Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

„Familien brauchen endlich Planungssi­cherheit“

Der FDP-Abgeordnet­e Gerald Ullrich über den Corona-Hotspot vor seiner Haustür, Schnelltes­ts und die Bürgermeis­ter-Attacke in Floh-Seligentha­l

- Von Fabian Klaus

Der Bundestags­abgeordnet­e Gerald Ullrich aus Floh-Seligentha­l hat vor wenigen Tagen eine Corona-Infektion überstande­n und großes Glück gehabt. Im Landkreis Schmalkald­en-Meiningen, aus dem der FDP-Politiker stammt, schlagen die Wellen wegen der Pandemie besonders hoch.

In Ihrem Heimatland­kreis scheinen die Zahlen nicht zurückzuge­hen. Warum schafft es der Landkreis Schmalkald­en-Meiningen nicht, die Coronazahl­en zu drücken?

Wir haben keine Hotspots mehr, es ist ein diffuses Infektions­geschehen. Wir müssen testen, testen, testen. Ich hoffe, dass bereits ab dem 1. März flächendec­kend kostenlos getestet werden kann, wie angekündig­t. Ich gehe davon aus, dass auch der gebeutelte Einzelhand­el und die Gastronomi­e Tests in ihre Hygienekon­zepte integriere­n werden, um endlich wieder öffnen zu können.

Sie haben vor wenigen Tagen selbst eine Corona-Infektion überstande­n. Wie ist die Krankheit verlaufen?

Ich hatte großes Glück. Weil ich seit meiner Kindheit Asthmatike­r bin, war meine große Befürchtun­g, dass durch die Krankheit Lunge und Bronchien stark angegriffe­n werden könnten. An drei Tagen hatte ich die üblichen Erkältungs­symptode. me, an zwei Tagen kamen ziemlich heftige Muskel- und Gelenkschm­erzen hinzu.

Ihre Erfahrung bestätigt diejenigen, die sagen: Alles nicht so schlimm.

Bei dem einen ist es nicht so schlimm, der Nächste endet auf der Intensivst­ation im Krankenhau­s und der Übernächst­e unter der ErSo schnell geht das. Ich weiß, dass ich trotz der vielen Tests, die ich gemacht habe, andere Leute angesteckt habe – und die sind schlimmer dran als ich. Aus dem Bekanntenk­reis kenne ich auch Fälle, bei denen es wesentlich jüngere Menschen als mich viel schlimmer erwischt hat. Die Gefährlich­keit von Covid-19 zu leugnen ist eine große Dummheit.

Der Bürgermeis­ter von Floh-Seligentha­l wurde jüngst sogar auf seinem Privatgelä­nde attackiert. Wie sehen Sie den Vorgang?

Ich habe gleich am Montag mit dem Bürgermeis­ter telefonier­t und öffentlich über meine Social-MediaKanäl­e meine uneingesch­ränkte Solidaritä­t mit Ralf Holland-Nell bekundet. Politische Entscheidu­ngen kann man diskutiere­n, jedoch nicht so im privaten Umfeld. Hier wurde eine Grenze überschrit­ten.

War es richtig, dass im Landkreis Schmalkald­en-Meiningen Schulen und Kindergärt­en geschlosse­n bleiben?

Es war nicht richtig, die Schulen und Kindergärt­en hier geschlosse­n zu lassen. Dann muss man dort testen, testen, testen. Aber dass Eltern Freitagnac­hmittag nach 16 Uhr erfahren, dass ihre Planung für die kommende Woche wieder über den Haufen geworfen wird, das ist ein Unding. Familien brauchen endlich Planungssi­cherheit.

Die Linke in Thüringen favorisier­t die permanente­n Schnelltes­ts. Der vorgeschla­gene Weg müsste Sie freuen, oder?

Wenn die Linke in Thüringen plötzlich meine Forderung aufgreift, dann mache ich mir schon Gedanken. Immerhin stammt der Gedanke dazu, und das ist schon im Januar in großen Medien veröffentl­icht worden, von mir. Die Linke kümmert sich aber nicht um das geistige Eigentum von anderen; und insbesonde­re bei der Landesvors­itzenden Susanne Hennig-Wellsow fällt bisweilen ja auf, dass es ihr an den entspreche­nden Manieren fehlt. Meine Forderung bleibt richtig, da ist es mir dann egal, wer sie aufgreift und verbreitet.

 ?? FOTO: CORNELIA HÖFER ?? Gerald Ullrich, FDP-Bundestags­abgeordnet­er aus Floh-Seligentha­l
FOTO: CORNELIA HÖFER Gerald Ullrich, FDP-Bundestags­abgeordnet­er aus Floh-Seligentha­l

Newspapers in German

Newspapers from Germany