Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Streik am Uniklinikum Jena verursacht Einschränkungen
Weniger als die Hälfte der 22 Operationssäle konnten genutzt werden. Viele Pflegekräfte fühlen sich überlastet
Von Jördis Bachmann
„Wir verlieren langjährige Mitarbeiter, die viel Erfahrung, Wissen und hohe Qualifikation haben an Einrichtungen, die besser zahlen oder bessere Arbeitsbedingungen haben. Die Kollegen, die bleiben, fühlen sich oft ausgequetscht wie Zitronen“, so beschreibt Fachkrankenpflegerin Sabine Kühn die Situation der Pflegenden. Sie selbst ist in der Zentralen Notaufnahme des Universitätsklinikums Jena (UKJ) tätig und beteiligte sich am Donnerstag
am Warnstreik, den die Gewerkschaft Verdi organisiert hatte.
Nach der Schätzung von Verdi nahmen 150 Beschäftigte an dem Ausstand teil. „Der Warnstreik hatte Auswirkungen auf die Versorgung unserer Patienten“, so Kliniksprecherin Annett Lott. „Bei geplanten Untersuchungs- und Behandlungsterminen kam es teilweise zu Beeinträchtigungen, verschiedene Ambulanzen konnten nicht alle Routinebehandlungen durchführen und weniger als die Hälfte der 22 OP-Säle war in Betrieb.“
Hintergrund des Streiks sind die laufenden Verhandlungen mehrerer Gewerkschaften mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL). Gefordert werden für die Landesbeschäftigten fünf Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 150 Euro monatlich. Für Mitarbeiter im Gesundheitswesen forderte der Verdi-Bezirk in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt 300 Euro mehr im Monat. Auszubildende und Praktikanten sollten monatlich 100 Euro mehr bekommen. Die TdL wies die Forderungen als unrealistisch zurück. Ende November soll weiterverhandelt werden.
„Wir sind die 300 Euro mehr im Monat auch wert“, davon ist nicht nur die Fachkrankenpflegerin Sabine Kühn überzeugt. Die körperliche und psychische Belastung im Job sei sehr hoch. Man spreche derzeit viel über die Pflegekräfte auf den Intensivstationen, das sei auch wichtig. Doch die Lage für die Pflegekräfte in der Zentralen Notaufnahme sei mindestens ebenso angespannt, erklärte Krankenpfleger Sebastian Walther.