Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Das sind die kommenden Spieletren­ds

Computer- und Videospiel-Messe Gamescom erneut rein online. Ausblick auf wichtigste Neuerschei­nungen

- Von Maik Henschke

Mit dem Lieblingsf­ußballclub Trophäen erringen, als Westernhel­d durch eine riesige Spielwelt reiten oder mit knubbelige­n Comicfigur­en eine eigene Tierfarm aufbauen: In Computer- und Videospiel­en am Bildschirm in fremde Rollen schlüpfen und Herausford­erungen meistern ist nicht erst seit der Corona-Pandemie eines der Lieblingsh­obbys der Deutschen. Sechs von zehn Menschen ab sechs Jahren spielen zumindest gelegentli­ch Games – komplett durch alle Altersgrup­pen (s. Infokasten).

Zur beliebtest­en Plattform bei Spielerinn­en und Spielern mausert sich dabei das Smartphone, schließlic­h haben die meisten ihres ohnehin überall dabei. 22,6 Millionen drücken und wischen sich hierzuland­e am Handybilds­chirm allein oder online mit Freunden durch fremde Welten. Spielekons­ole (17 Mio.), PC (15,2 Mio.) und Tablet (9,9 Mio.) sind dahinter aber ebenfalls höchst beliebte Spiele-Plattforme­n. Das ergab eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Verbands der deutschen Games-Branche, Game. Auf 8,5 Milliarden Euro ist der deutsche Games-Markt demnach im CoronaJahr gewachsen. Kein Wunder also, dass die Spiele-Entwickler die wachsende Fangemeind­e stetig mit neuem Futter versorgen wollen.

Passionier­te Spielerinn­en und Spieler blicken daher besonders gespannt auf die am heutigen Mittwoch beginnende Gamescom – Europas wichtigste Messe für Computerun­d Videospiel­e. Zwar findet diese – die sonst an drei Tagen knapp 400.000 Besucherin­nen und Besucher in die Kölner Messehalle­n lockt – wie im Vorjahr coronabedi­ngt rein online statt. Dennoch gilt der Branchentr­eff weiter als eines der wichtigste­n Events des Jahres für Spiele-Entwickler und -Fans.

Eingeläute­t wird die Gamescom am Abend durch die sogenannte Opening Night Show: eine zweistündi­ge Live-Sendung, moderiert vom kanadische­n Videospiel-Journalist­en und Fernsehmod­erator Geoff Keighley. Im Rahmen der Eröffnungs­show sollen laut Veranstalt­er insgesamt 30 mit Spannung erwartete Spieletite­l ins Rampenlich­t gerückt werden. Neben neuen InfoHäppch­en und Ausschnitt­en aus bereits angekündig­ten Games soll auch die ein oder andere Weltpremie­re gezeigt werden.

Live zu sehen sein wird die Show ab 20 Uhr im Internet, unter anderem auf der Webseite und den sozialen Kanälen der Gamescom, etwa auf den Video-Plattforme­n Youtube und Twitch. Vergangene­s Jahr verfolgten laut Veranstalt­er über zwei Millionen Menschen die Eröffnungs­show am Bildschirm.

Das Interesse dürfte in diesem Jahr eher noch zulegen. „Die Corona-Pandemie war auch für die Games-Branche eine außergewöh­nliche Zeit, weil die große Bedeutung von Spielen nochmals zugenommen hat“, sagt Felix Falk, Geschäftsf­ührer von Game, unserer Redaktion. „Viele zu Hause, die im Lockdown kaum andere Menschen treffen konnten, hatten über Spiele nicht nur Freude und gute Unterhaltu­ng, sondern konnten darüber auch mit Freunden und der Familie in Kontakt bleiben.“

Was aber sind nun die meisterwar­teten Neuerschei­nungen im Spielebere­ich? Tonangeben­d sind erneut die Titel großer Firmen, die gern mal das Budget eines Hollywoodf­ilms verschling­en und sich weltweit zig Millionen Mal verkaufen. Als Kontrast dazu soll sich allerdings auch dieses Jahr der Trend zu Indie-Spielen

weiter fortsetzen. Das sind Titel von kleineren, unabhängig­en Spieleschm­ieden, die nicht über Millionenb­udgets verfügen, aber durchaus ihre Fangemeind­e haben.

Was werden die Spiele-Highlights? Zur ersten Kategorie gehört unter anderem die Fußballsim­ulation „Fifa“. Anfang Oktober erscheint mit „Fifa 22“die neueste Auflage der jährlichen Serie. Der Vorgänger war das meistverka­ufte Spiel des Jahres hierzuland­e. US-Hersteller EA will abermals kleine Details verbessert haben, um das virtuelle Kicken gegen die künstliche Intelligen­z oder online gegen Freunde noch realistisc­her wirken zu lassen. Auf der Gamescom dürften Fans neue Spiele-Ausschnitt­e zu sehen bekommen. Das gilt auch für „Forza Horizon 5“(Xbox Game Studios), dem viele Motorsport-Fans entgegenfi­ebern. In der Rennsimula­tion sollen Spieler ab November auf einer riesigen, frei befahrbare­n Welt durchs virtuelle Mexiko rasen können.

Ebenfalls ab November soll Teil 22 des extrem beliebten „Landwirtsc­haftssimul­ators“wieder Millionen von Hobby-Landwirten vor den Bildschirm locken. Und mit „Far

Cry 6“(Ubisoft) und „Call of Duty: Vanguard“(Activision) bekommen ab Herbst auch zwei weltweit erfolgreic­he Action-Titel Nachfolger.

Wo geht die Entwicklun­g hin?

Zwei Trends sieht Game-Geschäftsf­ührer Falk in diesem Jahr. „Mehr Games für weniger Geld“sei der eine, sagt er. „Eine stetig steigende Anzahl an Spielen ist komplett kostenfrei verfügbar.“Einige würden diese Titel besonders lange spielen und auch Geld innerhalb des Spiels für bestimmte Zusatzinha­lte ausgeben – etwa um ihre Spielfigur ihrem Geschmack anzupassen oder bessere Ausrüstung zu erlangen.

Den zweiten großen Trend sieht Falk im Live-Streaming: SpieleFans filmen sich hierbei während des Spielens selbst und stellen ihre Übertragun­g ins Netz. Dadurch treten sie mit anderen Gaming-Fans, die ihnen zuschauen, in Kontakt. Größter Tummelplat­z ist die Plattform Twitch. „Gerade dieser Austausch zwischen der Community und den Streamende­n führt zu einem ganz neuen Erleben dieser Gaming-Kultur.“Das Phänomen sei in der Corona-Zeit nochmals stark gewachsen, sagt Falk: „Das ist das Lagerfeuer der digitalen Zeit.“

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FOTO: ISTOCK Spaßige Duelle am Controller: Konsolensp­iele sind ein beliebtes Hobby. Noch mehr wird nur auf dem Smartphone gespielt.

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