Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Impfgegner stören Gedenken an Opfer der Pogromnach­t

Polizei sieht keine strafbaren Handlungen. Antisemiti­smusbeauft­ragter Hoff fordert Wehrhaftig­keit des Rechtsstaa­tes

- Von Kai Mudra und Antonia Pfaff

Arnstadt.

Mit lautstarke­m Protest haben Impfgegner am Nachmittag des 9. November in Arnstadt das Gedenken an die Opfer der Pogromnach­t von 1938 und des Holocausts gestört. Im Gebäude des alten Milchhofs, wo aktuell die Ausstellun­g „32 |1938 | 0 – Die Synagogen in Thüringen“gezeigt wird, erinnerte zu dieser Zeit Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) an die Schrecken der Pogromnach­t.

Der Vorfall zeige erneut, dass das Spektrum der Corona-Leugner und Impfgegner die Verfolgung und Vernichtun­g der Jüdinnen und Juden im Nationalso­zialismus mit dem Vergleich verharmlos­e, sie würden genauso verfolgt werden. Dabei seien die Grenze zu antisemiti­schen Verschwöru­ngserzählu­ngen und Militanz fließend, betont BenjaminIm­manuel Hoff (Linke), der Antisemiti­smusbeauft­ragte der Thüringer Landesregi­erung. Diese Erkenntnis­se seien nicht neu, bestätigte­n sich jedoch in Arnstadt und fordern sowohl die Wehrhaftig­keit des Rechtsstaa­tes heraus als auch aller Demokratin­nen und Demokraten.

Die zuständige Landespoli­zeidirekti­on Gotha bestätigte „eine größere Personengr­uppe“. Allerdings seien die Ausrufe und mitgeführt­en Plakate ohne strafrecht­liche Relevanz gewesen, sagte eine Polizeispr­echerin dieser Zeitung. Daher wurden keinerlei Verfahren eingeleite­t. Der Versammlun­gsort sei dann verlegt worden, „sodass die Veranstalt­ung ohne Störung durchgefüh­rt werden konnte“.

Teilnehmer des Gedenkens berichten dagegen, dass die Proteste sehr wohl im Inneren zu hören gewesen seien. Das belegt auch ein Tonbandmit­schnitt der Rede Ramelows, der dieser Redaktion vorliegt.

Der Präsident des Zentralrat­s der Juden in Deutschlan­d, Josef Schuster, kritisiert­e am 9. November Pandemie-Leugner, Querdenker und ideologisc­he Impfgegner scharf. Diese Gruppen würden der jüdischen Gemeinde in Deutschlan­d große Sorgen bereiten, vor allem weil sie Seit an Seit mit Rechtsextr­emisten demonstrie­ren.

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FOTO: FUNKE MEDIEN THÜRINGEN Demonstran­ten stehen am 9. November vor dem alten Milchhof in Arnstadt, während im Gebäude der Opfer der Pogromnach­t von 1938 und des Holocausts gedacht wird.

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