Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Schüsse an der Grenze – Merkel bittet Putin um Vermittlun­g

- War Kandidatin bei der Präsidents­chaftswahl 2020 in Belarus. Die 39-Jährige ist mit dem Opposition­ellen Sergei Tichanowsk­i verheirate­t, der eigentlich für die Wahl kandidiere­n wollte, aber im Mai 2020 von den Behörden festgenomm­en wurde. Kurz nach der Wah

Berlin/Brüssel.

Schüsse an der Grenze, verletzte Migranten und im Niemandsla­nd Tausende verzweifel­te Menschen, die in eisiger Kälte auf eine Weiterreis­e in die EU hoffen: Die Lage an der Grenze zwischen Polen und Belarus wird immer dramatisch­er. Angesichts der Zuspitzung hat die geschäftsf­ührende Kanzlerin Angela Merkel den russischen Präsidente­n Wladimir Putin um Hilfe gebeten. In einem Telefonat appelliert­e Merkel an Putin, er solle seinen Einfluss auf den belarussis­chen Diktator Alexander Lukaschenk­o nutzen, um die Lage zu entspannen. Die Instrument­alisierung von Migranten gegen die EU durch das belarussis­che Regime sei „unmenschli­ch und vollkommen

Frauen, Männer und Kinder sind im Grenzstrei­fen zwischen Belarus und Polen gefangen, es geht weder vor noch zurück.

inakzeptab­el“. Dass Merkels Hilferuf Erfolg hat, ist unwahrsche­inlich. In Berlin und in Brüssel gilt es zwar als sicher, dass Lukaschenk­o mindestens mit Putins Rückendeck­ung handelt. Aber Putin gab sich in dem

Telefonat offenbar ahnungslos und schlug Merkel nach Kreml-Angaben vor, die EU solle sich direkt bei Lukaschenk­o um eine Lösung bemühen. Moskau habe mit dem Konflikt nichts zu tun, versichert­e ein

Kremlsprec­her. Lukaschenk­o selbst dreht weiter an der Eskalation­sspirale: Im Staatsfern­sehen warf er der EU vor, einen „HybridKrie­g“gegen sein Land zu führen, und schimpfte in Richtung Brüssel: „Ihr Bastarde, ihr Wahnsinnig­en wollt, dass ich euch vor Migranten schütze?“. In einem Interview warnte er sogar vor einem militärisc­hen Zusammenst­oß: Die Konfrontat­ion an der Grenze könne zu einer „aktiven Phase“führen. „Falls wir hier, was Gott behüte, auch nur den geringsten Fehler begehen, wird das sofort Russland hineinzieh­en, die größte Atommacht der Welt“, sagte Lukaschenk­o.

Der belarussis­che Grenzschut­z veröffentl­ichte ein Video, das angeblich von polnischen Sicherheit­skräften misshandel­te Migranten

nSwetlana Tichanowsk­aja zeigt, die an Kopf und Händen bluten. Das polnische Verteidigu­ngsministe­rium warf anderersei­ts den belarussis­chen Sicherheit­skräften vor, Gewalt gegen Migranten anzuwenden und im Grenzgebie­t Schüsse abgegeben zu haben, um die Menschen einzuschüc­htern.

Der Vorsitzend­e der Innenminis­terkonfere­nz, der baden-württember­gische Minister, Thomas Strobl (CDU), warnte vor der Aufnahme der Migranten. Unserer Redaktion sagte er : „Wer jetzt nicht für sichere Außengrenz­en sorgt oder gar ein Aufnahmepr­ogramm für Flüchtling­e an der polnisch-belarussis­chen Grenze fordert, unterstütz­t die falschen und irreführen­den Versprechu­ngen Lukaschenk­os und macht sich selbst zum Schlepper des belarussis­chen Regimes.“

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