Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Klinikkeime: Bis zu 750 Tote im Land
12.000 bis 20.000 Infektionen jährlich
Jährlich versterben in Thüringen schätzungsweise bis zu 750 Menschen an Infektionen durch multiresistente Krankenhauskeime. Das geht aus dem aktuellen Arzneimittelreport der Krankenkasse Barmer hervor, der am Mittwoch in Erfurt vorgestellt wurde.
Deutschlandweit geht die Kasse von 10.000 bis 15.000 Todesfällen aus. Insgesamt könnten sich demnach in Thüringen jährlich 12.000 bis 20.000 Menschen mit Krankenhauskeimen infizieren. In der Mehrzahl handele es sich um Wundinfektionen nach Operationen sowie um Harnwegsinfektionen nach Kathedereinsatz. Häufig komme es auch zu Erkrankungen der unteren Atemwege sowie zu Blutvergiftungen (Sepsis). 2019 gab es in den 43 Thüringer Krankenhäusern knapp 580.000 vollstationäre Behandlungsfälle.
Laut Thüringens Barmer-Landeschefin Birgit Dziuk sei trotz des Rückgangs der Behandlungszahlen und verstärkter Hygienemaßnahmen durch die Corona-Pandemie
2020 ein Anstieg der Infektionen zu verzeichnen gewesen. Dem Report zufolge komme man auf etwa 1000 zusätzliche Krankenhausinfektionen und 40 Todesfälle mehr als im Durchschnitt der Vorjahre.
Gründe dafür seien mehr Notfälle, mehr ältere und damit anfälligere Patienten sowie höhere Belastungen des Pflegepersonals. Pro Patient müsse sich eine Pflegekraft auf einer Intensivstation täglich annähernd 80 Mal die Hände desinfizieren. Ein direkter Zusammenhang zu Corona bestehe aber nicht, da
Covid-19-Patienten auf gesonderten Stationen behandelt würden.
„Die Barmer fordert einheitliche Meldungen und Codierung der Erkrankungen durch Klinikkeime im sogenannten ICD-Katalog, um das Geschehen besser überwachen zu können“, sagte Dziuk. Ärzte verwiesen bei der Vorstellung des Reportes auch auf die Schwierigkeiten bei der Behandlung mit Antibiotika, weil viele Keime dagegen multiresistent sind.