Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Das sind die kommenden Spieletrends
Computer- und Videospiel-Messe Gamescom erneut rein online. Ausblick auf wichtigste Neuerscheinungen
Mit dem Lieblingsfußballclub Trophäen erringen, als Westernheld durch eine riesige Spielwelt reiten oder mit knubbeligen Comicfiguren eine eigene Tierfarm aufbauen: In Computer- und Videospielen am Bildschirm in fremde Rollen schlüpfen und Herausforderungen meistern ist nicht erst seit der Corona-Pandemie eines der Lieblingshobbys der Deutschen. Sechs von zehn Menschen ab sechs Jahren spielen zumindest gelegentlich Games – komplett durch alle Altersgruppen (s. Infokasten).
Zur beliebtesten Plattform bei Spielerinnen und Spielern mausert sich dabei das Smartphone, schließlich haben die meisten ihres ohnehin überall dabei. 22,6 Millionen drücken und wischen sich hierzulande am Handybildschirm allein oder online mit Freunden durch fremde Welten. Spielekonsole (17 Mio.), PC (15,2 Mio.) und Tablet (9,9 Mio.) sind dahinter aber ebenfalls höchst beliebte Spiele-Plattformen. Das ergab eine aktuelle Umfrage im Auftrag des Verbands der deutschen Games-Branche, Game. Auf 8,5 Milliarden Euro ist der deutsche Games-Markt demnach im CoronaJahr gewachsen. Kein Wunder also, dass die Spiele-Entwickler die wachsende Fangemeinde stetig mit neuem Futter versorgen wollen.
Passionierte Spielerinnen und Spieler blicken daher besonders gespannt auf die am heutigen Mittwoch beginnende Gamescom – Europas wichtigste Messe für Computerund Videospiele. Zwar findet diese – die sonst an drei Tagen knapp 400.000 Besucherinnen und Besucher in die Kölner Messehallen lockt – wie im Vorjahr coronabedingt rein online statt. Dennoch gilt der Branchentreff weiter als eines der wichtigsten Events des Jahres für Spiele-Entwickler und -Fans.
Eingeläutet wird die Gamescom am Abend durch die sogenannte Opening Night Show: eine zweistündige Live-Sendung, moderiert vom kanadischen Videospiel-Journalisten und Fernsehmoderator Geoff Keighley. Im Rahmen der Eröffnungsshow sollen laut Veranstalter insgesamt 30 mit Spannung erwartete Spieletitel ins Rampenlicht gerückt werden. Neben neuen InfoHäppchen und Ausschnitten aus bereits angekündigten Games soll auch die ein oder andere Weltpremiere gezeigt werden.
Live zu sehen sein wird die Show ab 20 Uhr im Internet, unter anderem auf der Webseite und den sozialen Kanälen der Gamescom, etwa auf den Video-Plattformen Youtube und Twitch. Vergangenes Jahr verfolgten laut Veranstalter über zwei Millionen Menschen die Eröffnungsshow am Bildschirm.
Das Interesse dürfte in diesem Jahr eher noch zulegen. „Die Corona-Pandemie war auch für die Games-Branche eine außergewöhnliche Zeit, weil die große Bedeutung von Spielen nochmals zugenommen hat“, sagt Felix Falk, Geschäftsführer von Game, unserer Redaktion. „Viele zu Hause, die im Lockdown kaum andere Menschen treffen konnten, hatten über Spiele nicht nur Freude und gute Unterhaltung, sondern konnten darüber auch mit Freunden und der Familie in Kontakt bleiben.“
Was aber sind nun die meisterwarteten Neuerscheinungen im Spielebereich? Tonangebend sind erneut die Titel großer Firmen, die gern mal das Budget eines Hollywoodfilms verschlingen und sich weltweit zig Millionen Mal verkaufen. Als Kontrast dazu soll sich allerdings auch dieses Jahr der Trend zu Indie-Spielen
weiter fortsetzen. Das sind Titel von kleineren, unabhängigen Spieleschmieden, die nicht über Millionenbudgets verfügen, aber durchaus ihre Fangemeinde haben.
Was werden die Spiele-Highlights? Zur ersten Kategorie gehört unter anderem die Fußballsimulation „Fifa“. Anfang Oktober erscheint mit „Fifa 22“die neueste Auflage der jährlichen Serie. Der Vorgänger war das meistverkaufte Spiel des Jahres hierzulande. US-Hersteller EA will abermals kleine Details verbessert haben, um das virtuelle Kicken gegen die künstliche Intelligenz oder online gegen Freunde noch realistischer wirken zu lassen. Auf der Gamescom dürften Fans neue Spiele-Ausschnitte zu sehen bekommen. Das gilt auch für „Forza Horizon 5“(Xbox Game Studios), dem viele Motorsport-Fans entgegenfiebern. In der Rennsimulation sollen Spieler ab November auf einer riesigen, frei befahrbaren Welt durchs virtuelle Mexiko rasen können.
Ebenfalls ab November soll Teil 22 des extrem beliebten „Landwirtschaftssimulators“wieder Millionen von Hobby-Landwirten vor den Bildschirm locken. Und mit „Far
Cry 6“(Ubisoft) und „Call of Duty: Vanguard“(Activision) bekommen ab Herbst auch zwei weltweit erfolgreiche Action-Titel Nachfolger.
Wo geht die Entwicklung hin?
Zwei Trends sieht Game-Geschäftsführer Falk in diesem Jahr. „Mehr Games für weniger Geld“sei der eine, sagt er. „Eine stetig steigende Anzahl an Spielen ist komplett kostenfrei verfügbar.“Einige würden diese Titel besonders lange spielen und auch Geld innerhalb des Spiels für bestimmte Zusatzinhalte ausgeben – etwa um ihre Spielfigur ihrem Geschmack anzupassen oder bessere Ausrüstung zu erlangen.
Den zweiten großen Trend sieht Falk im Live-Streaming: SpieleFans filmen sich hierbei während des Spielens selbst und stellen ihre Übertragung ins Netz. Dadurch treten sie mit anderen Gaming-Fans, die ihnen zuschauen, in Kontakt. Größter Tummelplatz ist die Plattform Twitch. „Gerade dieser Austausch zwischen der Community und den Streamenden führt zu einem ganz neuen Erleben dieser Gaming-Kultur.“Das Phänomen sei in der Corona-Zeit nochmals stark gewachsen, sagt Falk: „Das ist das Lagerfeuer der digitalen Zeit.“