Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
„Familien brauchen endlich Planungssicherheit“
Der FDP-Abgeordnete Gerald Ullrich über den Corona-Hotspot vor seiner Haustür, Schnelltests und die Bürgermeister-Attacke in Floh-Seligenthal
Der Bundestagsabgeordnete Gerald Ullrich aus Floh-Seligenthal hat vor wenigen Tagen eine Corona-Infektion überstanden und großes Glück gehabt. Im Landkreis Schmalkalden-Meiningen, aus dem der FDP-Politiker stammt, schlagen die Wellen wegen der Pandemie besonders hoch.
In Ihrem Heimatlandkreis scheinen die Zahlen nicht zurückzugehen. Warum schafft es der Landkreis Schmalkalden-Meiningen nicht, die Coronazahlen zu drücken?
Wir haben keine Hotspots mehr, es ist ein diffuses Infektionsgeschehen. Wir müssen testen, testen, testen. Ich hoffe, dass bereits ab dem 1. März flächendeckend kostenlos getestet werden kann, wie angekündigt. Ich gehe davon aus, dass auch der gebeutelte Einzelhandel und die Gastronomie Tests in ihre Hygienekonzepte integrieren werden, um endlich wieder öffnen zu können.
Sie haben vor wenigen Tagen selbst eine Corona-Infektion überstanden. Wie ist die Krankheit verlaufen?
Ich hatte großes Glück. Weil ich seit meiner Kindheit Asthmatiker bin, war meine große Befürchtung, dass durch die Krankheit Lunge und Bronchien stark angegriffen werden könnten. An drei Tagen hatte ich die üblichen Erkältungssymptode. me, an zwei Tagen kamen ziemlich heftige Muskel- und Gelenkschmerzen hinzu.
Ihre Erfahrung bestätigt diejenigen, die sagen: Alles nicht so schlimm.
Bei dem einen ist es nicht so schlimm, der Nächste endet auf der Intensivstation im Krankenhaus und der Übernächste unter der ErSo schnell geht das. Ich weiß, dass ich trotz der vielen Tests, die ich gemacht habe, andere Leute angesteckt habe – und die sind schlimmer dran als ich. Aus dem Bekanntenkreis kenne ich auch Fälle, bei denen es wesentlich jüngere Menschen als mich viel schlimmer erwischt hat. Die Gefährlichkeit von Covid-19 zu leugnen ist eine große Dummheit.
Der Bürgermeister von Floh-Seligenthal wurde jüngst sogar auf seinem Privatgelände attackiert. Wie sehen Sie den Vorgang?
Ich habe gleich am Montag mit dem Bürgermeister telefoniert und öffentlich über meine Social-MediaKanäle meine uneingeschränkte Solidarität mit Ralf Holland-Nell bekundet. Politische Entscheidungen kann man diskutieren, jedoch nicht so im privaten Umfeld. Hier wurde eine Grenze überschritten.
War es richtig, dass im Landkreis Schmalkalden-Meiningen Schulen und Kindergärten geschlossen bleiben?
Es war nicht richtig, die Schulen und Kindergärten hier geschlossen zu lassen. Dann muss man dort testen, testen, testen. Aber dass Eltern Freitagnachmittag nach 16 Uhr erfahren, dass ihre Planung für die kommende Woche wieder über den Haufen geworfen wird, das ist ein Unding. Familien brauchen endlich Planungssicherheit.
Die Linke in Thüringen favorisiert die permanenten Schnelltests. Der vorgeschlagene Weg müsste Sie freuen, oder?
Wenn die Linke in Thüringen plötzlich meine Forderung aufgreift, dann mache ich mir schon Gedanken. Immerhin stammt der Gedanke dazu, und das ist schon im Januar in großen Medien veröffentlicht worden, von mir. Die Linke kümmert sich aber nicht um das geistige Eigentum von anderen; und insbesondere bei der Landesvorsitzenden Susanne Hennig-Wellsow fällt bisweilen ja auf, dass es ihr an den entsprechenden Manieren fehlt. Meine Forderung bleibt richtig, da ist es mir dann egal, wer sie aufgreift und verbreitet.