Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Missbrauchtes Kind leidet weiterhin an Schlafstörungen
Am Landgericht Gera geht ein Prozess zu Ende, der die Thüringer Justiz seit zwei Jahren beschäftigt. Fälle wurden erst nach und nach bekannt
Gera. Am Landgericht Gera geht demnächst ein Missbrauchsprozess zu Ende, der die Thüringer Justiz mittlerweile in der dritten Hauptverhandlung beschäftigt:
Wer ist angeklagt
Daniel P. und Jessica M. Sie sollen, so wirft es ihnen die Staatsanwaltschaft vor, die damals drei Jahre alte Nichte von M. in ihre Sexualpraktiken einbezogen haben.
Warum zieht sich das Verfahren?
Die Ermittlungen wurden in den vergangenen Monaten immer weiter ausgedehnt. Zunächst war P. mit einer anderen Frau vor der 2. Strafkammer
angeklagt. Beide haben ein wenige Wochen altes Baby in ihre Sexpraktiken einbezogen. Die Frau gestand, wurde verurteilt. In dem Verfahren kam raus, dass es noch einen weiteren Fall gab, in dem P. mit einer anderen Frau eine ähnliche Straftat begangen haben soll.
Wie flog der dritte Fall auf?
Weil Richter Harald Tscherner während der zweiten Verhandlung Datenträger bei der neuen Partnerin von P. sicherstellen ließ.
Welche Rolle spielt Jessica M.?
Sie gab sich in der zweiten Verhandlung als reumütige Zeugin und kümmernde Mutter. Sie und P. haben ein gemeinsames Kind. Nach der Siaussucht. cherstellung der Datenträger flog aber auf, dass sie das Gericht belogen hat. Jetzt sitzt sie gemeinsam mit P. auf der Anklagebank.
Wie „tickt“der Angeklagte?
Bei Daniel P. lässt sich ein Muster erkennen, nachdem er seine Frauen
Die allermeisten von ihnen haben in den vergangenen Monaten als Zeugen vor Gericht ausgesagt und haben eine schwierige Vergangenheit gehabt und nicht selten im Heim gelebt.
Wie verhalten sich die Angeklagten in dieser Verhandlung?
Am jüngsten Prozesstag haben sie ihre Geständnisse erweitert – und mittlerweile nahezu eingeräumt, was ihnen die Anklage vorwirft. Allerdings brauchte es dafür erheblichen Druck des Gerichts.
Wie geht es dem damals dreijährigen Mädchen?
Schlecht. Die Eltern des Kindes – der Vater ist der Bruder der Angeklagten
– sagten beim jüngsten Prozesstag aus. „Sie träumt schlecht, sie hat Schlafstörungen“, berichtet die Mutter im Gerichtssaal. Die Mutter tritt über ihre Anwältin auch als Nebenklägerin auf.
Wie verhalten sich P. und M. zu ihrem eigenen Kind?
Der Angeklagte hat sich nicht geäußert, dafür aber die Kindsmutter. Es habe nie zur Debatte gestanden, etwas mit dem eigenen Kind in diese Richtung zu machen, gibt sie vor Gericht an. Auch P. habe das so gesehen. Er hat noch ein weiteres Kind mit einer anderen Frau.
Wie geht es jetzt weiter?
Der Prozess endet voraussichtlich im Oktober. Bis dahin wird noch der psychiatrische Gutachter aussagen und die Jugendgerichtshilfe wird eine Einschätzung abgeben.
Welche Strafen drohen den beiden Angeklagten?
Bei P. ist für den Fall, dass er schuldig gesprochen wird, von einer mehrjährigen Freiheitsstrafe auszugehen. Das hatte das Gericht auch in den Verhandlungstagen immer wieder angedeutet.
Bei M. steht die Anwendung von Jugendstrafrecht im Raum. Die beiden bereits verurteilten Frauen haben jeweils Jugendstrafen erhalten – allerdings legten sie ein deutlich anderes Aussageverhalten als die jetzt Beschuldigte an den Tag.