, Futsal-Schiedsrichter zu werden. „Aus Altersgründen war es ohnehin mein letztes Jahr als Zweitliga-Schiedsrichter, also habe ich ‘Ja’ gesagt“, erklärt er. International ging die Reise auch im Futsal weiter. Er pfiff Länderspiele in Andorra, Finnland oder der Türkei.
Sein letztes Futsal-Spiel als Referee erlebte Weber im Finale um den damaligen DFB-Futsal-Cup 2009, ehe er die Pfeife zur Seite legte. Seitdem ist er als Uefa-Beobachter und im Thüringer Fußballverband als Lehrwart tätig. Spätestens vor der nächsten Hallensaison werden seine Futsal-Kenntnisse im Freistaat gefragt sein. Dann heißt es, Schiris und Spieler auf den neuesten Regelstand zu bringen.