Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Paralympische Spiele eröffnet
Japans Kaiser eröffnet Paralympics. Farbenfrohe Feier. 4400 Aktive mit Handicap dabei
Tokio. Bei den Paralympischen Spielen, die am Dienstag in der japanischen Hauptstadt eröffnet wurden, gehen 4400 Sportler aus 161 Ländern an den Start. Sechs von ihnen kommen aus Thüringen.
Mit einer farbenfrohen, einfühlsamen und künstlerisch-verspielten Eröffnungsfeier haben die wohl außergewöhnlichsten Paralympischen Spiele begonnen. Unter dem ermutigenden Titel „We have wings“(„Wir haben Flügel“) boten die japanischen Darstellerinnen und Darsteller, darunter viele Behinderte, eine Show, die etwas von einem fröhlichen Zirkus hatte.
Die Zeremonie vor coronabedingt leeren Zuschauerrängen, aber in Anwesenheit von Kaiser Naruhito und Ehrengästen wie IOC-Präsident Thomas Bach, strahlte Wärme aus und sollte nicht nur Behinderte, sondern der ganzen pandemiegeplagten Welt Hoffnung und zugleich Mut zum Wandel machen. „Ich kann es nicht glauben, dass wir tatsächlich hier sind“, sagte Andrew Parsons, Präsident des Internationalen Paralympischen Komitees (IPC), mit Blick auf die einjährige Verschiebung: „Von morgen an beginnen die paralympischen Athleten
wieder, die Welt zu verändern.“Um 22.08 Uhr Ortszeit erklärte Kaiser Naruhito die XVI. Sommerspiele für eröffnet.
Das von der Polizei abgeriegelte Olympiastadion, vor dem es bei der Eröffnung der Olympischen Spiele zu Protesten gekommen war, verwandelte sich in einen quirligen „Para-Flughafen“. Über der Arena stieg ein Feuerwerk auf, bevor die Para-Athletinnen und Para-Athleten aus 159 Nationen zu einheizender Musik „landeten“. Als erstes zog das Flüchtlingsteam unter Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln in das fast leere Stadion ein. Als „Zeichen der Solidarität“mit den afghanischen Para-Athleten, die wegen der Machtübernahme der Taliban nicht nach Tokio kommen können, wurde als fünfte die Flagge Afghanistans von einem Freiwilligen ins Stadion getragen.
Das „Team D“wurde von RadParalympics-Sieger Michael Teuber und der Rollstuhlbasketballerin Mareike Miller angeführt. Sie trugen die deutsche Fahne gemeinsam haltend ins Stadion. Prothesensprinter Johannes Floors war einer der sechs internationalen Athleten, die die paralympische Flagge tragen durften. Insgesamt sind 133 deutsche Sportler in Tokio, wo rund 4400 Aktive aus 161 Nationen um die Medaillen kämpfen, dabei. Darunter auch sechs Thüringer.
Dass Menschen auch mit Behinderungen über sich hinauswachsen können, erzählte die Feier wie in einem Märchen. Protagonistin war ein Mädchen im Rollstuhl in Gestalt eines kleinen Flugzeugs, das nur einen Flügel hat. Es hatte den Traum vom Fliegen aufgegeben. Doch dann sieht sie Gestalten wie aus Manga-Comics um sich, die trotz körperlicher Behinderungen vor Leben nur so strotzen und zu Rockmusik tanzen. Von ihnen inspiriert und angefeuert, beginnt das kleine Flugzeug zu spüren, dass es auch fliegen kann. Dies ist die Botschaft der Paralympics.