Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Fahndungserfolg dank Superhirn
Polizei ermittelt in Stuttgart mit „Super Recognisern“Täter - Nur 2 Prozent haben diese Fähigkeit
Nach der Stuttgarter Krawallnacht im Sommer des vergangenen Jahres ist etwa jeder zweite der bislang rund 140 Tatverdächtigen von sogenannten Super-Recognisern der Polizei wiedererkannt worden. Diese Beamten und Ermittler haben die besondere Fähigkeit, Gesichter nicht vergessen oder Menschen auf noch so verschwommenen Fotos wiedererkennen zu können. So können sie Gesichter von Verdächtigen nicht nur auf Bildern identifizieren, sondern auch in Menschenmassen besonders gut herausfiltern. „Das war unsere Feuertaufe“, sagt Michael Aschenbrenner.
Der 32-Jährige koordiniert rund 50 Super-Recogniser im Polizeipräsidium Stuttgart. Nach Angaben von Polizeiausbildern haben zwei Prozent der Bevölkerung diese Fästellt, higkeit. Da Polizisten häufig mit verwackelten Fahndungsfotos und dunklen Bildern aus Überwachungskameras konfrontiert sind, setzt das baden-württembergische Innenministerium immer mehr auf die Super-Recogniser. Beamte mit dieser Begabung sollen künftig flächendeckend an allen Polizeipräsidien im Land eingesetzt werden. Mittlerweile kann sich jeder Polizeischüler auf die Begabung testen lassen. Die Londoner Polizei hat bereits vor Jahren eine Einheit aufge
auch die Polizei in Hessen und Bayern nutzt die Wiedererkenner.
Bei Michael Aschenbrenner und seinen Kollegen macht es einfach „klick“– dann wissen sie, dass sie ein Gesicht schon mal gesehen haben. Was sich bei den Ermittlungen zur Krawallnacht als äußerst hilfreich erwies: Im Juni vergangenen Jahres war es in der Stuttgarter Innenstadt zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Nach einer Drogenkontrolle hatten Dutzende junge Männer randaliert.
Um sich Gesichter zu merken, ordnet Aschenbrenner ihnen Charaktereigenschaften zu oder assoziiert sie mit einem Freund oder Schauspieler. Doch sein Talent ist aufs Visuelle beschränkt. „Namen“, sagt er, „kann ich mir überhaupt nicht merken.“