Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
An der Awo-Kindertagesstätte am Amrichen Rasen in Eisenach gibt es besondere Projekte
Eisenach.
Die erste Veranstaltung war ein Erfolg und hat den Bedarf gezeigt. 30 Kinder und 20 Erwachsene sind der Einladung der Mitarbeiterinnen im Thüringer ElternKind-Zentrum (kurz Thekiz) zum Naturbingo gefolgt. Auf dem Weg zum Spielplatz haben sie bunte Blätter, Kastanien oder leere Schneckenhäuser gesammelt. Am Ziel gab es Obst und Getränke. Die Eltern sind ins Gespräch gekommen, während die Kinder Klettergerüst oder Wippe eroberten.
„Diese offenen Angebote unterbreiten wir dienstags, 15.30 Uhr. Das ist die übliche Abholzeit im Kindergarten“, erzählt Anna Töpfer, Leiterin des Thekiz, und weiß, dass sich Eltern und Kindern bei diesen Unternehmungen „noch mal anders begegnen“.
Das Thekiz ist eine neue Einrichtung, um einerseits die Fachkräfte in der Kindertagesstätte „Haus Sonnenschein“in Trägerschaft der Arbeiterwohlfahrt (kurz Awo) zu unterstützen. Denn im Alltag bleibt oft wenig Zeit, individuell auf die Bedürfnisse von Kindern und Eltern einzugehen. Auf der anderen Seite ist das Thekiz offen für Kinder und Eltern aus dem gesamten Wohngebiet. Die Fachleute sprechen vom „Sozialraum“.
Krabbelgruppe soll entstehen und ein Kurs für Schwangere
Eigene Räume sind im Erdgeschoss der Kindertagesstätte Am Amrichen Rasen hergerichtet worden. Dort gibt es beispielsweise Sportgeräte zum Klettern, Balancieren und Rutschen. Aus einer Wippe wird eine Treppe, wenn das Teil umgedreht wird. „Dann können die ganz Kleinen lernen, über Stufen zu laufen“, erklärt Anna Töpfer und möchte eine Krabbelgruppe ins Leben rufen.
Zusammen mit einer Hebamme sollen außerdem Kurse für Schwangere organisiert werden. Vorgesehen sind ebenso Frühstücks- oder Cafézeiten, in denen sich Eltern austauschen können. Eine Küche ist vorhanden, auch ein Beratungszimmer für Gespräche im geschützten Rahmen. Die Ausstattung der Räume – bald wird noch ein neuer Fußboden verlegt – ist über das Programm „Solidarisches Zusammenleben der Generationen“finanziert worden.
„Alles ist schnell und unbürokratisch gegangen“, lobt Susanne Dornaus-Bätzel, Bereichsleiterin bei der Awo, die Zusammenarbeit mit der Stadtverwaltung Eisenach. Sozialdezernent Ingo Wachtmeister (SPD) bezeichnet das Thekiz als „Riesengewinn für die Stadt“.
Familienberaterin Yvonne Bartsch ist ebenfalls vor Ort tätig. „Eltern müssen nicht extra in unsere Beratungsstelle kommen. Der Weg dorthin bedeutet oft schon eine Hemmschwelle, die nicht überschritten wird“, weiß Dornaus-Bätzel. Von dem Angebot direkt in der Kita verspricht sie sich, dass mehr präventiv gearbeitet werden kann, etwa, wenn sich Eltern trennen oder scheiden lassen wollen. Weiter kümmert sich Diana Menge im
Rahmen des geförderten Projekts „Vielfalt vor Ort“um die Bedarfe von Kindern und Familien mit Flucht- und Migrationshintergrund. Im „Haus Sonnenschein“werden Mädchen und Jungen aus 17 Nationen betreut.
Es geht nicht nur um Integration. Sich in der Muttersprache auszudrücken, fällt auch Kindern aus deutschen Familien zunehmend schwer. Weil Kinder eher vor dem Fernseher oder am Tablet sitzen, statt mit ihren Eltern Bücher anzuschauen und zu lesen.
Der Awo-Kindergarten nimmt am Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“teil. Ute Fink bringt dabei ihre langjährigen Erfahrungen ein. Sie will eine kleine Bücherei einrichten. Bücherrucksäcke zu bestimmten Themen sollen angeschafft werden. Ein Bilderbuchkino hatte bereits viele kleine Fans.