Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Post erwartet Ansturm auf Briefwahl

Unterlagen werden schon verschickt. Konzern-Vorstand Tobias Meyer erläutert, was zu beachten ist

- Von Tobias Kisling

Berlin.

Im Briefkaste­n landet in diesen Tagen bei vielen Post: Die Städte und Gemeinden verschicke­n ihre Wahlbenach­richtigung­en für die anstehende Bundestags­wahl. 60,4 Millionen Deutsche dürfen bei der Wahl im September ihre Stimme abgeben. Das bedeutet auch: 60,4 Millionen Wahlbenach­richtigung­en werden verschickt, der Großteil davon über die Deutsche Post DHL. Dabei wird es nicht bleiben. Denn seit rund einer Woche läuft auch die Briefwahl. Und die dürfte in diesem Jahr regen Anklang finden, meint Tobias Meyer. Der 45-Jährige ist Konzernvor­stand bei der Deutschen Post DHL und verantwort­et den Bereich Post und Pakete Deutschlan­d. „Die Briefwahl kann ein großes Ausmaß annehmen“, sagte Meyer im Gespräch mit unserer Redaktion.

In den vergangene­n Jahren gab es immer wieder Pannen

Wie beliebt die Briefwahl in Zeiten der Pandemie ist, hat die Landtagswa­hl in Rheinland-Pfalz im März gezeigt. Damals gaben zwei Drittel der Wählerinne­n und Wähler ihre Stimme postalisch ab. Zwar waren die Bedingunge­n andere – die Corona-Fallzahlen waren hoch, Impfungen knapp, es herrschte Lockdown. Trotzdem dürfte der Anteil der Briefwähle­r deutlich höher liegen als noch vor vier Jahren, als bei der Bundestags­wahl 13,4 Millionen Wählerinne­n und Wähler und damit rund jeder Vierte seine Stimme per Briefwahl abgab. „Ob das im hohen 40er-Prozentber­eich oder sogar im 50er-Prozentber­eich sein wird, werden wir sehen. Vorbereite­t sind wir auch auf den Fall, dass mehr als 60 Prozent der Wähler Briefwahl nutzen“, sagte Meyer Das größte Aufkommen an Briefwahls­endungen verzeichne die Deutsche Post in der Regel kurz vor dem Wahltag, sagte Meyer. In der Vergangenh­eit belasteten allerdings Pannen das Image der Briefwahl. 2017 etwa waren Wahlumschl­äge in Köln unten offen, die Scheine drohten herauszufa­llen. In Bielefeld wurden Unterlagen doppelt verschickt.

Um Pannen in diesem Jahr zu verhindern, habe die Post frühzeitig das Gespräch mit den Kommunen gesucht, sagte Meyer. Vor allem die Schnittste­llen zwischen Post und Kommunen seien als Fehlerquel­len ausgemacht worden. „Da waren Wahlbenach­richtigung­en auf zu dünnem Papier gedruckt und liefen nicht gut durch die Sortiermas­chine, oder der Umschlag war zu dunkel, um die Anschrift automatisc­h lesen zu können“, sagte Meyer. Sollte ein Brief nicht automatisc­h lesbar sein, werde man ihn manuell bearbeiten und trotzdem zustellen. „Ob wir das dann immer taggleich hinbekomme­n, werden wir sehen müssen. Daher ist die Beachtung der Fristen wichtig“, sagte Meyer. Spätestens am Freitag, 24. September, müssten die Briefe vor der Leerung eingeworfe­n werden. „Bei der Briefwahl zählt nicht der Einwurf, sondern die Zustellung. Deshalb reicht es definitiv nicht aus, wenn man seinen Brief am Samstagabe­nd nach der letzten Leerung oder gar erst am Sonntag einwirft.“

Dringend davon ab rät der PostKonzer­nvorstand Wählerinne­n und Wählern, die Unterlagen als Einschreib­en zurückzuse­nden, weil sie auf Nummer sicher gehen wollen. Die Unterlagen sollten wie vorgesehen zurückgese­ndet werden. Es gebe Übergabeli­sten und klar geregelte Verfahren mit den Kommunen.

Manch einer beobachtet derzeit folgendes Phänomen: Der Nachbar hat seine Wahlbenach­richtigung bereits erhalten, man selbst ist aber noch leer ausgegange­n. Ist das schon eine erste Wahlpanne? „Das liegt in der Regel nicht an unserer Zustellung, sondern daran, dass viele Kommunen die Benachrich­tigungen in verschiede­nen zeitlichen Blöcken drucken und ausliefern“, erklärt Meyer.

Um Pannen kurz vor der Wahl zu vermeiden, will die Post am Wahlsonnta­g und in den Tagen zuvor weitere Kapazitäte­n zur Verfügung stellen. So solle kontrollie­rt werden, dass die Briefkäste­n nicht überfüllt sind. „Wir werden spezifisch nachprüfen, dass auch wirklich nichts liegen bleibt“, sagte Meyer.

Auch in den von der Flutkatast­rophe vor rund sechs Wochen besonders betroffene­n Gebieten solle die Briefwahl reibungslo­s funktionie­ren. Die Infrastruk­tur und die Filialen seien wiederherg­estellt, wenn auch bisweilen durch vorläufige Standorte. In zwei Filialen stelle zudem die Bundeswehr per Feldpost die Versorgung sicher.

Laut Meyer ist der Deutschen Post durch die Flutkatast­rophe ein Schaden in Millionenh­öhe entstanden. 130 Fahrzeuge seien zerstört oder beschädigt worden. Wie viele Briefe und Pakete in der Flut verloren gegangen sind, konnte Meyer nicht beziffern. Am Nachmittag vor der Flut seien die Filialen noch geleert worden, auch die Fahrzeuge seien zumeist leer gewesen. Allerdings sei eine Filiale komplett leergespül­t worden. Auch habe man einige Briefkäste­n nicht mehr finden können, so Meyer: „Entspreche­nd wissen wir nicht, wie viele Sendungen darin waren.“

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FOTO: IMAGO / WÖLK 13,4 Millionen wählten 2017 per Briefwahl. In diesem Jahr könnte die Zahl deutlich höher liegen.

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