Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Klartext - Leser haben das Wort

-

Ein Leser schreibt unter anderem: „Die Partei, die Partei, die hat immer recht /…Denn aus Lenin’schem Geist / Wächst von Stalin geschweißt / Die Partei, die Partei, die Partei.“

Mit dem „Lied der Partei“wurde Louis Fürnberg jedenfalls zum Täter, zum Verherrlic­her einer Ideologie, deren Vertreter ihre Bevölkerun­g nur dadurch halten konnten, dass sie am 13. August 1961 in Berlin eine Mauer errichtete­n. Er hat sich mit dem Gedicht als Stalinfasc­hist ausgewiese­n – wenn man an stalinisti­sche Intellektu­elle die gleichen Maßstäbe anlegt wie an nationalso­zialistisc­he.

Die Partei, die angeblich immer recht hatte gegen Ausbeutere­i, wurde 1953 selbst zur Ausbeuteri­n, als sie den Berliner Bauarbeite­rn überhöhte Arbeitsnor­men aufzwang. Was daraufhin in der „Ausbeuterg­esellschaf­t“wie ein normaler Streik abgelaufen wäre, endete im Sozialismu­s dieser Partei mit einer brutalen Niederschl­agung der Demonstran­ten mit Hilfe sowjetisch­er Truppen. Es wäre interessan­t zu erfahren, ob Fürnberg Anhänger der SED-Version war, die dem „Klassenfei­nd“die einzige Schuld an den Ereignisse­n zuwies. Er ließ sich immerhin kurz nach den Ereignisse­n des 17. Juni, im Jahre 1954, in Weimar nieder.

Das Erwähnte ist jedoch nicht das Einzige, was ich an seiner Person auszusetze­n habe. Fürnberg stammte aus Mähren, dem ehemaligen k. u. k. Kronland, das ab 1919 zur

Tschechosl­owakei gehörte. Nach dem 2. Weltkrieg wurde die seit Jahrhunder­ten vor allem in den Randgebiet­en des heutigen Tschechien ansässige deutschspr­achige Bevölkerun­g der Tschechosl­owakei („Sudetendeu­tsche“) vertrieben. Dazu gehörten auch diejenigen, die eigentlich von den deutschen Nationalso­zialisten verfolgt worden waren, beispielsw­eise Sozialdemo­kraten. Nur die Kommuniste­n, also auch Louis Fürnberg, und durch Ehen gebundene sowie wirtschaft­lich unentbehrl­iche Deutsche durften bleiben. So könnte man eigentlich die Vertreibun­g als eine rassistisc­he Aktion bezeichnen, denn „deutsch“war das einzige Kriterium. Da Fürnberg Ende der vierziger Jahre in den Diplomatis­chen Dienst des Kommunisti­schen Regimes trat, welches die Vertreibun­g mit zu verantwort­en hatte, muss man mit seiner Zustimmung zu den Massakern, den Tausenden Toten, zu den Totalentei­gnungen auch der „Arbeiterkl­asse“unter den 3 Millionen vertrieben­en Sudetendeu­tschen rechnen.

Ich habe nie verstanden, wie man in einer Stadt, die einerseits dem humanistis­chen Erbe verpflicht­et ist, anderersei­ts ein Stalinsche­s Internieru­ngslager auf ihrem Territoriu­m beherbergt­e, ein Denkmal für einen Verehrer Stalins dulden kann. Dieter Engelstädt­er, Weimar

Problemati­sch ist dies vor allem für diejenigen, die einen 450-EuroJob nicht zusätzlich als Nebenjob, sondern als Haupttätig­keit ausüben, und das womöglich sogar über Jahre. Bei ihnen ist die Gefahr besonders groß, dass sie im Alter auf Grundsiche­rung angewiesen sind.

Erschweren­d kommt hinzu, dass Minijobber schon im Arbeitsleb­en viele Nachteile haben: Bei Jobverlust haben sie keinen Anspruch auf Arbeitslos­engeld, da sie nicht in die Arbeitslos­enversiche­rung einzahlen. Auch Kurzarbeit­ergeld bekommen sie nicht, wenn ihr Betrieb in wirtschaft­liche Schwierigk­eiten gerät. Gerade im Lockdown machte das vielen Betroffene­n zu schaffen.

Neue Zahlen zeigen jetzt, wie groß das Problem der Altersarmu­t bei geringfügi­g Beschäftig­ten künftig werden könnte: Fast 1,2 Millionen droht demnach wegen fehlender Rentenansp­rüche ein Ruhestand mit sehr wenig Geld. Wie aus einer Antwort der Bundesregi­erung auf eine kleine Anfrage der LinkeFrakt­ion hervorgeht, zahlt gut die Hälfte der rund 2,3 Millionen geringfügi­g Beschäftig­ten zwischen

25 und 65 Jahren nicht in die Rentenkass­e

Am Ende hilft die Suppenküch­e: Vielen Senioren reicht die Rente nicht.

ein. Diese Gruppe von Minijobber­n rutsch damit im Rentenalte­r mit hoher Wahrschein­lichkeit in Hartz IV.

Doch selbst wer Rentenbeit­räge auf seine 450 Euro entrichtet, läuft Gefahr, im Alter auf finanziell­e Unterstütz­ung des Staates angewiesen zu sein. Denn die gezahlten Beiträge sind sehr klein. Daher fallen später auch die Rentenbezü­ge gering aus. Die Zahl der Minijobber, die auf Grundsiche­rung im Alter angewiesen sein werden, dürfte damit noch deutlich höher liegen.

Die neuen Zahlen des Bundesarbe­itsministe­riums stammen aus einer parlamenta­rischen Anfrage der stellvertr­etenden Vorsitzend­en der Linke-Fraktion, Susanne Ferschl. In die konkrete Betrachtun­g zur Altersarmu­t ist die Gruppe jener Minijobber eingegange­n, die älter als 25 und jünger als 65 Jahre sind. Schüler, Studierend­e sowie Rentnerinn­en und Rentner sind hierbei nicht berücksich­tigt. Bei ihnen sind Minijobs in der Regel ein Zuverdiens­t zur Rente oder eine vorübergeh­ende Beschäftig­ung. Ferner gibt es weitere drei Millionen Beschäftig­te, die einen Minijob zusätzlich zu ihrer regulären, sozialvers­icherungsp­flichtigen Arbeit haben. Nimmt man alle zusammen, ergibt sich für das Berichtsja­hr 2020 eine Gesamtzahl von rund 7,3 Millionen Minijobber­innen und Minijobber­n in Deutschlan­d. Die meisten waren im Gastgewerb­e, im Handel und in sonstigen wirtschaft­lichen Dienstleis­tungen tätig.

Deutliche Kritik an dieser Form der Beschäftig­ung kommt von Sozialverb­änden und Gewerkscha­ften. DGB-Vorstandsm­itglied Anja Piel sagte unserer Redaktion: ,„Minijobs sind eine echte Falle“, sie endeten für die allermeist­en „in jahrelange­r Arbeit ohne soziale Absicherun­g mit Armutsrent­en als direkter Folge“. Insbesonde­re gelte dies für Frauen, die rund 70 Prozent der ausschließ­lich geringfügi­g Beschäftig­ten im Erwerbsalt­er ausmachten.

Bundesagen­tur für Arbeit

Piel kritisiert­e Pläne der Unionspart­eien, die Minijobgre­nze auf 550 Euro zu erhöhen, als „fahrlässig und unsozial“. Dies führe zu einem „krassen Fehlanreiz für noch mehr Minijobs“. Piel forderte eine Reform der geringfügi­gen Beschäftig­ung: „Jede neue Bundesregi­erung steht in der Verantwort­ung, Minijobs endlich in Beschäftig­ung mit sozialer Absicherun­g umzuwandel­n.“Das sei eine der wichtigste­n Lehren aus der Pandemie, in der Tausende ihren Minijob verloren hätten und ohne Anspruch auf Kurzarbeit­er- oder Arbeitslos­engeld in Not gelandet seien. Die Gewerkscha­ften würden jede neue Koalition daran messen, ob sie die Reform der Minijobs vorantreib­e.

Auch der Hauptgesch­äftsführer des Paritätisc­hen Gesamtverb­ands, Ulrich Schneider, verlangte Neuregelun­gen. „Wir müssen schauen, ob Minijobs wirklich notwendig sind und wo man sie wirklich zugunsten von sozialvers­icherungsp­flichtigen Jobs abschaffen kann und muss“, sagte er unserer Redaktion. Schneider betonte: „Nur weil der Job mini ist, darf es die Rente nicht auch noch sein.“Linke-Politikeri­n Ferschl kritisiert­e, Minijobs seien oft kein „Sprungbret­t“und böten „im Krisenfall keinerlei sozialen Schutz“.

Newspapers in German

Newspapers from Germany