Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Halbe Million Briefwähler erwartet
Landeswahlleiter rechnet mit Verdoppelung der Quote im Vergleich zum Urnengang 2017
Erfurt. In Thüringen könnten mehr als eine halbe Million Menschen ihre Stimme bei der Bundestagswahl bereits im Vorfeld per Brief abgeben. Damit rechnet Landeswahlleiter Günter Krombholz. Er sagt auf Anfrage: „Ein Briefwahlergebnis von circa 40 Prozent könnte für Thüringen voraussichtlich erwartet werden.“Das würde im Vergleich zu 2017 eine Verdoppelung bedeuten. Damals gaben 262.225 Thüringer ihre Stimme per Brief ab. Seine
Prognose stützt der 69-Jährige auf Erfahrungen vergangener Landtagswahlen in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Dort sei zuletzt das doppelte Aufkommen an Briefwählern im Vergleich zu vergangenen Urnengängen registriert worden. Krombholz misst der Briefwahl eine besondere Bedeutung als „wichtigem und tragfähigem Baustein im Wahlsystem“bei, „um die Wahlbeteiligung insgesamt zu steigern“.
Bei Bundestagswahlen in Thüringen gab es stetig mehr Briefwähler. 1990 wählten 47.310 Menschen per Brief, 1994 waren es schon 108.454 Wählerinnen und Wähler. Bei der Bundestagswahl 2017 gab jeder fünfte Thüringer Wähler seine Stimme nicht mehr direkt an der Wahlurne ab – 262.225 Briefwahlstimmen bedeuteten vor vier Jahren ein Aufkommen von 20 Prozent.
Der Landeswahlleiter sieht die Kommunen gut gerüstet für ein deutlich höheres Briefwahlaufkommen. Die Zahl der Wahlvorstände sei erhöht worden und auch die der Wahlhelfer. Die Gemeinden lägen bei der Vorbereitung im Zeitplan. Krombholz geht davon aus, dass das erhöhte Briefwahlaufkommen sich auf die Ergebnisbereitstellung am Wahlabend nicht mit Verzögerungen auswirkt. Er rechnet damit, dass etwa fünfeinhalb Stunden nach Schließung der Wahllokale das Landesergebnis für Thüringen gegen 23.30 Uhr feststehen könnte.
Die Briefwahl ist seit wenigen Tagen möglich. Bis 5. September, so Krombholz, sollen alle Berechtigten ihre Wahlbenachrichtigungen erhalten haben.