Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Längere Wege zur Arznei
Apotheken sind in der Pandemie-Zeit eine wichtige Säule bei der Corona-Bekämpfung. 5,1 Millionen Liter Desinfektionsmittel haben Apotheker zwischen März und Mai 2020 deutschlandweit selbst hergestellt, um Lieferengpässe auszugleichen. Anfang des Jahres wurden 510 Millionen Schutzmasken verteilt und seit Ostern mindestens eine Million Corona-Impfstoff-Dosen pro Woche an Arztpraxen ausgeliefert, Tendenz steigend. Nicht zu vergessen die Corona-Schnelltests, die bundesweit in mehr als 1000 Apotheken durchgeführt wurden.
Die sinkende Anzahl an Apotheken in Thüringen trifft vor allem die Menschen, die regelmäßig auf Medikamente angewiesen sind. Wege zum nächsten Apotheker werden insbesondere auf dem Land länger. Die Alternative, größere Tablettenmengen auf einmal zu beziehen, birgt die Gefahr, dass Tropfen oder Tabletten verfallen und möglicherweise im Abfall landen.
Wie im medizinischen Bereich, wo vermehrt jüngere Ärzte Anstellungen mit geregelten Arbeits -, Frei- und Familienzeitenzeiten der Niederlassung vorziehen, verliert auch der traditionelle Apothekerberuf an Attraktivität. Guter Verdienst allein ist nicht mehr ausschlaggebend. Nacht- und Notdienste schrecken ab. Mit sinkender Apothekenzahl müssen die, die bleiben, häufiger ran – ein Teufelskreis. Weniger Ausbildungsplätze für den Nachwuchs tragen zur Misere bei.
Einen Lichtblick aber gibt es. Online-Versorger bringen die Apotheken vor Ort bisher eher nicht in Bedrängnis. An kaum einem Ort ist gute und verlässliche Beratung so wichtig wie dort. Für viele macht das letztlich auch den OnlinePreisvorteil allemal wieder wett.