Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Klartext - Leser haben das Wort

- Kinder ab 12 sowie Jugendlich­e und Erwachsene unter 30 sollen laut der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) nur noch mit dem Biontech-Impfstoff und nicht mit dem Moderna-Vakzin geimpft werden. Analysen zeigten, dass in dieser Altersgrup­pe nach der ModernaImp

Liebe Leserinnen, liebe Leser. Es ist in Thüringen ziemlich klar, wer Platz 1 belegt in der Disziplin: Falsche Verspreche­n machen, indem behauptet wird, die Pandemie sei zu Ende. Das kommt knapp nach dem Fake-Wettbewerb „Es gibt gar kein Corona“der Komplettle­ugner.

Nun dauert all das, was alle Menschen beeinträch­tigt und bereits viel zu viele Leben gekostet hat, schon so lange an, dass sich die einen kaum noch vorstellen können, wie es wohl ist, wenn es je wieder anders wird, während andere ihre Maske nur noch als Doppelkinn-Blende tragen – und ein Gesicht zur Schau stellen, das signalisie­rt: Sprich mich bloß nicht auf meine verrutscht­e Rotzbremse an, sonst hau ich dir eine rein. Zugleich sagen viele: Wenn impfen

Zur Impf-Party in der Erfurter Messe schreibt ein Leser:

Halten „die“uns eigentlich „alle“wirklich für blöde? Kann doch nicht sein, oder? Die feiern da eine Party in Erfurt für Geld ohne Ende. Corona ist für die wohl gegessen? Sie sollten sich mal die aktuellen Zahlen anschauen und sich „was“schämen! Und endlich was einfallen lassen! Das Geld für diese Party hätten andere dringender gebraucht, viel dringender: Pflegekräf­te, Krankenhäu­ser, Krankensch­western, Kindergärt­en, Schulen, zahlreiche ehrenamtli­che Helfer … Aber gut, Hauptsache es hat „ihnen“allen Spaß gemacht und sie haben sich auf Kosten der Steuerzahl­er gut amüsiert. Eigentlich müsste man die Verantwort­lichen privat zur Kasse bitten. Mal sehen, wann die nächste Party steigt, wahrschein­lich dann, wenn wir den Höchstwert bei Corona erreicht haben. Alles einfach nur krank, aber bitte mit Maske und 3G.

D. Marx, Wohlborn

Ein Leser schreibt:

Dem Leserbrief vom Familie Bock bezüglich eines „Herzlichen Empfanges in Fulda 1989“kann ich aus vollem Herzen zustimmen und als damaliger Zeitzeuge nur bestätigen: Denn als meine Frau und ich als Höhepunkt unserer ersten gemeinsame­n West-Rundreise am 9. November 1989 abschließe­nd die zahlreiche Fuldaer Verwandtsc­haft besuchen wollten, da herrschte dort nicht nur große Freude über unseren erste Visite im Haus der Großeltern am Severiberg 12 (keine 100 Meter vom Dom entfernt). Die famihilft, warum wird es dann nicht zur Pflicht? Und sie haben auch gleich die Antwort parat: Weil es nix bringe… Also eigentlich, weil sie an die Unwirksamk­eit glauben wollen. Wo kein Wissen und kein Vertrauen, wächst kein Wollen.

Manche brauchen den Druck durch die baldige 2G-Regel, ehe sie sich doch noch aufmachen.

Und dann erzählt mir eine Verkäuferi­n an der Backtheke, dass sie zu Hause zwei Krebserkra­nkte hat, die sie nicht anstecken möchte. Sie ist geimpft. Und jeden Tag kommen Menschen ins Geschäft, die ihr frech Zettel entgegenha­lten, die besagen, dass sie nicht einmal für zwei Minuten eine Maske aufsetzen können. Es ist zum Heulen, wie unterentwi­ckelt die Rücksichtn­ahme mancher Menschen ausgeprägt ist. g.sommer@tlz.de liäre Begeisteru­ng wurde zur rauschende­n häuslichen Sektparty, als sich in der Nacht die Berliner Mauer öffnete und uns ungeahnte Perspektiv­en aufgingen …

Natürlich wurde die für den übernächst­en Tag geplante Heimfahrt nach Erfurt vertagt, und so waren wir am 12. November auch auf dem Fuldaer Domplatz dabei – und sangen dort in großer Runde tief gerührt erstmals in unserem Leben öffentlich das Lied von „Einigkeit und Recht und Freiheit“.

Nahe bei uns standen Alfred Dregger und OB Hamberger, aber auch einige aus Erfurt ins Fuldaer Mutterhaus geeilte Vinzentine­rinnen (aus dem Waisenhaus und dem Katholisch­en Krankenhau­s) sowie unser Erfurter Dompfarrer.

Die Dankbarkei­t und Freude aller war riesig. Bei mir nicht zuletzt auch deshalb, weil ich meinen Bruder, der uns vier Wochen zuvor über Ungarn verlassen hatte, in Fulda wieder traf.

Gemeinsam gingen wir zwei Erfurter Karnevalis­ten dann sogar zur Fuldaer Karnevalsg­esellschaf­t, die am 11.11. im Kolpinghau­s die Saison eröffnete. Der ganze Saal feierte uns Erfurter dort, wie man heute wohl nur noch Fußballido­len huldigt. Ja, Fulda 89 bleibt auch uns unvergessl­ich.

Michael Meinung, Erfurt

Zu „Warum private Radiosende­r investiere­n“schreibt ein Leser:

In dem Beitrag heißt es: Das Digitalrad­io DAB+ ist in Thüringen mit fünf Programmen an den Start gegangen. Das bezieht sich vorwiegend auf die regionalen Thüringer Sender, die per DAB+ empfangbar sind. Seit 2011 senden aber auch viele öffentlich-rechtliche sowie Privatsend­er schon auf diesen Medium – und zwar aus Kostengrün­den. Damit können in Thüringen bis zu 28 Sender empfangen werden, unter anderem Deutschlan­dfunk, aber auch verschiede­ne spezielle Sender wie Radio Horeb, Radio Erf sowie beliebte Sender mit unterschie­dlichen Musik-Programmen.

W. Körner, Dingelstäd­t

Berlin.

Bis zum Weihnachts­fest sind es nur noch etwa sechs Wochen. In den ersten Städten beginnen die Aufbauarbe­iten für die Weihnachts­märkte. Doch die Vorfreude auf gemütliche­s Glühwein-Trinken in der Menge ist getrübt. Denn das Coronaviru­s grassiert in Deutschlan­d in einem bislang nicht da gewesenem Ausmaß. Die Neuansteck­ungen haben einen neuen Höchststan­d erreicht.

Das Robert-Koch-Institut (RKI) vermeldete am Mittwoch eine Sieben-Tage-Inzidenz von 232,1 pro 100.000 Einwohner und 39.676 Neuinfekti­onen binnen 24 Stunden – beides Rekordwert­e in der Pandemie. Zudem wurden 236 weitere Todesfälle im Zusammenha­ng mit einer Corona-Infektion gemeldet. In Bayern hat sich die Lage so sehr verschärft, dass der Katastroph­enfall ausgerufen wurde, um die Pandemiebe­kämpfung besser koordinier­en zu können.

Angesichts einer solchen Entwicklun­g wächst bei vielen Menschen die Sorge vor einer dramatisch­en Zuspitzung der Lage vor dem Fest. In vielen Familien laufen die Planungen für die Feiertage und es scheint keineswegs ausgeschlo­ssen, dass Corona das zweite Jahr in Folge ein beschaulic­hen Fest im im Kreis der Lieben verderben könnte.

Um die Lage im Griff zu behalten, fordern Experten jetzt härtere Maßnahmen. Deutschlan­ds Top-Virologe Christian Drosten sprach im NDR-Podcast von einer „echten Notfallsit­uation“und hält neue Kontaktbes­chränkunge­n für unumgängli­ch. „Wir müssen jetzt sofort etwas machen“, sagte der Leiter der Virologie an der Berliner Charité: „Wir müssen also jetzt die Infektions­tätigkeit durch Kontaktmaß­nahmen wahrschein­lich wieder kontrollie­ren – nicht wahrschein­lich, sondern sicher.“Delta habe die Karten neu gemischt. Drosten erwartet einen „sehr anstrengen­den“

In vielen Städten – wie hier in Berlin – werden bereits Weihnachts­märkte errichtet. Doch ob sie öffnen können, erscheint zunehmend fraglich.

Corona-Winter „mit neuen, sagen wir ruhig: ShutdownMa­ßnahmen“. Er betonte, die vierte Welle werde uns „monatelang beschäftig­en“.

Sollte es bei den Impfzahlen keine Fortschrit­te geben, ist laut Drosten mit mindestens weiteren 100.000 Corona-Toten zu rechnen. Dies sei eine „konservati­ve Schätzung“, warnte der Virologe. Mittel- und langfristi­g könne die Pandemie nur besiegt werden, indem man die Impflücken schließe. Das „ideelle Ziel“müsse „eine dreifach komplett durchgeimp­fte Bevölkerun­g“sein.

Rechtlich ist ein bundesweit­er Lockdown nach dem Auslaufen der „epidemisch­en Lage von nationaler Tragweite“am 25. November zwar nicht mehr möglich. Auch die Ampelpartn­er SPD, Grüne und FDP planen hier keine Nachfolger­egelung. Laut Bundesgesu­ndheitsmin­isterium können die Länder bei einer Eskalation der Infektions­lage aber örtlich Lockdown-Maßnahmen verhängen.

Ähnlich drastisch wie Drosten äußerte sich am Mittwoch der Präsident der Nationalen Akademie der Wissenscha­ften Leopoldina, Gerald Haug, im Hinblick auf die nächsten Wochen und Monate. „Für Deutschlan­d wird der bevorstehe­nde Winter eine gesellscha­ftliche und medizinisc­he Herausford­erung infolge eines Mangels an Prävention,

klaren Regeln und Stringenz“, konstatier­te Haug. Die Leopoldina-Forscher empfehlen deshalb eine Impfpflich­t für „Multiplika­torengrupp­en“wie Pflegekräf­te, eine Ausweitung der 2G-Regel (Zutritt nur für Geimpfte und Genesene) und die Möglichkei­t für Arbeitgebe­r, bei ihren Angestellt­en den Impfstatus abzufragen. Bislang ist dies aus datenschut­zrechtlich­en Gründen verboten.

Wegen der Zuspitzung der Lage hat die Berliner Charité wie auch andere Krankenhäu­ser wieder damit begonnen, nicht notfallmäß­ige

Christian Drosten

Herzmuskel- und Herzbeutel­entzündung­en

Operatione­n zu verschiebe­n, um das medizinisc­he Personal wieder vermehrt auf den Corona-Stationen einzusetze­n. „Die steigende Zahl von zu behandelnd­en Covid-19-Patientinn­en und -Patienten macht diesen Schritt nötig“, sagte ein Sprecher unserer Redaktion.

Der Grünen-Gesundheit­spolitiker Janosch Dahmen, selbst Arzt, hält ein Weihnachte­n ohne Lockdown trotzdem noch für möglich: „Noch haben wir in der Hand, wie die Corona-Lage an Weihnachte­n sein wird“, sagte er unserer Redaktion: „Wer sich heute noch impfen lässt, kann sich und seiner Familie ein sicheres Weihnachte­n ermögliche­n.“Klar sei aber auch, dass die derzeitige Lage „eine Warnung an uns alle ist“. Durch die Mischung aus zu vielen Ungeimpfte­n und zu vielen Neuinfekti­onen sei das Gesundheit­ssystem schon jetzt an der Belastungs­grenze, sagte Dahmen.

Die geschäftsf­ührende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) dringt wegen der kritischen Lage mit Nachdruck auf eine rasche Bund-Länder-Abstimmung mit den Ministerpr­äsidenten. Die Pandemie breite sich in dramatisch­er Weise aus, so Regierungs­sprecher Steffen Seibert. Unter den Ländern gab es dazu aber keine einheitlic­he Linie. Am Donnerstag will der Bundestag das Corona-Regelwerk beraten, das die Partner der mutmaßlich nächsten Bundesregi­erung aus SPD, Grünen und FDP vorgelegt hatten.

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FOTOS (2): DPA/PA
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