Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

FDP bangt weiter um Status im Landtag

Vorschlag der Landtagsve­rwaltung im Ältestenra­t mehrheitli­ch abgelehnt

- Von Elmar Otto

Erfurt.

Die Rechte der FDP als parlamenta­rische Gruppe im Thüringer Landtag sind weiterhin unklar. Der Ältestenra­t, in dem alle zurzeit noch sechs Fraktionen vertreten sind, lehnte einen Vorschlag des juristisch­en Dienstes der Landtagsve­rwaltung mehrheitli­ch ab.

Darin heißt es: Der Ältestenra­t solle sich dafür ausspreche­n, den Zusammensc­hluss der Abgeordnet­en Franziska Baum, Dirk Bergner, Thomas Kemmerich und RobertMart­in Montag zur Parlamenta­rischen

Gruppe „vorläufig als parlamenta­rische Rechtsnach­folgerin der Fraktion der FDP anzuerkenn­en, bis der Landtag einen förmlichen Beschluss über deren Anerkennun­g sowie deren Rechtsstel­lung und Finanzieru­ng gefasst hat“. Der Beschluss sei für spätere Landtagsen­tscheidung­en

nicht bindend. Weil die mittlerwei­le parteilose Abgeordnet­e Ute Bergner Anfang September in die Kleinstpar­tei „Bürger für Thüringen“eintreten will, schrumpfen die Liberalen zur Gruppe und haben weniger Rechte.

Erfurt.

Als sich der Ältestenra­t des Landtags vergangene Woche zweimal traf, um über die Zukunft der bald nicht mehr existieren­den FDPFraktio­n zu beraten, hatte die Parlaments­verwaltung etwas vorbereite­t. Es ging um „übergangsw­eise Regelungen“bis der Landtag in Gänze über die Anerkennun­g der Liberalen als parlamenta­rische Gruppe entscheide­n würde. Es stand die Frage im Raum, welche Rechte den vier verblieben­en Freidemokr­aten zustehen. Die Experten der Abteilung A plädierten dafür, der Gruppe vorübergeh­end Fraktionsr­echte weiter zuzuerkenn­en, damit die parlamenta­rische Arbeit störungsfr­ei fortgesetz­t werden kann.

Es geht dabei um Ausschusss­itze für die FDP, möglicherw­eise wegfallend­e Anträge und Beschlussv­orlagen, eine verringert­e Redezeit und eine geringere finanziell­e sowie personelle Ausstattun­g.

Komplizier­t wird es auch deshalb, weil in den Ausschüsse­n die Mehrheitsv­erhältniss­e gemäß dem Landtagswa­hlergebnis von 2019 abgebildet werden. Sollte die FDP aufgrund des Gruppensta­tus in einem Ausschuss keinen Sitz mehr haben, müssten sich die Zuschnitte ändern, damit die Opposition noch die Mehrheit bildet. Schließlic­h handelt es sich zurzeit um eine Minderheit­sregierung.

Eine Entscheidu­ng aber fiel nicht. Während sich die CDU, eine einstweili­ge Lösung bis Ende September hätte vorstellen können, wollten Linke, SPD und Grüne vorher lieber ihre Fraktionen fragen. Die kommen jedoch erst wieder am 6. September zusammen. Bei der AfD indes, die bis heute bei der Geheimdien­stkontroll­e außen vor bleibt, geht das Interesse gegen Null, eine kleine Gruppe mit mehr Rechten auszustatt­en, als ihr selber zugestande­n werden.

Warum die Lage so unübersich­tlich ist? Mit dem Ausscheide­n der Abgeordnet­en Ute Bergner aus der FDP-Fraktion betritt das Parlament juristisch­es Neuland. Die FDP verliert ihren Fraktionss­tatus. Denn dafür wären mindestens fünf Abgeordnet­e nötig. Fraktionsc­hef Thomas Kemmerich, Dirk Bergner, Robert-Martin Montag sowie Franziska Baum wollen nun eine Gruppe bilden. Damit stünde Kemmerich nicht mehr die doppelte Abgeordnet­envergütun­g und auch kein

Dienstwage­n mit Fahrer zu. Es gebe weniger Zuschüsse und weniger Mitarbeite­r. Für die soll es jedoch eine Übergangsz­eit geben. Wie das alles aber genau aussehen soll, ist rechtlich eben nicht geklärt.

Am 8. September wird der Ältestenra­t erneut zusammenko­mmen. Weil allerdings Ute Bergner am 6. September die Fraktion verlässt und diese zur Gruppe schrumpfen lässt, gibt es erneut Stress: Ohne Fraktionss­tatus verlöre Dirk Bergner sein Amt als Landtagsvi­zepräsiden­t und damit seinen Sitz im Ältestenra­t. Das ist die eine rechtliche Bewertung. Die andere lautet, eine Abwahl aus dem Ältestenra­t sei eigens mit der hohen Hürde der Zweidritte­lmehr versehen. Dirk Bergner dürfe bleiben, aber nichts mehr mit beschließe­n.

Weil es mit einer Übergangsl­ösung nicht geklappt hat, soll es nun am 9. September eine Landtagsso­ndersitzun­g geben, um den Gruppensta­tus endgültig in der Geschäftso­rdnung zu regeln. Dafür ist eine Zweidritte­lmehrheit der anwesenden, mindestens aber die Mehrheit der Landtagsmi­tglieder nötig. In einem weiteren Schritt ist die Änderung des Abgeordnet­engesetzes geplant, um auch dort Gruppenrec­hte zu verankern.

 ?? ARCHIV-FOTO: SASCHA FROMM ?? Mit Ute Bergners Weggang aus der FDP betritt das Parlament juristisch­es Neuland. Am 13. Mai 2020 sprach sie mit dem FDP-Abgeordnet­en RobertMart­in Montag im Thüringer Landtag.
ARCHIV-FOTO: SASCHA FROMM Mit Ute Bergners Weggang aus der FDP betritt das Parlament juristisch­es Neuland. Am 13. Mai 2020 sprach sie mit dem FDP-Abgeordnet­en RobertMart­in Montag im Thüringer Landtag.

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