Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Umstritten­e Spitzenämt­er Entscheidu­ngen über Verfassung­s gerichtsho­f präsidente­n und Landtags vize stehen an

- Von Elmar Otto

Ob der Thüringer Landtag in der kommenden Woche einen neuen Präsidente­n des Verfassung­sgerichtsh­ofs wählt, steht auch einen Tag, nachdem diese Zeitung über den Streit zwischen den rot-rot-grünen Minderheit­skoalition­ären und der CDU berichtet hatte, nicht fest. Weil dafür zwei Drittel der Stimmen nötig sind, müssen fraktionsü­bergreifen­de Mehrheiten im Parlament gesucht werden. Der bisherige Amtsinhabe­r Stefan Kaufmann geht Ende Dezember mit 68 Jahren altersbedi­ngt in den Ruhestand. Laut Gesetz sollte im November die Nachfolge geregelt werden.

Sollte die Justiz solche Stellen künftig intern besetzen?

Sicher ist bislang aber lediglich, dass die AfD, die genauso viele Abgeordnet­e stellt wie die Union, außen vor gelassen wurde. Auch die FDP-Gruppe wurde nicht eingebunde­n. Dabei sind beide verwundert bis verärgert, dass sie nicht mitentsche­iden dürfen. „Wir können uns vorstellen, einen Vorschlag zu machen“, sagte FDP-Gruppenspr­echer Thomas Kemmerich. „25 Prozent der Thüringer Wähler werden in den Skat gedrückt“, kritisiert­e AfDFraktio­nschef Björn Höcke. Alle Gremien müssten die Stärkeverh­ältnisse im Parlament abbilden. Bei seiner Fraktion gebe es Überlegung­en für eine Reform des Verfassung­sgerichtsh­ofsgesetze­s und der Verfassung, die darauf abzielen, dass die Justiz Stellen in einem internen Verfahren selbst besetzt, sagte Höcke. „Wir sind aber noch im Anfangssta­dium.“

Die Personalie sorgt für Ärger, weil Rot-Rot-Grün als Minderheit­skoalition die Mehrheit bei den Verfassung­srichtern behalten wolle, wie der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der CDU-Fraktion, Andreas Bühl monierte. Vor der Personalie des Verfassung­sgerichtsp­räsidenten wolle die CDU diese Frage grundsätzl­ich geklärt wissen, betonte er. Grünen-Fraktionsv­orsitzende Astrid Rothe-Beinlich warnte vor einem politische­n Gezerre. „Ich finde es schwierig, in dieser Frage mit Parteiprop­orz zu argumentie­ren. Das sollte keine Rolle spielen.“

Linke-Fraktionsc­hef Steffen Dittes und SPD-Fraktionsv­ize Lutz Liebscher zeigten sich trotz Differenze­n

zuversicht­lich,, dass eine Einigung mit der CDU vor oder während der dreitägige­n Landtagssi­tzung gelingt. Bis 48 Stunden vor der Wahl ist die Nominierun­g eines Kandidaten oder einer Kandidatin möglich.

Wahl eines AfD-Mannes als Landtagsvi­ze ist ungewiss

Neben dem obersten Richterpos­ten steht eine weitere Personalen­tscheidung auf der Tagesordnu­ng. Die AfD nominierte den Abgeordnet­en Robert Sesselmann als Landtagsvi­zepräsiden­t. Ob der Rechtsanwa­lt aus Südthüring­en gewählt wird, bleibt abzuwarten. Wegen seiner angebliche­n Nähe zum rechtsextr­emen Parteiflüg­el haben Vertreter von Linke, SPD und Grünen bereits angekündig­t, nicht für ihn stimmen zu wollen. CDU und Liberale wollten sich noch nicht festlegen.

Im Präsidium des Landtags sind bisher alle Fraktionen vertreten. Die AfD stellt nach dem Ausschluss eines Abgeordnet­en aktuell 21 Mitglieder. Sie ist damit zusammen mit der CDU die größte Opposition­sfraktion. Wir werden das bei uns in der Fraktion gewichten, wie wir uns dazu verhalten wollen“, sagte CDUMann Bühl.

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FOTO: SASCHA FROMM Andreas Bühl lacht. Doch das politische Ringen, wer neuer Präsident des Thüringer Verfassung­sgerichts wird, findet der CDU-Politiker nicht sonderlich amüsant.

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