Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Volleyball-Bundesliga Das 16. Derby zwischen Erfurt und Suhl verspricht viel Spannung
Gerade 2036. Hundert Jahre nach Hitlers beschmutzten Spielen sollen die Olympischen Wettkämpfe in Deutschland stattfinden. Als Zeichen für Freiheit und Menschlichkeit. Und warum nicht gemeinsam mit Tel Aviv, wie es zuletzt vorgeschlagen wurde. Stärker könnte der Sport seine hehren Werte nicht demonstrieren.
Der Top-Kandidat für das höchste Amt im deutschen Sport, Weikert, sprach sich jetzt klar für eine Bewerbung aus. Der Chef des WeltTischtennisverbandes kennt die internationale Stimmung gut. Weikert, einer von drei Bewerbern um das Amt des DOSB-Präsidenten, weiß um die exzellenten Chancen, die Deutschland diesmal hätte.
Doch will das Land in Europas Mitte überhaupt Olympische Spiele ausrichten? Egal wann?
Die Bevölkerung für Olympia vor der Haustür zu begeistern, scheint viel schwerer, als die Spiele vom IOC wirklich zu bekommen. Seit
1972 wurden sechs erfolglose Versuche unternommen. Darunter sogar eine Leipziger Bewerbung
2012. Zuletzt scheiterten erst Berchtesgaden 2022 und dann Hamburg 2024 am Votum der eigenen Bevölkerung. Sportler und Touristen aus aller Welt will hierzulande offenbar keiner mehr in seinem Vorgarten haben.
Dabei ist die Fußball-WM 2006 unvergessen. Damals lieferte Deutschenland ein Sommermärchen. Bürger in Schwarz-Rot-Gold und die ganze Welt waren begeistert. Die Skepsis, solch eine Party wiederholen zu können, ist inzwischen ein Hauptargument der Kritiker
DOSB-Präsidentenkandidat Mayer, bis jetzt CSU-Politiker, sieht
2036 zudem „sehr spezifisch“. Ob er sich vor wachsender Unterstützung für AfD-Ideen im Lande fürchtet, lässt er offen. Genau deshalb wäre es das richtige Datum.
Erfurt.
Der 21. November 2018 lastet auf der Suhler Seele. Eine Niederlage, in drei Sätzen – und das gegen den Konkurrenten aus Erfurt. Angesichts 14 siegreicher Partien in den gemeinsamen Erstliga-Saisons wirkt dieses 0:3 wie ein Unfall, ein winziger Makel. Ein schmerzhafter ist es. Wird es am Samstag (18 Uhr) eine Wiederholung geben?
Über dem Derby 16.0 liegt wohl mehr Spannung als in anderen Jahren, auch wenn sich die Erwartungen der Thüringer Klubs an die Saison unterscheiden. Suhls „Head of
Sport“, Lászlo Hollósy, mag keinen Druck aufbauen. Das Minimalziel aber steht. Nach dem sechsten Platz erwartet er die erneute Play-off-Teilnahme, während die Schwarz-Weißen danach streben, sich zu etablieren. An Mut fehlt es den Erfurterinnen nicht, den Wölfinnen dabei auf den Zahn fühlen zu wollen.
Für Yves Wangemann schafft das Thüringenderby interessante Reizpunkte. Die Bedeutung aber möchte der Erfurter Manager nicht höher spielen, als es jede andere Partie für den Tabellenzehnten wäre. „Wichtig ist, dass wir auf uns schauen, dass wir uns weiterentwickeln“, sagte er.
Das Derby gehört nicht zu der Kategorie, in der für den Klassenerhalt gewonnen werden muss. Mit drei Erfolgen, einem 2:3 gegen Dresden sowie dem Einzug ins Pokal-Viertelfinale führt Suhl die schlagenden Argumente für einen Sieg ins Feld. Chancenlos aber sehen sich die Gastgeber nicht. „Wir haben sehr gute Spiele gemacht. Bis auf eines haben wir zu großen Teilen gezeigt, konkurrenzfähig zu sein“, drückt Wangemann trotz zuletzt personeller Sorgen sein Selbstbewusst aus.
Vor acht Monaten waren die Erfurter beim 2:3 nah an einer Überraschung. Nach den Partien der Vorserie
vor Geisterkulisse dürfen sie in der Neuauflage des ewig jungen Duells viele Fans hinter sich wissen. Der Verein weist darauf hin, dass im Zuge der angepassten Verordnung nun die 2G-Regel gilt. Das heißt: Geimpfte und Genesene erhalten Zutritt. Im Gegensatz zum 3G-plusSystem besteht keine Begrenzung der Auslastung mehr. Über Unterstützung sind die Erfurter froh. Ebenso wie die Gäste. Damit DerbyStimmung herrscht – in einem offenen Duell wie selten zuvor. „Wir können 3:0 gewinnen, aber auch
0:3 verlieren“, meint Wangemann. Alles drin? Einiges spricht dafür.
Bad Langensalza.
Die ersten Schritte im Training sahen sich vielversprechend an. Hält der Rücken, wie es THC-Trainer Herbert Müller formuliert, steigt Johanna Reichert mit in den Bus nach Solingen. Die Fortschritte der 19-Jährigen nach ihren Bandscheibenproblemen bilden die gute Nachricht bei den Handballerinnen des Thüringer HC nach einigen personellen Rückschlägen. Für eine weitere soll das Team am morgigen Samstag sorgen.
Die Stadt der Klingen soll Durchgangsstation auf dem Weg Richtung Stuttgart sein. „Wir wollen ins Final Four“, erneuert der THC-Trainer ein wichtiges Saisonziel. Das beinhaltet, die Aufgabe im Achtelfinale des DHB-Pokals beim HSV SolingenGräfrath (18.15 Uhr) zu lösen.
Aufgrund des Klassenunterschiedes erwartet der THC-Coach beim Dritten der zweiten Liga nichts anderes als das Weiterkommen seiner Mannschaft. Vor ihrer letzten Auswärtsfahrt vor der WM-Pause weist er indes eindringlich auf die Gefahren hin. Für Solingen sei es das Spiel des Jahres, sagt er und fordert, das Duell sehr ernst zu nehmen. Besonders, nachdem Solingen zuletzt Aufstiegsaspirant Göppingen geschlagen hat. „Wir müssen auf uns schauen“, macht Müller derweil klar. Der Weg nach Stuttgart führt in erster Linie über eine sichere Deckung.