Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Festbaum fürs Brandenbur­ger Tor

Ostthüring­er Familie spendiert 18 Meter hohe Fichte

- Von Henry Trefz

Rinnetal.

Es war einmal vor einem halben Jahrhunder­t, da stand die damals vierjährig­e Christine Colditz mit ihrer Großmutter draußen vorm Haus in Leutnitz (Königsee) und pflanzte einen Baum. Ob diese kleine Fichte damals schon Weihnachts­baum genannt wurde, ist nicht bekannt.

Eine Art Märchen wurde es dennoch, obwohl es zunächst einige Konkurrenz gab. Ein Ahorn, der gleich nebenan wuchs, machte der Fichte Licht, Wasser und Boden streitig. Das ging viele Jahre so und war für beide kein Fortschrit­t. Vor einigen Jahren aber musste der Laubbaum weichen. Jetzt hatte die

Fichte auf einmal Platz. Und sie wuchs kräftig. Auf derzeit rund 18 Meter Höhe. „Zu kräftig“, wie Heidemarie Colditz, die Mutter von Christine und ihrer Schwester Annegret, einräumen musste.

Und zur Geburtstag­sfeier der Mutter, als die Familie beisammen war, teilten Heidemarie und Helmut Colditz den Entschluss mit, dass der Baum dort nicht bleiben könne. Wenn es schon sein muss, dann aber nicht einfach Brennholz, so die Antithese von Tochter Annegret Kaminski. Schließlic­h ist die letzte große Karriere für so manchen früheren Stubenbaum, der den heimischen Vorgarten sprengt, dann aber eine letzte Bewunderun­gschance in der fernen großen

Stadt bekommt, schon öfter in der Zeitung zu lesen gewesen.

Und irgendwann war dann Bastian Wulf von der Sömmerdaer Firma Tannen Wulf am Telefon. Und so sind die Morgenstun­den des 20. November als Termin für die Abholung unterdesse­n ausgemacht. Die Spezialist­en aus dem Thüringer Becken wissen, was sie tun, schließlic­h kommt der Weihnachts­baum vom Brandenbur­ger Tor schon seit einigen Jahren unter ihrer Regie aus dem Freistaat.

Die beiden Leutnitzer wirken unterdesse­n so, als müssten sie sich noch ein paar Tage daran gewöhnen, dass sich die Aussicht aus dem heimischen Küchenfens­ter demnächst nachhaltig verändern wird.

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FOTO: HENRY TREFZ Heidemarie und Helmut Colditz vor ihrer Fichte, die am 20. November gefällt und nach Berlin gebracht wird.

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