Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Seitz will mehr

Seit 20 Jahren turnt die deutsche Rekordmeis­terin. Die Spiele von Tokio wären ihre dritten, müssen aber nicht ihre letzten sein

- Von Nina Probst

An ihren ersten OlympiaAuf­tritt kann sich Elisabeth Seitz noch gut erinnern. Sie war 18 Jahre alt, damals 2012 in London, und ziemlich aufgeregt. „Ich bin auf die Ringe zugelaufen und dachte, gleich kippe ich um“, erzählt Seitz im Gespräch mit sportfraue­n.net. „Fix und fertig“verließ sie den Stufenbarr­en auf Platz sechs – sie wollte mehr. Und bekam mehr. 2016 in Rio verpasste sie die Medaillen als Vierte um 0,033 Punkte denkbar knapp. „Und jetzt will ich noch mehr“, sagt Seitz entschiede­n.

Zunächst will Seitz nach Tokio, Zweifel an den bereits einmal verschoben­en Spielen lässt sie nicht zu. „Ich glaube zu 100 Prozent daran, dass Tokio 2021 stattfinde­t“, sagt die Kunstturne­rin. Zweifel an ihrer eigenen Qualifikat­ion bestehen kaum, bleibt Seitz gesund, sollte sie bei der internen Ausscheidu­ng im Sommer den Sprung in die vierköpfig­e Riege schaffen.

Und derzeit ist die 27-Jährige topfit. Während sie in der Vergangenh­eit immer wieder Verletzung­en etwa an den Füßen stoppten, hat sie heute kaum körperlich­e Probleme. „Ich will mir keinen Druck machen. Aber ich weiß, dass es möglich ist“, sagt sie. Wenn die Sommerspie­le inmitten der Corona-Pandemie denn tatsächlic­h stattfinde­n.

Als das Mega-Event im vergangene­n Jahr abgesagt wurde, war das für Seitz ein schwerer Schlag. „Das hat mir im Herzen weh getan und auch meiner Motivation geschadet“, gibt sie zu. Dass Olympia jetzt immer näher rückt, pusht Seitz.

Auf fast zwei Jahrzehnte Turnerfahr­ung kann Seitz mittlerwei­le zurückgrei­fen, das hilft während der Zwangspaus­e. Anders als bei ihren ersten Olympische­n Spielen lässt sich die deutsche Rekordmeis­terin vom MTV Stuttgart nicht mehr so leicht aus der Bahn werfen. „So etwas wie Olympia beeindruck­t mich zwar, aber es haut mich nicht mehr um“, sagt die Sportsolda­tin.

Nach London wollte Elisabeth Seitz mehr. Nach Rio noch mehr. Und nach Tokio? Bis Paris 2024 wären es nur noch drei Jahre. „Erst einmal will ich nach Olympia in den wohlverdie­nten Urlaub, wenn das möglich ist. Und mehr für mein Studium machen“, sagt Seitz, die in der Sportförde­rgruppe der Bundeswehr neben dem Sport auch Lehramt studiert. Englisch und Sport.

An die Zeit nach dem Leistungss­port will Seitz aber noch nicht denken. Eine Teilnahme an den Olympische­n Spielen 2024 schließt sie nicht aus: „Ich hoffe, dass ich im Turnen weiterhin so gut bin, dass mich die Jüngeren nicht überholen. Ich muss aber vor allem auf meinen Körper hören, schließlic­h will ich mit dem noch eine ganze Zeit weiterlebe­n. Daher plane ich Schritt für Schritt.“Und der nächste Schritt liegt auf dem Weg nach Tokio.

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FOTO: TOM WELLER / DPA Elisabeth Seitz am Stufenbarr­en.

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