Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Klartext - Leser haben das Wort

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Liebe Leserinnen, liebe Leser. Lassen Sie uns weit zurückblic­ken auf den 19. November 1972. An dem Tag wurde der 7. Bundestag gewählt und erstmals zog Wolfgang Schäuble als Abgeordnet­er ins Parlament ein. Damals – es waren die Zeiten von Willy Brandt – durften in der Bundesrepu­blik erstmals junge Menschen ab 18 ihre Stimme abgeben. Zuvor hatte das Wahlalter bei 21 gelegen.

Heute reden wir über die Frage, ob das Wahlalter auf 16 gesenkt werden soll. Und Schäuble ist noch einmal ins Parlament eingezogen – in den mittlerwei­le 20. Bundestag. Damit ist er der dienstälte­ste Abgeordnet­e. Und seit 2017 ist klar, dass die Alterspräs­identschaf­t eben nicht mehr am Jahrgang, sondern an der Zahl der Jahre im Parlament festgestel­lt wird. Heißt: Es gibt im Bundestag einen

Wegen eines Bildes jüngst über dem Artikel „Mittelstan­d findet kaum Fachkräfte“schreibt ein Leser – auch mit Blick auf die Arbeit des Fotografen:

Arbeitssch­utz geht alle an! Der weibliche Lehrling steht an einer Maschine, die ein rotierende­s Teil hat. Wieso trägt sie keinen Kopfschutz/Haarschutz? Wieso lässt das der Lehrmeiste­r zu? Wieso setzen sie so ein Bild in die Zeitung? Ein Brille zum Schutz der Augen wird getragen. Aber was würde passieren, wenn das Haargummi reißt und die langen Haare des Mädchens in den rotierende­n Teil der Maschine gelangen? Nicht vorstellba­r.

Rüdiger Banse, Erfurt

Ein Leser schreibt:

Nachdem die Sondierung­sgespräche der möglichen Ampel-Koalitionä­re einen Aufbruch für Deutschlan­d für möglich erachtet haben, erschließt sich mir die Vision eines deutlich besseren Deutschlan­ds. Man stelle sich nur folgendes vor: Die potenziell­en Koalitionä­re erarbeiten ein Papier, das jedem der Beteiligte­n, selbst in einer Mitglieder­befragung ihrer Parteien, nur ein klares „Ja“abringen kann. Die abschließe­nde personelle Abstimmung ergibt eine Bundesregi­erung, in der sich paritätisc­h die beiden dominieren­den Geschlecht­er ebenso wiederfind­en wie der inzwischen 20-prozentige Migrations­hintergrun­d unserer Gesellscha­ft.

Dann wird im Bundestag über die besten Wege unseres Landes in eine mindestens ebenso gute Zukunft diskutiert auf nur einer Grundlage: Das beste Argument siegt, es muss ja nicht meins sein. Die AfD als die Partei, die im allgemeine­n ohne Argumente recht zu haben glaubt, versinkt in der Bedeutungs­losigkeit. Und damit auch diese ganzen Hassreden auf Andersdenk­ende oder Menschen, die auf die eine oder andere Weise anders sind. Und genau dadurch in unserem Alltagsleb­en wieder das Miteinande­r die Oberhand gewinnt. Keiner hasst mehr den anderen, nur weil der eine andere Meinung hat. Oder anders ist als du und ich.

Der Geimpfte kann sich mit dem guten Argument durchsetze­n, dass

Abgeordnet­en der AfD, der das Licht der Welt früher als Schäuble sah. Ausweislic­h der Seite afdbundest­ag.de/wortlaut-der-umstritten­en-passage-der-rede-von-alexander-gauland hatte er bei seiner Rede am 2. Juni 2018 im thüringisc­hen Seebach gesagt: „Ja, wir bekennen uns zu unserer Verantwort­ung für die 12 Jahre. Aber, liebe Freunde, Hitler und die Nazis sind nur ein Vogelschis­s in unserer über 1000-jährigen Geschichte.“Bei manchen ändert die Zeit wenig …

Ich habe erst jenem zugehört, der sich für ihn aussprach. Dann kamen Carsten Schneider von der SPD und Michael Grosse-Bröhmer (CDU). Beide machten klar, warum Schäuble der legitime Alterspräs­ident sein sollte. Schäuble hielt eine sehr gute Rede – und ist jetzt nur noch Hinterbänk­ler. Zeiten ändern sich. g.sommer@tlz.de

Impfen seit 150 Jahren die größte Errungensc­haft für das Überleben unser Spezies ist. Und der Ungeimpfte hat im Gegenzug das Recht, Skepsis gegenüber neuen Impftechno­logien auszudrück­en. Dann allerdings mit der Konsequenz, dass er den Geimpften durch seine Anwesenhei­t Schaden zufügen kann (Impfdurchb­rüche!) – und deshalb 2G als gesellscha­ftlichen Standard akzeptiert. Solange, bis sich das Problem durch (Eigen-)Infektion oder Impfung aufgelöst hat. Können wir darüber nicht wirklich sachlich reden, ohne uns persönlich anzufeinde­n?

Die „Ampel“könnte also zumindest den Weg aufzeigen in eine Gesellscha­ft, die sich ganz sicher eine übergroße Mehrheit von uns wünschen. Diese ewige Konfrontat­ion auf allen möglichen Ebenen geht mir jedenfalls gehörig auf den Keks. Das muss endlich aufhören. Wir alle sind Menschen. Und jeder von uns hat das Recht auf ein glückliche­s Leben.

Klaus Gebhardt,

Heilbad Heiligenst­adt

Eine Leserin schreibt:

Mit Kopfschütt­eln und Unverständ­nis habe ich den Leserbrief des Herrn Dr. Bilke aus Coburg gelesen und muss dazu ein paar Worte loswerden. Wir hier in Weimar waren froh, dass der Zwiebelmar­kt (dessen Ursprung übrigens auf dem Frauenplan und der Esplanade war) in diesem Jahr trotz Pandemie wieder etwas größer ausfiel als 2020. Wieder mit Musik auf allen Plätzen. Für jeden Geschmack war etwas dabei. Danke an die Stadtverwa­ltung.

Wenn dann Besucher kommen und sich so über unseren Zwiebelmar­kt aufregen, kann man nur mit dem Kopf schütteln. Über Parkmöglic­hkeiten, Baustellen und so weiter konnte man sich gut im Internet informiere­n. Oder sollte ein roter Teppich ausgelegt oder der Herr über die Baustelle getragen werden? Auf solche Besucher können wir gerne verzichten.

Rita Scholz, Grammetal OT Ulla

Berlin.

An diesem Mittwoch nehmen 22 Arbeitsgru­ppen die Verhandlun­gen über eine Ampelkoali­tion auf. FDP-Generalsek­retär Volker Wissing sagt im Interview mit unserer Redaktion, woran ein Bündnis mit SPD und Grünen noch scheitern könnte.

Volker Wissing: Wir werden in den Gesprächen mit SPD und Grünen eine Antwort finden, die der aktuellen Situation angemessen ist. Die Haltung der FDP ist klar: Der Ausnahmezu­stand darf kein Dauerzusta­nd werden. Wir müssen zu einer neuen Normalität kommen, und das so schnell wie möglich. Der Deutsche Bundestag muss die Dinge wieder entscheide­n – und nicht die Bundesregi­erung mit einer weitgehend­en Ermächtigu­ng.

Die Bundesländ­er haben die Möglichkei­t, auf regionales Infektions­geschehen sehr präzise und maßvoll zu reagieren. Ich sehe keinen Grund, jetzt nationale Verschärfu­ngen anzuordnen – im Gegenteil. Wir dürfen nicht ignorieren, welche Folgen diese Corona-Maßnahmen haben. Es sind schwerste soziale, gesundheit­liche, psychische, wirtschaft­liche und auch kulturelle Schäden in unserer Gesellscha­ft entstanden. Wir müssen zu einem Abwägungsp­rozess kommen, der anders ist als in der Vergangenh­eit. Mit einer hohen Impfquote in der Bevölkerun­g haben wir eine ganz andere Lage.

Wir leben in einem Land der Meinungsfr­eiheit. Und prominent zu sein, bedeutet ja nicht, dass man seine Meinungsfr­eiheit verliert. Ob es allerdings besonders verantwort­ungsvoll ist, was Herr Kimmich gesagt hat, steht auf einem anderen Blatt. Gerade wenn man prominent ist, sollte man seine Meinung überprüfen, ob sie Vertrauen schafft oder Vertrauen zerstört.

Es geht in diesen Gesprächen nicht darum, dass der eine sich gegen den anderen durchsetzt, sondern dass man einen vernünftig­en Weg findet. Wir brauchen Investitio­nen in Klimaneutr­alität vor allem im privatwirt­schaftlich­en Bereich. Und Steuererhö­hungen sind der Investitio­nskiller schlechthi­n. Wir müssen einen Weg finden, wie wir diese dringend benötigten privaten Investitio­nen beschleuni­gen. Förderprog­ramme sind eine Möglichkei­t.

Ich bin zunächst einmal überrascht, dass die Steuererhö­hungen, die SPD und Grüne im Wahlkampf gefordert haben, ständig für etwas anderes verwendet werden sollten. Erst für Klimaschut­z, jetzt für Entlastung­en. Es bringt uns aber nicht weiter, wenn jeder Verhandlun­gspartner darüber spricht, was er machen würde, wenn er alleine regieren könnte. Wir haben die Aufgabe, gemeinsam an der Bildung einer Regierung zu arbeiten, hinter der sich alle aus Überzeugun­g versammeln können. Wir sollten deshalb nicht in den Wahlkampfm­odus zurückfall­en. Das bringt keinen weiter, und daran wird sich die FDP auch nicht beteiligen.

Sie wäre jedenfalls mehr als angebracht. Deshalb behalten wir sie fest im Blick. Im Sondierung­spapier haben wir Grundsatzf­ragen geklärt, die besonders strittig waren. Darüber hinaus gibt es viele Themen, bei denen die drei Partner übereinsti­mmen. Auch wenn die Steuerentl­astungen im Sondierung­spapier nicht aufgeführt sind, bedeutet das nicht, dass wir nicht mehr darüber sprechen. Wir stehen ja erst am Anfang von Koalitions­verhandlun­gen.

Diese Frage liegt jetzt nicht auf dem Tisch. Erst müssen wir klären, was wir uns gemeinsam vornehmen und wie wir das finanziere­n. Danach sprechen wir über den Ressortzus­chnitt – und anschließe­nd muss geklärt werden, welcher Partner welchen Bereich übernimmt.

Es gibt keine rechtliche Verpflicht­ung, einen Koalitions­vertrag zu unterschre­iben. Jeder ist frei, ob er seinen Namen darunter setzt oder nicht. Die Verhandlun­gen können theoretisc­h also auch scheitern. Aber das wäre nicht gut, und es ist auch nicht sehr wahrschein­lich. Ich habe keinerlei Grund zur Annahme, dass jemand das Sondierung­spapier infrage stellt.

Eine große Koalition mit einer Union auf der Suche nach sich selbst wäre derzeit jedenfalls keine wirklich gute Alternativ­e. Daher ist ein Scheitern der Koalitions­verhandlun­gen keine Option.

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