Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Missbrauch­tes Kind leidet weiterhin an Schlafstör­ungen

Am Landgerich­t Gera geht ein Prozess zu Ende, der die Thüringer Justiz seit zwei Jahren beschäftig­t. Fälle wurden erst nach und nach bekannt

- Von Fabian Klaus

Gera. Am Landgerich­t Gera geht demnächst ein Missbrauch­sprozess zu Ende, der die Thüringer Justiz mittlerwei­le in der dritten Hauptverha­ndlung beschäftig­t:

Wer ist angeklagt

Daniel P. und Jessica M. Sie sollen, so wirft es ihnen die Staatsanwa­ltschaft vor, die damals drei Jahre alte Nichte von M. in ihre Sexualprak­tiken einbezogen haben.

Warum zieht sich das Verfahren?

Die Ermittlung­en wurden in den vergangene­n Monaten immer weiter ausgedehnt. Zunächst war P. mit einer anderen Frau vor der 2. Strafkamme­r

angeklagt. Beide haben ein wenige Wochen altes Baby in ihre Sexpraktik­en einbezogen. Die Frau gestand, wurde verurteilt. In dem Verfahren kam raus, dass es noch einen weiteren Fall gab, in dem P. mit einer anderen Frau eine ähnliche Straftat begangen haben soll.

Wie flog der dritte Fall auf?

Weil Richter Harald Tscherner während der zweiten Verhandlun­g Datenträge­r bei der neuen Partnerin von P. sicherstel­len ließ.

Welche Rolle spielt Jessica M.?

Sie gab sich in der zweiten Verhandlun­g als reumütige Zeugin und kümmernde Mutter. Sie und P. haben ein gemeinsame­s Kind. Nach der Siaussucht. cherstellu­ng der Datenträge­r flog aber auf, dass sie das Gericht belogen hat. Jetzt sitzt sie gemeinsam mit P. auf der Anklageban­k.

Wie „tickt“der Angeklagte?

Bei Daniel P. lässt sich ein Muster erkennen, nachdem er seine Frauen

Die allermeist­en von ihnen haben in den vergangene­n Monaten als Zeugen vor Gericht ausgesagt und haben eine schwierige Vergangenh­eit gehabt und nicht selten im Heim gelebt.

Wie verhalten sich die Angeklagte­n in dieser Verhandlun­g?

Am jüngsten Prozesstag haben sie ihre Geständnis­se erweitert – und mittlerwei­le nahezu eingeräumt, was ihnen die Anklage vorwirft. Allerdings brauchte es dafür erhebliche­n Druck des Gerichts.

Wie geht es dem damals dreijährig­en Mädchen?

Schlecht. Die Eltern des Kindes – der Vater ist der Bruder der Angeklagte­n

– sagten beim jüngsten Prozesstag aus. „Sie träumt schlecht, sie hat Schlafstör­ungen“, berichtet die Mutter im Gerichtssa­al. Die Mutter tritt über ihre Anwältin auch als Nebenkläge­rin auf.

Wie verhalten sich P. und M. zu ihrem eigenen Kind?

Der Angeklagte hat sich nicht geäußert, dafür aber die Kindsmutte­r. Es habe nie zur Debatte gestanden, etwas mit dem eigenen Kind in diese Richtung zu machen, gibt sie vor Gericht an. Auch P. habe das so gesehen. Er hat noch ein weiteres Kind mit einer anderen Frau.

Wie geht es jetzt weiter?

Der Prozess endet voraussich­tlich im Oktober. Bis dahin wird noch der psychiatri­sche Gutachter aussagen und die Jugendgeri­chtshilfe wird eine Einschätzu­ng abgeben.

Welche Strafen drohen den beiden Angeklagte­n?

Bei P. ist für den Fall, dass er schuldig gesprochen wird, von einer mehrjährig­en Freiheitss­trafe auszugehen. Das hatte das Gericht auch in den Verhandlun­gstagen immer wieder angedeutet.

Bei M. steht die Anwendung von Jugendstra­frecht im Raum. Die beiden bereits verurteilt­en Frauen haben jeweils Jugendstra­fen erhalten – allerdings legten sie ein deutlich anderes Aussagever­halten als die jetzt Beschuldig­te an den Tag.

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FOTO: F. KLAUS Daniel P. verbirgt an jedem Prozesstag sein Gesicht.

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