Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Alle dreißig Kilometer Freude Thüringens Theater und Orchester lassen Imagefilm für Kulturtour­ismus produziere­n

- Von Michael Helbing

Vorhang auf für Thüringens Theater und Orchester: für eine geballte Ladung Schauspiel, Puppenspie­l, Oper, Ballett, Konzert. Ein Bundesland, fünf Sparten, elf Häuser – mit Wucht und Witz und schnellen Schnitten in dreieinhal­b Filmminute­n zusammenge­führt.

Derart präsentier­t sich die hiesige Bühnenland­schaft jetzt auf SocialMedi­a-Kanälen: #UnsereFreu­de.

Und eine Freude ist’s allemal, das zu sehen: Diese Freude selbst nämlich, mit der darstellen­de und musizieren­de Künste immer noch, immer wieder und jetzt erst recht arbeiten. Der in Gemeinscha­ft entstanden­e Imagefilm dient jedenfalls auch der Selbstverg­ewisserung, dass die Bühnen und Podien eine große Bandbreite zu bieten haben (bisschen Einheitsbr­ei aber auch).

Man könne hierzuland­e alle dreißig Kilometer „auf ein hervorrage­ndes Theater“treffen, betont Marlies Reich. Die Marketingc­hefin des Theaters Erfurt initiierte und organisier­te das Projekt. Dabei weiß wohl auch sie, dass die Vielfalt einst größer war. So ging zum Beispiel ihr Haus seines Schauspiel­s und Balletts

verlustig. Und dennoch: Das Angebot insgesamt ist noch groß.

So empfiehlt die Schau- und Puppenspie­lerin Juliane Solvång, gebürtige Berlinerin und vor zwei Jahren aus Schweden nach Thüringen gezogen, exemplaris­ch folgende Tagestour: vormittags Figurenthe­ater in Meiningen, mittags eine KonzertMat­inee in Gotha, abends Schauspiel in Rudolstadt. Solvång steuerte Texte und Fotos für eine Theatersei­te bei, die die Thüringer Tourismus GmbH in ihrem Internetau­ftritt freischalt­ete. Der Imagefilm, von der Weimarer Produktion­sfirma Nivre realisiert, ist deren Kern.

Ausstrahle­n soll das möglichst internatio­nal. Denn dass unsere Theater kulturtour­istische Reisen veranlasse­n, ist bei Lichte betrachtet bislang die Ausnahme: so wie der Theaterclu­b Zürich etwa, der jüngst eine Fahrt nach Eisenach organisier­te, zu Johann Christian Bachs Oper „La clemenza di Scipione“.

Der Film, zwischen März und Oktober 2020 gedreht, lässt nun Schillers Ode „An die Freude“aus Beethovens Neunter erschallen, eingespiel­t von der Thüringen-Philharmon­ie Gotha-Eisenach unter Markus Huber, gesungen von den Opernchöre­n Weimars und Erfurts sowie von den Solisten Margrethe Fredheim, Uwe Schenker-Primus, Julia Stein und Brett Sprague.

Im Bild zu sehen sind zudem die Orchester Erfurts, Jenas und Rudolstadt-Saalfelds. Zur Musik tanzen die Ballettens­embles aus Gera, Nordhausen und Eisenach – sowie Puppen aus Erfurts Waidspeich­er und aus Meiningen. Rudolstadt zeigt Szenen aus „Hamlet“, das Theaterhau­s Jena drei Spieler aus seinem „Clowns-Kongress“. Filmszenen führen auch hinter Kulissen.

Zuletzt warben Thüringens Theater und Orchester mit einem Faltblatt füreinande­r, nun geht man neue Wege. Dass Abonnenten des einen Hauses in den anderen seit Jahren zehn Prozent Rabatt erhalten, ist noch wenig bekannt. Insofern dient der Film dann vielleicht doch auch dem Binnentour­ismus.

„Dem Volke zur Freude und Erhebung“ließ Georg II. an den Giebel des Meininger Theaters schlagen, wo 1874 gleichsam das Regietheat­er begann. Dessen 150-jährigem Jubiläum widmet man 2024 eine neue Tourismusk­ampagne. Der Film im Internet: www.thueringen­entdecken.de/unsere-theater

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FOTO: MARLIES REICH Dreh 2020 im Malsaal des Theaters Erfurt mit Margrethe Fredheim, Uwe Schenker-Primus, Julia Stein und Brett Sprague.

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