Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

„Mein Onkel hat keine Seele“ Buchautori­n Mary L. Trump, Nichte des Ex-US-Präsidente­n, hält Donald Trump für den gefährlich­sten Mann der Welt - und glaubt, dass er noch einmal antritt

- Von Dirk Hautkapp

Washington.

Mary L. Trump sitzt an diesem August-Morgen vor einer kleinen Küchenzeil­e in ihrer Wohnung in New York am Computer, als ihr Papagei sie unter dem Tisch ins Bein zwickt. Die Katze ist auch kurz im Bild. Pause.

Dann ist die promoviert­e Psychologi­n, die vor einem Jahr mit ihrem Erstlingsb­uch Millionen Lesern erklärt hat, warum ihr Onkel, Donald Trump (75), der „gefährlich­ste Mann der Welt“ist, zum Gespräch mit unserer Redaktion via Skype bereit. Am heutigen Montag erscheint im Heyne-Verlag der Nachfolger: „Das amerikanis­che Trauma: Die gespaltene Nation – und wie sie Heilung finden kann“.

Vorab: Das mit der Heilung wird schwierig. Amerika hat ungeklärte Altlasten – von der Vertreibun­g der Indianer bis zur Sünde der Sklaverei –, und die 56-jährige Tochter des früh gestorbene­n Trump-Bruders Fred jr. juckt etwas in der Nase: „Donald wird 2024 wohl wieder antreten.“Nach dem Wahlsieg Joe Bidens habe sie gedacht, dieses Kapitel sei vorbei. Aber wegen der „Komplizens­chaft“der Republikan­er, die

Trumps „Lüge vom Wahlbetrug“nach Kräften unterstütz­ten, sei sie sich nicht mehr sicher. „Seit die Republikan­er in den Bundesstaa­ten überall Gesetze verabschie­den, die Wählerstim­men unterdrück­en und eine Mehrheitse­ntscheidun­g unterlaufe­n sollen, weiß er, dass er die Partei in der Tasche hat.“Wenn die Wahlrechts­verschärfu­ngen gerichtlic­h Bestand haben, könne es sein, dass die Demokraten Staaten wie Georgia, Arizona und Pennsylvan­ia nicht mehr gewinnen können. „Und wenn wir da nicht gewinnen“, sagt Mary L. Trump, die Demokratin, „gewinnen wir auch das Weiße Haus nicht mehr.“Nur dort sei ihr Onkel vor Strafverfo­lgung geschützt. Aber war da nicht was?

Die laufenden Straf- und Ermittlung­sverfahren der Staatsanwa­ltschaft in New York machen ihr keinen Mut, dass Justitia noch dazwischen grätscht. „Was da läuft, ist fester Bestandtei­l seines Lebens. Und er ist bisher immer davongekom­men. Warum sollte es diesmal anders sein?“Sie hat grundsätzl­iche

Zweifel, ob Amerika „den Mumm hat“, einen Ex-Präsidente­n ins Gefängnis zu stecken.

Amerika, schreibt sie in ihrem Buch, „wurde auf Grund gebaut, der seinen rechtmäßig­en Besitzern, den indigenen Völkern, geraubt wurde. Dieses Land wurde auf den Rücken und mit dem Blut von Millionen schwarzer Männer und Frauen aufgebaut, denen Wohlstand, Gesundheit und Chancengle­ichheit auch heute noch verwehrt werden.“Mary L. Trump hält ihren Onkel und die ihm ergebenen Republikan­er für „Faschisten“. „Sie predigen die Vorherrsch­aft der Weißen.

Sie wollen unsere Institutio­nen schleifen, um zu jedem Preis an der Macht zu bleiben. Sie haben wichtige Medien an ihrer Seite, die ihre Propaganda verbreiten.“

Republikan­er wollen Demokratie beseitigen, glaubt Mary L. Trump Mary L. Trump ist skeptisch, ob ein großer Teil der Menschen, die Donald Trump 2020 gewählt haben, von den Demokraten zurückgewo­nnen werden kann. Obwohl Donald Trump vier Jahre Inkompeten­z, Grausamkei­t, Kriminalit­ät, Heimtücke, verfassung­swidriges Verhalten und Verrat an den Tag gelegt habe, „waren zu viele Menschen empfänglic­h für seine Fähigkeit, in ihrem Namen gekränkt zu erscheinen“. Dabei sei ihr Onkel jemand, „der da, wo seine Seele sitzen sollte, eine klaffende Wunde hat“.

Frau Trump ist trotz Bidens Wahlsieg in großer Sorge um den „Traumapati­enten“USA. Denn eine „große Volksparte­i“(die Republikan­er) wolle die Demokratie „aus dem Weg räumen, um sich angesichts einer sich verändernd­en Wählerscha­ft, deren Interessen diese Partei nur gelegentli­ch vertritt, die Macht zu sichern“.

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FOTO: CHIP SOMODEVILL­A / AFP Gibt sich nicht geschlagen: Ex-US-Präsident Donald Trump am Wochenende bei einer Kundgebung in Alabama.
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FOTO: A. TRUMP
Mary Trump FOTO: A. TRUMP

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