Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Qualität vor Beitragsfr­eiheit

Offene Kindergart­en-Stellen bleiben im Durchschni­tt drei Monate unbesetzt

- Von Elena Rauch

Erfurt.

Mit Blick auf den Befund der Kita-Studie schlägt Grünen-Fraktionsv­orsitzende Astrid-RotheBeinl­ich einen Stufenplan vor, um bis 2030 den Betreuungs­schlüssel so zu verbessern, dass eine Erzieherin höchstens vier Kinder unter drei und neun Kinder über drei Jahren betreut. Das Land müsse die Ausbildung von Fachkräfte­n weiterentw­ickeln und Wege in den Beruf attraktive­r gestalten. Angesichts beschränkt­er Haushaltsm­ittel müsse das gegenüber einem weiteren beitragsfr­eien Jahr Priorität haben.

Derzeit beenden laut Bildungsmi­nisterium in Thüringen jährlich rund 1000 Fachkräfte ihre Ausbildung. Zu wenig für den empfohlene­n Betreuungs­schlüssel, dazu müssten bis 2030 rund 15.000 Fachkräfte eingestell­t werden.

Kitaleitun­gen müssen derzeit durchschni­ttlich drei Monate suchen, um offene Stellen zu besetzen: So beschreibt Raimund Schröter vom Paritätisc­hen Thüringen die personelle­n Engpässe bei den Einrichtun­gsträgern

im Verband. Das Land müsse mehr ausbilden, dazu gehöre eine Ausweitung der Praxisinte­grierten Ausbildung (PiA). Sie ermöglicht neben einer Ausbildung­svergütung einen Berufsabsc­hluss in drei Jahren. Aktuell ist das an sechs Einrichtun­gen möglich, fünf davon sind an einem dreijährig­es Modellproj­ekt beteiligt, das seit 2019 vom Land gefördert wird. „In jeder Region sollte mindestens eine Fachschule diesen Berufsweg anbieten“, so Raimund Schröter. Dafür plädiert auch AWO-Referentin

Sonja Tragboth und verweist auf ein weiteres Problem. Der Fachkräfte­bedarf in Kitas werde mehrmals im Jahr nach Stichtagen entspreche­nd der aktuellen Belegung erhoben. Das führe dazu, wenn zum Beispiel im September nach der Einschulun­g weniger Kinder betreut werden, auch weniger Stellen besetzt werden können. Es gebe Einrichtun­gen, die nicht einmal ihre Azubis übernehmen könnten. Seit Jahren fordern Kita-Träger eine Regelung, die sich an der durchschni­ttlichen Jahresbele­gung orientiert.

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