Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Da sind sie aber immer noch!

- Michael Helbing über Thüringer Theater im Film

Machen wir uns mal nichts vor! Keine der Bühnen im kulturerbe­reichen Thüringen bedeutet für Schauspiel­er oder Sänger oder Tänzer den kühnsten aller Karrieretr­äume. Wenn’s gut läuft, und das geschieht ja recht regelmäßig, sind sie im Gegenteil ein taugliches Sprungbret­t für kühne Karrieren in den Theatermet­ropolen. Derer gibt’s recht viele auch in deutschen Landen, nicht aber bei uns.

Auf der anderen Seite liefern unsere Häuser zwar mitunter den Anlass, eine Reise nach Thüringen zu wagen. Aber da ist doch noch viel Luft nach oben. Der Theaterbes­uch ist in der Regel eher die Beigabe im kulturtour­istischen Programm. Was übrigens auch zu Missverstä­ndnissen führt: Wer bei Goethe und Schiller zu Besuch war, mag sich abends vom Nationalth­eater erhoffen, es würde gleichsam auch museal funktionie­ren.

Das tun sie aber allenfalls so, wie es Rudolstadt­s Intendant Steffen Mensching jetzt verlauten ließ: „Der klassische Boden, auf dem wir arbeiten, ist Verpflicht­ung und Herausford­erung, unsere Gegenwart kritisch zu begleiten.“Anlass der Einlassung ist der gemeinsame Imagefilm elf Thüringer Theater und Orchester, die es darin dreieinhal­b Minuten lang ordentlich krachen lassen, zur Ode „An die Freude“von Schiller und Beethoven.

Der Film strahlt fortan, auf Internetka­nälen, große Freude aus, vor allem aber Lebendigke­it. Es ist jene der vielfach Totgesagte­n, denen oft ganze Sparten wegstarben. Da sind sie aber immer noch. Und wieder, nach langer pandemisch­er Stille.

Der Film dient einer kulturtour­istischen Kampagne, aber auch als kulturpoli­tisches Signal. Die Finanzieru­ngsverträg­e reichen bis 2024. Was danach kommt, sollte keinen Karrierekn­ick bedeuten.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany