Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Da sind sie aber immer noch!
Machen wir uns mal nichts vor! Keine der Bühnen im kulturerbereichen Thüringen bedeutet für Schauspieler oder Sänger oder Tänzer den kühnsten aller Karriereträume. Wenn’s gut läuft, und das geschieht ja recht regelmäßig, sind sie im Gegenteil ein taugliches Sprungbrett für kühne Karrieren in den Theatermetropolen. Derer gibt’s recht viele auch in deutschen Landen, nicht aber bei uns.
Auf der anderen Seite liefern unsere Häuser zwar mitunter den Anlass, eine Reise nach Thüringen zu wagen. Aber da ist doch noch viel Luft nach oben. Der Theaterbesuch ist in der Regel eher die Beigabe im kulturtouristischen Programm. Was übrigens auch zu Missverständnissen führt: Wer bei Goethe und Schiller zu Besuch war, mag sich abends vom Nationaltheater erhoffen, es würde gleichsam auch museal funktionieren.
Das tun sie aber allenfalls so, wie es Rudolstadts Intendant Steffen Mensching jetzt verlauten ließ: „Der klassische Boden, auf dem wir arbeiten, ist Verpflichtung und Herausforderung, unsere Gegenwart kritisch zu begleiten.“Anlass der Einlassung ist der gemeinsame Imagefilm elf Thüringer Theater und Orchester, die es darin dreieinhalb Minuten lang ordentlich krachen lassen, zur Ode „An die Freude“von Schiller und Beethoven.
Der Film strahlt fortan, auf Internetkanälen, große Freude aus, vor allem aber Lebendigkeit. Es ist jene der vielfach Totgesagten, denen oft ganze Sparten wegstarben. Da sind sie aber immer noch. Und wieder, nach langer pandemischer Stille.
Der Film dient einer kulturtouristischen Kampagne, aber auch als kulturpolitisches Signal. Die Finanzierungsverträge reichen bis 2024. Was danach kommt, sollte keinen Karriereknick bedeuten.