Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Viel Beifall für das Festkonzert des Freistaats zur Übernahme der Bundesratspräsidentschaft in der Berliner Synagoge in der Rykestraße
Berlin.
Musikalisch ist der Weg von „Diesen Weg auf den Höh’n … „ zu „Einigkeit und Recht und Freiheit“ein kurzer an diesem Abend in Berlin. Helmut Eisel, der AusnahmeKlarinettist, führt gekonnt vom Rennsteig zur Hymne. In der Synagoge an der Rykestraße spielen er, das Thüringer Bach Collegium, Jascha Nemtsov und das Orchester der Musikschule Arnstadt-Ilmenau gekonnt auf bei diesem Festkonzert des Freistaats Thüringen anlässlich der Übernahme der Bundesratspräsidentschaft. Der Ort des Konzerts, bei dem Achava, Jüdisches Leben in Thüringen, die Jüdischen Kulturtage Berlin 2021 und die Jüdische Gemeinde zu Berlin zusammenwirken, ist mit Bedacht gewählt. Schließlich sind 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland, 900 Jahre Juden in Thüringen sowie 350 Jahre der Neugründung der jüdischen Gemeinde zu Berlin Anlass für Musik und Reden.
Es sind besondere Wegstrecken durch Zeit und Raum, die an diesem Abend musikalisch beschritten werden. Die jungen Musikerinnen und Musiker aus der Region Arnstadt und Ilmenau hatten sich in aller
Zum Festkonzert des Freistaats Thüringen zur Übernahme der Bundesratspräsidentschaft lud Ministerpräsident Bodo Ramelow in die Synagoge in der Berliner Rykestraße ein. Es musizierten das Achava-Projektorchester, das Thüringer Bach Collegium, Helmut Eisel und Jascha Nemtsov. Zudem bereicherten Kantor Yoed Sorek und das Shir Chazanut Ensemble die musikalische Reise.
Frühe auf den Weg nach Berlin gemacht und stehen abends strahlend vor dem Publikum in Berlin. Sowohl Eisel als auch Gernot Süßmuth vom Bach Collegium und Jascha Nemtsov sowie alle anderen erwachsenen Profimusiker geben den Kindern und Jugendlichen zurecht das Gefühl, vollwertiger Bestandteil des Gesamtensembles zu sein. Die Spielfreude des AchavaProjektorchesters mit Mitwirkenden von zehn Jahren bis zu Eisel, Jahrgang 1955, überträgt sich sofort auf das Publikum, zu dem neben Politikern aus Bund und Land auch
Gemeindemitglieder sowie Naftali Fürst und Eva Stocker als Überlebende der Nazibarbarei zählen.
Bodo Ramelow, seit wenigen Tagen Bundesratspräsident, verweist in seiner Rede auf die Verpflichtung aus der Geschichte: „Wir drücken uns nicht vor der Verantwortung“.
Gideon Joffe, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde zu Berlin, konstatiert mit Blick auf Geschichte und Gegenwart, dass es das „Feindbild Jude“als Konstante gebe, auch wenn sich der Antisemitismus der jeweiligen Zeit anpasse. Alexander Nachama, Thüringer Landesrabbiner, dankt Ramelow für dessen steten Einsatz – und er verweist auf die jüngst in Empfang genommene neue Tora als „ein Zeichen für die Zukunft“.
Musikalisch folgt auf die getragene Ouvertüre mit Werken von Agostino Stefani und Johann Bernhard Bach das fröhliche „Rondo alla Klez“von Eisel, ehe die erhaben und festlich wirkenden drei Stücke aus der „Liturgischen Zeitschrift“des Thüringer Kantors Hermann Aron Ehrlich (1815 - 1879) von Kantor Yoed Sorek und dem Shir Chazanut Ensemble vorgetragen werden. Die musikalische Reise, bei auch die Traditionals, die Eisel bearbeitet hat, gespielt werden, zeigt, wie gut die jungen Solisten sind. Mal erinnern die Weisen an ein Fest aus dem Land, mal an Filmmusik. Unglaublich, wie lange Eisel auf der Klarinette einen einzelnen Ton halten kann. Zwischendurch wird es ernster mit Mendelssohn-Bartholdy. Es gibt viel Beifall und die Musikreise gelangt für viele viel zu schnell zum Ziel. Mit „Donna Donna“wird das Publikum bei der Zugabe zum Mitsingen einladen.