Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Nach Schadensbeseitigung am Burschenschaftsdenkmal Eisenach hat Denkmalerhaltungsverein weiter zu tun
Eisenach.
Mit der überwältigenden Spendenbereitschaft vieler Menschen und Firmen aus Eisenach, externer Spender, Förderer und Vereinsmitglieder sowie dem Sachverstand verschiedener Restauratoren und dem Fingerspitzengefühl zahlreicher Handwerker gelang die Beseitigung der immensen Schäden, die durch den Farb- und Teeranschlag einer vermummten Personengruppe am 29. Oktober 2019 am Burschenschaftsdenkmal entstanden.
„Es war darüber hinaus möglich, den Zustand der Inneneinrichtung in Anlehnung an das Original von
1902 wiederherzustellen“, erzählt Axel Zimmermann, Vorsitzender des Denkmalerhaltungsverein. Der Kraftakt unzählig vieler Menschen in den zurückliegenden eineinhalb Jahren mündet am Sonntag, 29. August, in ein Fest zur feierlichen Wiedereröffnung des Denkmals zur deutschen Geschichte. Die Feierlichkeiten auf der Eisenacher Göpelskuppe begleitet ab 10.30 Uhr musikalisch die Eisenacher Jazzband von Alexander Blume und kulinarisch die Eisenacher Metzgerei von Frank Fischer.
Das Deckengemälde und die Natursteinwände reinigten Restauratoren in aufwendigem Verfahren von den Teerverschmutzungen, die Hinweis- und Gedenktafeln erneuerten Fachleute nach den Originalen. Die in der jungen DDR zerstörten Plastiken von Großherzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach, Kaiser Wilhelm, Reichskanzler Otto von Bismarck und der Generalfeldmarschalle von Roon und von Moltke haben dank 3D-Technik die ursprünglichen Plätze auf ihren Sockeln wieder einnehmen können.
Sicherheitsfirma überwacht das Denkmal täglich rund um die Uhr
Die zuvor in diesen Nischen befindlichen Informationstafeln erkunden Besucher nun über einen QRCode. Mobiliar und Vitrinen mit typischen verbindungsstudentischen Ausstellungsstücken kommen neu hinzu.
„Die Fenster sind jetzt durch Panzerglas geschützt – 60.000 Euro hat allein die Fenstersicherung gekostet“, erzählt Axel Zimmermann. Auch in weitere Sicherheits- und Videotechnik investiert der Denkmalerhaltungsverein. Der Schlitz unter der Eingangstür verschwand durch Anhebung der Türschwelle. Das Schlüsselloch, das die ungebetenen Besucher beim Anschlag mit einer
Steinmetz Thomas Handtke entfernt nach vorherigem Einweichen mit Beize die Kaltanstrichspritzer mit einem industriellen Nasssauger.
Paste beschmierten, erhielt einen speziellen Zusatzschutz. „Eine Sicherheitsfirma überwacht das Denkmal jetzt täglich 24 Stunden rund um die Uhr und kann über Lautsprecher bei Bedarf Personen ansprechen“, sagt der Vereinsvorsitzende, der gegen feiernde Jugendliche am Denkmal nichts hat. Der Anschluss des Denkmals an ein eigenes Glasfaserkabel rückt immer stärker in den Fokus.
Auch wenn der Vereinsvorsitzende den Anschlag auf das allerschärfste verurteilt, bringt der 29. Oktober 2019 auch einen positiven Effekt mit sich. „Seit dem Anschlag haben wir einen starken Mitgliederzuwachs“,
freut sich Axel Zimmermann über die nun auf rund 1200 Mitglieder gewachsene Zahl.
Die Entfernung des durch den Anschlag beschädigten Mobiliars fördert den Grundstein im Boden ans Tageslicht, den das stark lädierte Relief des Burschenschafterzirkels schmückt. Der Denkmalerhaltungsverein plant, den verzierten Trittstein zukünftig mit einer Glasplatte zu schützen.
Die vier zerstörten Gedenktafeln für die in den Kriegen 1864, 1866 und 1870/71 gefallenen Burschenschafter sollen in die vier dafür vorgesehenen Nischen im Turminneren zurückkehren. Die Aufträge für
Mit rosa und violetter Farbe wurde das Denkmal Ende Oktober 2019 beschädigt.
die exakte Nachbildung erteilt der Denkmalerhaltungsverein bereits. Die Hälfte dieser Kosten finanziert sich durch Spenden.
Der Denkmalerhaltungsverein will nach den Sanierungsarbeiten am Denkmal verstärkt den Fokus auf das Außengelände legen. Eine Thüringer Gartenbaufirma erhielt den Auftrag für die Neugestaltung der Fläche hinter dem Denkmal. Diese Fläche soll einen einheitlichen Belag aus Schotterrasen erhalten, wie er schon bei den Flächen neben der Langemarck-Gedenkstätte ausgeführt wurde. Besonders an den Hanglagen nimmt eine Gartenbaufirma in den nächsten Jahren verschiedene Anpflanzungen vor.
Auch die Stützmauer am Hoteleingang in Richtung Denkmal möchte der Erhaltungsverein statisch stabilisieren und eine weitere Außenterrasse mit Wartburgblick schaffen. Die Langemarck-Gedenkstätte benötigt ebenfalls eine Kur. Die Südwestecke des Gedenksteins muss neu mit Werksteinen aufgemauert werden. Auch an der gegenüberliegenden Rückwand zum Denkmal zeigen sich erhebliche Schäden. Die Kostenschätzung liegt bei 71.000 Euro.