Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Alle dreißig Kilometer Freude Thüringens Theater und Orchester lassen Imagefilm für Kulturtourismus produzieren
Vorhang auf für Thüringens Theater und Orchester: für eine geballte Ladung Schauspiel, Puppenspiel, Oper, Ballett, Konzert. Ein Bundesland, fünf Sparten, elf Häuser – mit Wucht und Witz und schnellen Schnitten in dreieinhalb Filmminuten zusammengeführt.
Derart präsentiert sich die hiesige Bühnenlandschaft jetzt auf SocialMedia-Kanälen: #UnsereFreude.
Und eine Freude ist’s allemal, das zu sehen: Diese Freude selbst nämlich, mit der darstellende und musizierende Künste immer noch, immer wieder und jetzt erst recht arbeiten. Der in Gemeinschaft entstandene Imagefilm dient jedenfalls auch der Selbstvergewisserung, dass die Bühnen und Podien eine große Bandbreite zu bieten haben (bisschen Einheitsbrei aber auch).
Man könne hierzulande alle dreißig Kilometer „auf ein hervorragendes Theater“treffen, betont Marlies Reich. Die Marketingchefin des Theaters Erfurt initiierte und organisierte das Projekt. Dabei weiß wohl auch sie, dass die Vielfalt einst größer war. So ging zum Beispiel ihr Haus seines Schauspiels und Balletts
verlustig. Und dennoch: Das Angebot insgesamt ist noch groß.
So empfiehlt die Schau- und Puppenspielerin Juliane Solvång, gebürtige Berlinerin und vor zwei Jahren aus Schweden nach Thüringen gezogen, exemplarisch folgende Tagestour: vormittags Figurentheater in Meiningen, mittags eine KonzertMatinee in Gotha, abends Schauspiel in Rudolstadt. Solvång steuerte Texte und Fotos für eine Theaterseite bei, die die Thüringer Tourismus GmbH in ihrem Internetauftritt freischaltete. Der Imagefilm, von der Weimarer Produktionsfirma Nivre realisiert, ist deren Kern.
Ausstrahlen soll das möglichst international. Denn dass unsere Theater kulturtouristische Reisen veranlassen, ist bei Lichte betrachtet bislang die Ausnahme: so wie der Theaterclub Zürich etwa, der jüngst eine Fahrt nach Eisenach organisierte, zu Johann Christian Bachs Oper „La clemenza di Scipione“.
Der Film, zwischen März und Oktober 2020 gedreht, lässt nun Schillers Ode „An die Freude“aus Beethovens Neunter erschallen, eingespielt von der Thüringen-Philharmonie Gotha-Eisenach unter Markus Huber, gesungen von den Opernchören Weimars und Erfurts sowie von den Solisten Margrethe Fredheim, Uwe Schenker-Primus, Julia Stein und Brett Sprague.
Im Bild zu sehen sind zudem die Orchester Erfurts, Jenas und Rudolstadt-Saalfelds. Zur Musik tanzen die Ballettensembles aus Gera, Nordhausen und Eisenach – sowie Puppen aus Erfurts Waidspeicher und aus Meiningen. Rudolstadt zeigt Szenen aus „Hamlet“, das Theaterhaus Jena drei Spieler aus seinem „Clowns-Kongress“. Filmszenen führen auch hinter Kulissen.
Zuletzt warben Thüringens Theater und Orchester mit einem Faltblatt füreinander, nun geht man neue Wege. Dass Abonnenten des einen Hauses in den anderen seit Jahren zehn Prozent Rabatt erhalten, ist noch wenig bekannt. Insofern dient der Film dann vielleicht doch auch dem Binnentourismus.
„Dem Volke zur Freude und Erhebung“ließ Georg II. an den Giebel des Meininger Theaters schlagen, wo 1874 gleichsam das Regietheater begann. Dessen 150-jährigem Jubiläum widmet man 2024 eine neue Tourismuskampagne. Der Film im Internet: www.thueringenentdecken.de/unsere-theater