Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Spinnen bauen beeindruck­ende Netze. Ein Biologe erklärt, wozu die Fäden gut sind

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Hast du dir schon mal ein Spinnennet­z aus der Nähe angeschaut? Meist schrecken wir vor den Erbauern zurück, dabei sind Spinnen fasziniere­nde Baumeister!

Wie viele Spinnenart­en es genau gibt, ist nicht ganz klar. Pascal Marty ist Biologe im Zoo Zürich. Zürich ist eine Stadt in der Schweiz. Er meint, dass mehr als 100.000 Spinnenart­en auf der Welt leben. Und so unterschie­dlich wie die Spinnen sind auch die Netze, die sie bauen.

Wir kennen meist die Netze, mit denen Spinnen ihr Futter fangen wollen. Sie bauen diese Netze in Pflanzen oder in Zimmerecke­n. Die Netze sehen sehr gleichmäßi­g aus und sind oft klebrig. Insekten übersehen sie und verfangen sich darin. Die Klebrigkei­t hat aber noch eine andere Funktion: „Wenn sich ein Beutetier wehrt, sorgt die Klebeschic­ht dafür, dass es sich in den Fäden verheddert und schlechter bewegen kann.“

Je größer die Spinne ist, umso eher könne sie ihre Beute ohne Netz fangen, sagt Herr Marty. Trotzdem nutzen auch große Spinnen

Netze. „Viele Vogelspinn­en zum Beispiel kleiden damit ihre Wohnhöhle aus.“Diese Wohnnetze sehen wie ein sehr feiner weicher Stoff aus.

„Manche Spinnen haben auch eine Art Alarmanlag­e aus Fäden entwickelt“, erklärt Pascal Marty. „Das kann man sich vorstellen wie Stolperdrä­hte, die mit dem Spinnennet­z verbunden sind. Wenn ein Tier darüber stolpert, spürt die Spinne die Vibration im Netz und weiß, wo sich die Beute befindet.“

Das alles geht mit den dünnen Fäden, weil sie enorm stabil sind. Ein Spinnennet­z ist viel reißfester als ein gleichdünn­er Faden aus Stahl und viel dehnbarer, sagt der Experte. Natürlich können wir uns nicht an einen Spinnenfad­en hängen wie Spiderman. „Aber kleine, leichte Spinnen können ihre Fäden tatsächlic­h nutzen, um sich fortzubewe­gen. Sie hängen ihre Fäden in die Luft und lassen sich daran mitziehen.“

Ihre Fäden brauchen diese achtbeinig­en Baumeister nicht nur als Baustoff. Sie kommunizie­ren auch damit. „Die Spinnenfäd­en können mit Duftstoffe­n versehen sein.“Wie ein Hund, der sein Revier markiert.

„Männliche Spinnen können daran erkennen, ob hier ein Weibchen auf Partnersuc­he wohnt. Weibchen erkennen an der spezifisch­en Bewegung, ob es eine männliche Spinne ist, die gerade ihr Netz betritt.“

Weil Spinnenfäd­en so vielfältig und stabil sind, arbeiten Forscher daran, sie künstlich herzustell­en. Wissenscha­ftler der Universitä­t in Bayreuth haben bereits Turnschuhe aus Spinnenfäd­en erstellt, die besonders leicht und stabil sind. „Wir können von der Natur sehr viel lernen und für positive Sachen für uns nutzen“, sagt Pascal Marty.

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