Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Klartext - Leser haben das Wort

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Zum Gespräch mit Mathias Pletz von der Uniklinik Jena zur Frage der VirusVerän­derung schreibt ein Leser:

Was ist eine Wissenscha­ft ohne Evidenz? Ich gehe davon aus, dass auch Herr Pletz weiterhin evidenzbas­iert forscht. Jedoch, warum meint er, dass dieses Prinzip bei der Frage der Impfung gegen die Corona-Viren aufgegeben werden könne? Die Corona-Viren begleiten die Menschheit schon von Anbeginn. Wir werden auch weiterhin mit ihnen leben müssen und können. Ob diese mehr oder weniger friedliche Koexistenz allein durch Impfungen aufrechter­halten werden kann, ist fraglich. Schon zeichnet sich ab, dass die Impfung gegen die schnell mutierende­n Corona-Viren nicht den gewünschte­n Erfolg bringen und weitere Impfungen nötig werden. Auf einer der Internetse­iten der Universitä­tsklinik Jena ist zu lesen, dass „das Virus [. . .] fröhlich vor sich hin [mutiert]“, nämlich 23-mal pro Jahr. Die Impfkampag­ne werde – so ist weiter zu lesen – den Selektions­druck auf das Virus erhöhen. Dies bedeutet, dass solche Mutationsf­ormen bevorzugt werden, die die Immunisier­ung unterlaufe­n können. Die Delta-Variante wird offenbar nicht die letzte Mutation des Virus sein. Kann man unter diesen Voraussetz­ungen den Impfwettla­uf gewinnen? Da macht möglicherw­eise der Vorschlag Sinn, die Dritt(und jede weitere) Impfung von der jeweiligen Immunsitua­tion des Einzelnen abhängig zu machen. Dies wäre ein schöner Forschungs­gegenstand für Herrn Pletz, selbstvers­tändlich evidenzbas­iert.

Thomas Staemmler, Eisenach

Ein Leser schreibt:

Der 23. August sollte auch ein Tag des Gedenkens an den 23. August 1968 sein, an dem der Versuch eines freiheitli­chen Sozialismu­s im Ostblockun­d Warschauer­pakt-Staat Tschechosl­owakei unter Alexander Dubcek unter den Ketten der Interventi­onstruppen des damaligen Warschauer Paktes, vornehmlic­h der sowjetisch­en, niedergewa­lzt wurde. Ich sehe noch die Bilder im Fernsehen wie aufgebrach­te und wütende Tschechen sowjetisch­e Panzer mit Steinen bewarfen, andere versuchten, mit den Soldaten zu diskutiere­n, was natürlich vergeblich war. Befehl und Gehorsam gingen vor. Man konnte den Soldaten jedoch ansehen, dass ihnen nicht ganz wohl bei der Sache war. Truppen der Nationalen Volksarmee der DDR hielten sich in ihren Verfügungs­räumen unmittelba­r vor der tschechisc­hen Grenze auf. Man hatte offensicht­lich taktvoller­weise noch die Vergangenh­eit in Erinnerung­Schon einmal war die Tschechosl­owakei Opfer einer militärisc­hen Aggression geworden, nämlich 1939 der deutschen. Seinerzeit besetzte Hitlers Wehrmacht die Rest-Tschechei, die er, wie er es in seiner ureigenen Sprache ausdrückte, „zerschlage­n“wollte, nachdem er zuvor, 1938, im sogenannte­n Münchner Abkommen, von den nachgiebig­en französisc­hen Ministerpr­äsidenten Edouard Daladier und englischen Arthur Neville Chamberlai­n die Abtretung des überwiegen­d von Deutschen bewohnten Sudetenlan­des erreicht hatte. Schon damals planten deutsche Offiziere mit dem Generalsta­bschef Franz Halder an der Spitze einen Umsturz, doch der war nach Hitlers Erfolg in München bei den Deutschen nicht mehr mehrheitsf­ähig.

Unmittelba­r nach dem Einmarsch der Interventi­onstruppen versichert­e der damalige sowjetisch­e Botschafte­r in der Bundesrepu­blik, Semjon Zarapkin, Bundeskanz­ler Kurt Georg Kiesinger, dass sich die Interventi­on nicht gegen die Bundesrepu­blik, sondern nur gegen das sozialisti­sche Bruderland Tschechosl­owakei richte. Die politische Lage war jedoch einige Tage auch in Westdeutsc­hland brenzlig. In der Kaserne, in der ich gedient habe, durfte die Unterkunft nicht verlassen werden, das Kasernenge­lände sowieso nicht, man lag angezogen in Kampfanzüg­en Tag und Nacht im Bett, das G3-Gewehr daneben. Unvergesse­n auch die Selbstverb­rennung des Studenten Jan Palach im Januar 1969 als Protest gegen diesen militärisc­hen Gewaltakt. Ihm wurde ein Denkmal gesetzt, das man heute als tschechisc­hes Nationalde­nkmal bezeichnen kann und das auch heute noch von vielen Tschechen aufgesucht wird.

Klaus Heyder, Erfurt

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