Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Zwei Kräne und ein Korb kommen an Bad Langensalzaer Marktkirche zum Einsatz
Weimar.
Erstmals seit der Ära Nike Wagner gastiert wieder ein international renommiertes Orchester beim Kunstfest Weimar. Damit einher geht die Wiederbelebung eines Festival-Tradition aus dieser Zeit: das „Gedächtnis-Buchenwald-Konzert“zum Auftakt.
Für beides steht in diesem Jahr das 1986 von Claudio Abbado in Wien begründete Gustav-MahlerJugendorchester (GMJO), das am Donnerstag, 26. August, 18 Uhr, in der Stadtkirche St. Peter und Paul gastiert und am Freitag, 27. August, 19 Uhr, ein weiteres Konzert im Großen Haus des DNT gibt.
Das Orchester gilt als führende Institution auf dem Gebiet der musikalischen Nachwuchsförderung. Für das dem Gedächtnis Buchenwald gewidmete Konzert wurde ein eigenes Programm mit Werken von Erwin Schulhoff und Antonin Dvorak entwickelt, das dem besonderen Anlass Rechnung trägt, dargeboten von Kammermusik-Ensembles des GMJO.
Es reden Volkhard Knigge, ehemaliger Direktor der Gedenkstätte Buchenwald, Eva Pusztai spricht ein Grußwort. Das Sinfoniekonzert am Tag darauf wird Werke von Richard Wagner und Ludwig van Beethoven erklingen lassen. Solist ist Kunstfest-Botschafter Matthias Goerne, der in Weimar geborene Bariton-Weltstar, es dirigiert Martin Honeck.
Bad Langensalza.
Die Turmspitze der Bad Langensalzaer Marktkirche soll noch in dieser Woche abgenommen werden. Seit Anfang der Woche sind Mitarbeiter der Denkmalpflege Mühlhausen bereits dabei, alle Vorbereitungen am Fuße der Kirche zu treffen. Im Laufe des Mittwochs kommen die Kräne. Donnerstag, spätestens am Freitag wollen die Spezialisten die Doppellaterne abnehmen.
Für die Arbeiten in etwa 70 Metern Höhe werde der Bereich um die Marktkirche ab Mittwoch großräumig abgesperrt und sei auch für Fußgänger nicht mehr passierbar, heißt es von der Stadtverwaltung.
Zwei Kräne sollen zum Einsatz kommen: Einer werde die Arbeiter nach oben befördern, der andere die Traverse. Das ist laut Karl Lemke von der Denkmalpflege eine Art Korb, der die beiden Laternen umschließen und sicher auf den Boden befördern soll.
Das etwa zwei Tonnen schwere Stahlgestell werde mit einer offenen Fläche seitlich an die Turmspitze herangeführt. Zudem ist es mit strapazierfähigen Netzen eingefasst, damit mögliche herunterfallende Teile niemanden verletzen können.
Profikletterer müssen
Traverse umbauen
Weil der Korb wegen der Höhe nicht von oben über die Laternen gestülpt werden kann, sind kommen drei Industriekletterer dabei. „Wenn das Gestell um die Turmspitze in Stellung gebracht ist, muss die bis dahin noch offene Seite verschlossen werden“, sagt Karl Lemke. Aktuell geht der Experte davon aus, dass die beiden Laternen einzeln abgenommen werden müssen. „Wir wissen nicht, wie schwer die obere Laterne ist, und der Kran hat
Das Team des Unternehmens Denkmalpflege Mühlhausen kümmerte sich am Dienstag um den Aufbau der Traverse. Der Korb soll die Turmspitze der Marktkirche umschließen und die Arbeiten sichern.
eine maximale Tragkraft, die wir berücksichtigen müssen“, sagt Lemke.
Zudem sei nur wenig über den Zustand der oberen Laterne bekannt. „Wir wissen bisher nur, dass über viele Jahrzehnte und vielleicht sogar Jahrhunderte das Regenwasser nicht am Kupferblech abgeflossen, sondern von oben rein und unten wieder raus gelaufen ist“, erklärt Pfarrer Dirk Vogel.
Was den Zustand betreffe, müsse man zunächst von dem Gutachten ausgehen, das der Standfestigkeit der Turmspitze keine Gewährleistung mehr bescheinige. Ein Ingenieurbüro
hatte den Turm im Auftrag der evangelischen Kirchgemeinde überprüft und den baulichen Zustand als kritisch bewertet – genauer war von Gefahr im Verzug die Rede.
Der Turm sei schon seit Längerem das Sorgenkind der Kirchgemeinde gewesen. „Wir hätten die Spitze so oder so instandsetzen müssen. Durch das Gutachten muss es nun schneller gehen“, erklärt Vogel.
In die untere Laterne konnte Karl Lemke bereits einen kurzen Blick werfen. „Auf den ersten Blick sah das nicht so dramatisch aus“, sagt er. Andere Indizien weisen allerdings darauf hin, dass der Schein trügen könnte. „Vor Kurzem wurde der Klöppel der großen Glocke abgenommen. Das ging mit bloßer Hand“, sagt Pfarrer Vogel.
Der Zustand der oberen Laterne sei hingegen noch unklar. Ungewiss sei auch, was sich im Inneren befinde. „Wir haben Belege dafür, dass einmal vier Glocken nach oben gekommen sind“, sagt Vogel.
Von zweien in der unteren Laterne wisse man, eine dritte sei vor vielen Jahren herabgestürzt. Wo allerdings die vierte Glocke abgeblieben ist, wisse niemand. „Wenn sie noch oben ist, kann sie nur in der oberen Laterne sein“, meint Lemke. Klarheit bekomme man aber erst, wenn die Turmspitze am Boden ist.
Auch dann kann erst geklärt werden, welch finanzieller Aufwand für die Restaurierung auf die Kirchengemeinde zukommt.
Allein die Abnahme der Doppellaterne kostet etwa 50.000 Euro. Die Finanzierung wird laut Pfarrer Vogel vorerst von der Kirchgemeinde und dem Kirchenkreis allein gestemmt.