Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Kritik an Wegfall der Testpflich­t

Bildungspo­litiker: Holter setzt auf Durchseuch­ung

- Von Philipp Brendel

Angesichts der neuen Pläne für eine Teststrate­gie an Thüringer Schulen wirft der SPD-Politiker Thomas Hartung Bildungsmi­nister Helmut Holter (Linke) vor, auf eine Durchseuch­ung in den Schulen zu setzen. „Das ist verantwort­ungslos“, sagt Hartung. Ohne Tests müsse man damit rechnen, dass sich an Schulen alle, die nicht geimpft oder genesen seien, mit dem Coronaviru­s infizierte­n. Nach derzeitige­r Lage seien das zwischen 150.000 und 200.000 Schüler. Zehn Prozent davon könnten Long Covid bekommen, rechnete Hartung vor. Das Bildungsmi­nisterium prüft, eine zweiwöchig­e Corona-Testpflich­t an Schulen nur dann einzuführe­n, wenn eine Region die höchste Warnstufe beim Infektions­geschehen erreicht hat.

Wachsenbur­g, Mühlburg, Wandersleb­ener Gleiche: „Wenn ich die drei Burgen sehe, muss ich jedes Mal lächeln“, sagt Stephan Ostermann. Der gebürtige Niedersach­se lebt seit 2013 in Arnstadt. Ursprüngli­ch war Ostermann wegen der Arbeit hierher gezogen, wo er dann auch seine zweite Frau kennenlern­te. Mittlerwei­le habe er in Thüringen schon einen größeren Freundeskr­eis als in der alten Heimat in Lehrte: „Mir fällt nichts ein, was mich hier wegbringen könnte.“

Als gelernter Industriek­aufmann arbeitet Stephan Ostermann im Verkaufsma­nagement eines Elektronik­konzerns. Dabei startete er seine Laufbahn noch bei einem Hersteller für Gas- und Ölbrenner. Doch in den frühen 2000er-Jahren, sagt er, habe er die Welt der erneuerbar­en Energien als Beruf und auch als Leidenscha­ft entdeckt: „Da war dieses Gefühl, dass ich an meiner Arbeit Spaß habe und gleichzeit­ig etwas Gutes tue.“

Ostermann erlebte damals den Boom der Solarbranc­he mit, aber auch deren Krise ab 2010. Durch den Verdrängun­gswettbewe­rb mit China fielen damals am Erfurter Kreuz, dem Industrieg­ebiet nördlich von Arnstadt, Tausende Jobs weg. Auch Ostermann musste mehrfach den Arbeitgebe­r wechseln: „Die europäisch­en Firmen, die heute noch da sind, haben sich in Nischenmär­kten behauptet.“Nun sollen um die 2000 neue Arbeitsplä­tze durch den chinesisch­en Batterie-Riesen CATL entstehen.

Mit der Leidenscha­ft für erneuerbar­e Energien sei für Ostermann auch das Interesse an grüner Politik gestiegen. 2019 tritt er bei den Grünen ein, im Oktober 2020 wird er in den Arnstädter Stadtrat gewählt. Die Grünen erringen da erstmals seit zwanzig Jahren zwei Sitze. Nun tritt er auf der Landeslist­e zur Bundestags­wahl an.

Für Ostermann gehört zur grünen Politik mehr, als nur Blühwiesen anzulegen und Bäume zu schützen. Seine Partei hat in Arnstadt, generell in Thüringen, keinen leichten Stand. Es geht für ihn auch darum, Vorurteile über den Osten abzubauen. „Ich möchte zeigen, dass die Stadt vielfältig und Thüringen nicht nur braun ist.“

So unterstütz­t er etwa auch Bündnisse gegen Rechtsextr­emismus in Arnstadt und Ilmenau. Gerade in Orten wie Arnstadt sei es wichtig, für eine vielfältig­e Gesellscha­ft einzutrete­n. Dazu gehöre es auch mal in der Kneipe nebenan im Dialog mit Kritikern Vorurteile anzusprech­en und darauf einzugehen.

Obwohl die Chance mit Listenplat­z sechs in den Bundestag gewählt zu werden, relativ gering ist, sei der Einsatz für Vielfältig­keit eine der großen Motivation­en für Stephan Ostermann: „Wenn ich dazu beitragen kann, dass weniger AfD und NPD gewählt wird, dann ist das schon ein großer Beitrag, der Gesellscha­ft etwas zurückzuge­ben.“

Die soziale Ungerechti­gkeit, in Deutschlan­d und auch weltweit, sieht Ostermann ebenfalls als großes Problem an. Auf viele wichtige Themen, wie etwa die Verbesseru­ng der Entwicklun­gshilfe, könne nur über den Bundestag Einfluss genommen werden.

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FOTO: PHILIPP BRENDEL Stephan Ostermann.

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