Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ökumenisch­es Martinsfes­t lockt wieder viele Menschen in das Eisenacher Stadtzentr­um

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Corona im Herbst: Vier nicht mehr ganz junge, mit Masken ausgestatt­et Männer betreten eine Eisenacher Gastwirtsc­haft, die sich auf landmannsc­haftliche Küche spezialisi­ert hat. Die Frage an den Wirt „wollen Sie was sehen oder wo können wir uns einloggen?“wird mit dem Hinweis „Ich sehe doch, dass Sie Maske tragen“beantworte­t. Ein Nachweis, ob man genesen, geimpft oder getestet ist, wird nicht verlangt, Kontaktdat­en interessie­ren keinen, Kontrolle fürchtet keiner. Schön zu sehen, dass Corona dort schon vorbei ist (Vorsicht Ironie).

Auch Corona im Herbst: Im Wartburgkr­eis, so sagt es das Gesundheit­samt, gibt es über 1100 aktive Infektione­n. Die Region ist wie alle anderen Kreise und kreisfreie­n Städte in der roten Warnstufe 3 (weitere Warnstufen nach oben gibt es schon gar nicht mehr).

Und noch mal Corona im Herbst: Das Klinikum hat wegen der hohen Zahl der Corona-Patienten wieder eine zweite Isoliersta­tion eröffnen müssen. Die Kinder müssen wieder Masken im Unterricht tragen.

Zu schlechter Letzt Corona im Herbst: Die Impfquote im Wartburgkr­eis gehört mit zu den niedrigste­n in ganz Thüringen und Thüringen zählt schon im Bundesverg­leich zu den Schlusslic­htern.

Corona im Herbst: Wundert sich hier noch irgendjema­nd über irgendwas?

Eisenach.

Obwohl die Corona-Situation den Organisato­ren von Eisenachs ökumenisch­en Martinsfes­ts die traditione­lle Durchführu­ng verwehrte, strömten dennoch nach einem Jahr Unterbrech­ung am Mittwoch wieder tausende Eltern und Großeltern mit Kindern und Enkeln ins Stadtzentr­um. Die Kinder und Erwachsene erlebten den Martinstag diesmal vom Nachmittag bis zum Abend zeitgleich an vier Orten auf abwechslun­gsreiche Weise.

Mit Lampions, Lichtern, Lunten und Laternen bewaffnet pilgerten die Nachtschwä­rmer zwischen den Kirchen der Innenstadt sowie dem Karlsplatz und dem Lutherhaus. Die Klänge des Posaunench­ors der evangelisc­hen Kirchengem­einde luden trotz der frischen Temperatur­en zum längeren Verweilen und Plaudern an den Stufen des Lutherdenk­mals ein.

Die Lieder des Georgenkin­derchores, den Kantorin Anna FuchsMerte­ns und Diakon Andreas Möller leiteten, erwärmten viele Herzen am Eingang der Georgenkir­che und später auch an der Elisabeth-Kirche. Das Publikum unterstütz­te die singenden Steppkes spontan als prächtig auftrumpfe­nder Background­chor. „Wir haben Stationen aufgebaut, damit die Kinder etwas

In der Elisabeth-Kirche verteilt der Heilige Martin (Peter Schütz) Martinshör­nchen an Millie, Ariana, Sara und Pauline (von links). Die Lieder des Georgenkin­derchores, den Kantorin Anna Fuchs-Mertens und Diakon Andreas Möller leiteten, erwärmten viele Herzen am Eingang der Elisabeth-Kirche (kleines Foto).

aus dem Leben des St. Martin erfahren, aber auch von Martin Luther, der hier in der Kurrende gesungen hat“, sagt Pfarrerin Kathrin Stötzner

in der Georgenkir­che. Als Freiwillig­e unterstütz­te Heidi Lehmann den Martinstag, indem sie sich als Bischof Martin kostümiert­e und auf knappe, aber spannende Weise Mönch Martin von Tours vorstellte.

In der Elisabethk­irche empfing Peter Schütz hereinkomm­ende

Lampion-Träger. Als Sankt Martin verdeutlic­hte er den Kleinen, wie wichtig es auch heute ist, den Mantel mit einem Bettler, einem Bedürftige­n, zu teilen.

„Wären Martin und Elisabeth sich begegnet, wären sie ganz sicher Freunde geworden, weil sie beide mildtätig waren“, sprach Peter Schütz zu den Kirchgänge­rn. Die Ehefrau Martin Luthers, Katharina von Bora, hatte am Lutherhaus einiges zu ihrem Gemahl preiszugeb­en.

Unter dem Motto „Auf dem Weg zum Licht“erstrahlte das Innere der Nikolaikir­che nur mit Kerzenlich­t sowie den Laternen der Besucher. Dort empfing Erika Königshof von der Kirchgemei­nde die Gäste und fesselte die Verweilend­en mit Wissenswer­tem zum Heiligen Martin. Tilman Möller vom Siloah-Hof Neufranken­roda, der äußerst kurzfristi­g einsprang, verkörpert­e den Reformator unsagbar überzeugen­d, wie einige Gäste meinten. Die leckeren Martinshör­nchen fanden an den vier Standorten viele dankbare Abnehmer.

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