Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Amtsärztin Helena Maier: „Wir registrier­en einen Anstieg der Corona-Infektione­n.“Reiserückk­ehrer betroffen

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Dass die Temperatur­en mir gefallen, will ich nicht sagen. Klar haben wir schon andere Wärmegrade in einem August erlebt und auch genossen. Keine Sorge, ich fange jetzt nicht mit der Umwelt oder dem Klima an. Und ich lasse an dieser Stelle mal die seit Jahren in Eisenach spürbare Kostenexpl­osion auf dem regionalen Eismarkt beiseite (Liegt das vielleicht daran, dass das Wort Eis in Eisenach vorkommt?).

Aber in der ewigen Eis-Frage bringt es natürlich seelisch etwas Entlastung, wenn man nicht ständig unter HitzeDruck ist. Wer ein Eis essen will, steht ja unter dauerhafte­m Entscheidu­ngszwang. Nehme ich nun Softeis oder gebe ich mir die Kugel(n)? Und wenn ich im Team Softeis bin, gibt es dann Erdbeer- oder Schoko-Soße drüber? Und das Topping dazu – Smarties, Cookies oder Fruchtgumm­i?

Bei den Kugeln gibt es ebenfalls eine unübersehb­are, teils sehr exotische Auswahl. Man kann Minuten allein mit der Entscheidu­ng über den Inhalt einer kleinen Waffel verbringen. Bleibt man konservati­v, also Stracciate­lla, Vanille, Nuss, oder lieber fruchtig so Mango, Zitrone, Limette oder anders. Mit Sahne oder ohne (Darf sich ungesüßte Sahne überhaupt straffrei Sahne nennen?)

Genau da sind die niedrigen Temperatur­en hilfreich: Ich will gar kein Eis.

Eis mit Wespe

Wartburgre­gion.

Auf Bundeseben­e wird über die Inzidenz 50 debattiert, in vielen Bereich gilt nun die generelle 3-G-Regel und in Thüringen gibt es ein „Frühwarnsy­stem“mit neuen Indikatore­n zur Bewertung von möglichen neuen Einschränk­ungen. Das klingt nach neuerliche­m Durcheinan­der in der Pandemie-Bekämpfung. Für Helena Maier ist es das aber nicht.

Die Amtsärztin des Gesundheit­samtes beim Wartburgkr­eis registrier­t natürlich, dass seit etwa zwei Wochen die Zahl der Corona-Infektione­n wieder zunimmt.

„Es waren zunächst vor allem Reiserückk­ehrer und zumeist ungeimpfte Menschen. Mittlerwei­le sind aber auch geimpfte Menschen darunter, die sich angesteckt haben, aber mit leichten Symptomen.“In dieser Lage ist für sie die 50er-Inzidenz eine besondere Marke. Dann, so ihre Einschätzu­ng, braucht das Gesundheit­samt wieder Verstärkun­g aus anderen Abteilunge­n, um die Kontaktnac­hverfolgun­g abzusicher­n. „Über den Sommer waren wir gut in der Lage, unseren Aufgaben inklusive Pandemie nachzukomm­en“, so Maier. Man sehe aber nun die vierte Welle kommen. „Wir müssen auf steigende Zahlen vorbereite­t sein.“Umso wichtiger bleibe die Einhaltung der Abstands- und Hygienereg­eln.

Aktuelle Werte in Wartburgre­gion liegen im Bereich der Basisstufe

In Thüringen hat der Gesetzgebe­r mit seiner jüngsten Verordnung zwar den 7-Tage-Inzidenzwe­rt als Leitindika­tor, also wichtigste­n Wert, belassen, stellt diesem aber zwei Zusatzindi­katoren an die Seite, die ebenfalls bei der Entscheidu­ng durch die Kreise und kreisfreie­n Städte, wo und wie es zu weiteren Maßnahmen zur Pandemiebe­kämpfung

kommen muss, Einfluss nehmen. Der eine Zusatzindi­kator ist der Schutzwert, der die Zahl der in einer Woche in regionalen Kliniken aufgenomme­nen Covid-Patienten nennt. Dazu kommt der Belastungs­wert, der sich aus der prozentual­en Belegung der Intensivbe­tten in den Thüringer Kliniken ergibt.

Die aktuellen Werte in der Wartburgre­gion liegen für alle drei Indikatore­n im Bereich der untersten Einstufung, der Basisstufe. Die 7-Tage-Inzidenz im Wartburgkr­eis ist binnen 24 Stunden (Stand: 24. August, 0 Uhr) sogar leicht unter die

30-Marke gesunken (29,8, aufgesplit­tet: Stadt 25,5, übriger Kreis

27,7). In der Basisstufe muss der Inzidenzwe­rt unter 35, der Schutzwert unter 4,0 und der Belastungs­wert unter 3 Prozent liegen.

Beim Schutzwert (Covid-Patienten in Kliniken) gab es in der Region einen leichten Anstieg auf 1,2. Im St.-Georg-Klinikum Eisenach werden zwei Covid-19-Patienten auf der Isoliersta­tion betreut. Auf der Intensivst­ation befindet sich kein Corona-Patient, das gilt auch für das Bad Salzunger Klinikum. Nur diese beiden heimischen Akut-Kliniken spielen bei der Berechnung des Wertes eine Rolle, die Kurklinike­n nicht. Der Belastungs­wert in Thüringen liegt bei gerade 0,9 Prozent.

„Wir müssen gut begründen, was wir erreichen wollen“

Sobald nun aber die 7-Tage-Inzidenz und einer der beiden anderen Indikatore­n über die jeweilige Vorgabe steigen, befindet sich die Region in der Warnstufe 1. Und dann, so steht es im Erlass des Landes, soll es zu erweiterte­n Testpflich­ten für Aktivitäte­n in geschlosse­nen Räumen kommen, etwa im Bereich der Gastronomi­e, in Fitnessstu­dios und Sporthalle­n oder bei Übernachtu­ngen. Die gelten jetzt allerdings ohnehin schon bundesweit. Dazu könnten die Kreise aber auch noch neuerliche Begrenzung­en für die Zahl der Teilnehmer an Veranstalt­ungen in geschlosse­nen Räumen, etwa bei Handballsp­ielen des ThSV, und erweiterte Genehmigun­gspflichte­n dafür anordnen.

Es gibt noch zwei weitere Warnstufen, bei denen, je höher die Werte der drei Indikatore­n werden, die Maßnahmen noch verschärft werden. Da wäre in Warnstufe 2 beispielsw­eise wieder Maskenpfli­chten auch im Freien an speziellen Orten möglich, so wie es das in der Eisenacher Fußgängerz­one ja schon gab. Auch für Helena Maier sind, wenn die Zahlen weiter steigen, solche Vorgaben etwa der Maskenpfli­cht im Außenberei­ch für bestimmte Plätze oder zu bestimmten Uhrzeiten vorstellba­r. „Wichtig ist aber, dass wir solche Maßnahmen nur machen, wenn wir sehr gut begründen können, warum wir es tun und was wir erreichen wollen.“

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