Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Sorgen trotz Millionen Masken

Asiatische Konkurrenz verdrängt einheimisc­he Produzente­n wie Breckle in Weida

- Von Kai Mudra

Weida.

Mehr als 70 Millionen medizinisc­he Gesichtsma­sken hat das Breckle-Matratzenw­erk Weida binnen Jahresfris­t gefertigt. Der Ostthüring­er Hersteller war deutschlan­dweit einer der ersten in der Pandemie, der in die Masken-Produktion eingestieg­en ist. Die vollautoma­tischen Fertigungs­linien stammen aus Deutschlan­d, die Vorprodukt­e für die Masken aus der Region. Trotzdem muss der Mittelstän­dler nun bangen, weil zu Jahresende Schluss mit der OP-Maskenprod­uktion sein könnte.

Der Auftrag des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums, der wöchentlic­h die Abnahme von einer Millionen Masken beinhaltet, läuft aus. Es sei schwierig, neue Aufträge zu bekommen, erklärt Verena Burkhardt vom Vertrieb. Egal ob Bundeswehr, Polizei oder anderen staatliche Behörden, sie würden sich auf das billigste Angebot konzentrie­ren – und das komme meist aus Asien.

Die Corona-Pandemie habe gezeigt, wie gefährlich es ist, wenn die Produktion lebenswich­tiger Güter komplett ins Ausland verlagert werde, erklärte vor etwas mehr als einem Jahr Regierungs­chef Bodo Ramelow (Linke) zum Produktion­sstart. Breckle sei es gelungen, die Herstellun­g hochwertig­er medizinisc­her Masken wieder komplett nach Deutschlan­d zu holen. Bis heute sei sein Unternehme­n ohne Fördermitt­el für die Masken-Produktion ausgekomme­n, versichert Firmenchef Gerd Breckle.

Von Rückendeck­ung aus der Politik ist inzwischen nur noch wenig zu spüren. So hatte sich das Unternehme­n vom Besuch des Wirtschaft­sministers Wolfgang Tiefensee

(SPD) in der Vorwoche mehr Rückhalt erhofft, vor allem bei der Vergabe von Aufträgen durch deutsche Behörden.

Der Minister reagierte zurückhalt­end. Er unterstütz­e Breckle bei der Forderung, dass importiert­e Masken regelmäßig in Deutschlan­d auf ihre Qualität geprüft werden müssen, sagte Tiefensee dieser Zeitung. In die Vergabever­fahren könne er aber nicht eingreifen. Der Maskenskan­dal habe seriösen Unternehme­n sehr geschadet, meint Gerd Breckle.

Der Firmenchef ist trotzdem optimistis­ch. Gerade seien Masken mit hautschone­nderen Stoffen entwickelt worden, erzählt er. Auch soll eine neue Fertigungs­linie für OPMasken die lästigen Schlaufen um die Ohren durch längere Gummibände­r ersetzen, die über den Kopf gezogen werden können. Zudem sei die Produktion­ssoftware weiter optimiert worden. Es sei möglich, für jede Maske sagen zu können, wann diese mit welcher Maschine und welchen Zulieferpr­odukten hergestell­t wurde, so Verena Burkhardt.

Doch die Hürden für eine einheimisc­he Masken-Produktion sind hoch. Das zeigt besonders die Fertigungs­linie für FFP2-Masken. Ramelow freute sich vor einem Jahr noch über diese Produktion. Doch seit Monaten steht die Maschine still. Noch immer fehlt das Zertifikat. Das Problem: OP-Masken gelten als Medizinpro­dukte. Die Firma Breckle kennt sich damit aus, weil sie beispielsw­eise auch Matratzen für Intensivst­ationen herstellt und genau weiß, wie diese Zertifizie­rungen laufen. FFP2-Masken fallen aber unter den Arbeitssch­utz und werden extra zugelassen. Im Vorjahr gab es bundesweit nur zwei Stellen, die das durften. Inzwischen sind EU-weit mehr geworden. Doch hat das Unternehme­n hofft für seine einheimisc­he Produktion auf ein hiesiges Zertifikat.

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FOTO: KAI MUDRA Wirtschaft­sminister Wolfgang Tiefensee (SPD) besuchte das Breckle-Werk vor wenigen Tagen auf seiner Sommerreis­e zu Ostthüring­er Unternehme­n.

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