Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Wie ich mein Geld nachhaltig anlegen kann
Berlin.
Aktionäre von Autobauer Tesla haben in den vergangenen Jahren einen guten Schnitt gemacht. Wer 2018 Anteile des Unternehmens kaufte, musste dafür gut 50 Euro pro Aktie bezahlen. Aktuell steht der Kurs bei 900 Euro. Ein Grund für diese Entwicklung: Tesla gilt als grünes Unternehmen, das vom Wechsel in die CO2freie Autozukunft als
Pionier profitiert.
Gründer Elon Musk zeigt damit auch, dass sich mit nachhaltigen Geldanlagen eine gute Rendite erwirtschaften lässt, auch wenn derlei
Kurssprünge sehr selten sind.
Privatanleger sind längst auf den Geschmack gekommen, wie der Marktbericht des Forums Nachhaltige Geldanlagen (FNG) zeigt. 2020 wuchs das dort angelegte Vermögen um 117 Prozent. Nachhaltige Fonds konnten sich über ein Plus von 64 Prozent bei den ihnen anvertrauten Geldern freuen. Gemessen am Fondsvermögen insgesamt, ist der Anteil mit gut sechs Prozent zwar noch gering. Doch es gibt auch einen starken politischen Rückenwind, etwa mit der Entscheidung, EMobilität zur Norm zu machen oder erneuerbare Energien auszubauen.
Für die meisten Anleger sind zwei einfache Fragen entscheidend. Sie wollen wissen, was ihre Anlage abwirft und ob sie sicher sein können, dass ihr Geld auch wirklich sauber angelegt ist. Die Antwort auf die erste Frage ist leicht. Nachhaltige Aktienfonds schneiden im Vergleich zu herkömmlichen sogar etwas besser ab. Eine Erklärung dafür ist, dass diese Fonds in Unternehmen investieren, die Zukunftstechnologien entwickeln und damit die Hoffnung auf ein überdurchschnittliches Wachstum wecken. Sparpläne für nachhaltige Fonds sind auch für Kleinsparer gut geeignet. Schon ab 25 Euro im Monat können Anleger von den Chancen einer sauberen Geldanlage profitieren.
Doch was sind eigentlich nachhaltige Geldanlagen? Eine Antwort darauf liefern die ESG-Kriterien. „ESG“steht für Environmental (Umwelt), Social (Sozial) und Governance (gute Unternehmensführung). Was die Kriterien konkret bedeuten, ist jedoch nicht einheitlich festgelegt. Die Anleger müssen schon genau hinschauen, ob die als nachhaltig angebotenen Fonds oder Aktien auch tatsächlich halten, was sie versprechen. Dabei helfen zum Beispiel Siegel wie das des FNG oder die Nachhaltigkeitsbewertung der Stiftung Warentest.
Der fehlende Standard erschwert auch die Antwort auf die zweite Frage. Die Fonds haben unterschiedliche Bewertungsmaßstäbe. In der Regel wählen sie ihre Investments nach selbst gesetzten Kriterien aus. Einerseits folgen sie Ausschlusskriterien. Dazu gehört etwa, weder in Rüstungsfirmen noch in Kohleoder Atomkraft zu investieren und auf Menschenund Arbeitsrechte zu achten. Anhand dieser Ausschlusskriterien können sich Anleger schon einmal ein Bild davon machen, ob ein Fonds zu ihren persönlichen Ansprüchen passt.
Die zweite gängige Methode der Fonds ist die Auswahl der besten Unternehmen im Vergleich zu anderen in der Branche. Denn in jeder Hinsicht nachhaltige Unternehmen gibt es kaum. Auch dafür ist Tesla ein gutes Beispiel. Einerseits befördert der Autobauer die umweltfreundliche Elektromobilität, andererseits belastet die Batterieproduktion ebenso wie beispielsweise der Wasserverbrauch der neuen Gigafabrik in Brandenburg die Umwelt. Derlei Widersprüche gibt es häufig. Aber es geht ja bei nachhaltigen Geldanlagen auch darum, die Transformation der Wirtschaft zu befördern, die Konzerne sozusagen besser zu machen.
Die einfachste Art der nachhaltigen Geldanlage bieten sogenannte Exchange Traded Funds (ETF) auf den weltweiten Aktienindex MSCI World
Sustainable. In diesem Index sind durch die weltweite Verteilung auf viele Unternehmen die Risiken einer Aktienanlage minimiert, wenn die Anleger langfristig dabeibleiben können. Selbst bei einem Börsencrash winkt nach zehn Jahren wieder ein ordentlicher Gewinn, wie ein Blick in die vergangenen Jahrzehnte zeigt. Der große Vorteil der ETF besteht in ihren geringen Kosten. Der Nachteil ist, dass im Index auch Unternehmen enthalten sind, die in Sachen Nachhaltigkeit nicht perfekt sind.
Einfach, doch deutlich teurer sind auch gemanagte nachhaltige Aktienfonds. Denn dort verwalten Experten das investierte Vermögen der Anleger und versuchen, besser als der Gesamtmarkt abzuschneiden. Empfehlenswert sind auch hier Fonds, die weltweit investieren. Aber es gibt auch jede Menge Spezialfonds, die sich auf bestimmte Länder oder Branchen konzentrieren, zum Beispiel auf erneuerbare Energien. Diese Einschränkungen erhöhen das Risiko der Geldanlage, weil es immer wieder mal irgendwo besonders schieflaufen kann.
Auf Nummer sicher in Hinsicht auf eine saubere Geldanlage können Anleger auch gehen, indem sie zu einer der ethisch-ökologischen Banken wechseln oder ihr Geld dort anlegen. Bekannt sind hier die GLS-Bank aus Bochum, die Triodos-Bank aus den Niederlanden oder auch die Umweltbank, die sich als erstes Institut in Deutschland dem Umweltschutz verpflichtete. Selbst Tages- oder Festgeld wird bei diesen Banken nur für Projekte als Kredit ausgereicht, die strengen Nachhaltigkeitskriterien genügen. Die Kunden können mitunter sogar entscheiden, ob ihre Einlage für eine bessere Landwirtschaft und Ernährung oder für soziale Projekte wie die Finanzierung einer Kita eingesetzt wird.