Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Johnson & Johnson setzt auf Insolvenztrick
Washington.
Der US-Pharmakonzern Johnson & Johnson (J&J) hat im Skandal um mutmaßlich asbestverseuchtes Babypuder einen juristischen Rückschlag erlitten. Um vor dem Hintergrund von rund 38.000 Klagen in den USA Schadenersatzzahlungen einzugrenzen, hat der mit 430 Milliarden Dollar Börsenwert kerngesunde Konzern im Oktober einen umstrittenen juristischen Trick versucht, der als „Texas Two Step“bekannt ist: die Auslagerung der Verbindlichkeiten in eine neue Teilgesellschaft, die unmittelbar danach kontrolliert Bankrott anmeldet. Die neue Geschäftseinheit LTL Management ist mit zwei Milliarden Dollar ausgestattet worden, um sämtliche noch ausstehenden Klagen bedienen zu können.
Bislang hat J&J, das auch im Corona-Impfstoffgeschäft eine Rolle spielt, 3,5 Milliarden Dollar an Kläger
ausgezahlt. Dabei bestreitet der Konzern, dass das 2020 aus dem Sortiment genommene Babypuder Eierstockkrebs auslösen kann. Ein Gericht in Missouri sah das anders und hatte 22 Frauen 4,7 Milliarden Dollar Schadenersatz zugesprochen. Die Summe wurde später auf 2,1 Milliarden reduziert.
Vorausgegangen war ein Medienbericht, wonach J&J seit Jahrzehnten von der Existenz des schädlichen Stoffes in seinen Pudern gewusst habe, dies aber Verbrauchern und Investoren verschwiegen haben soll. Richter Craig Whitley im Bundesstaat North Carolina hat dem Ansinnen von J&J, das Puderproblem finanziell günstig für sich auszulagern, in dieser Woche einen Dämpfer verpasst. Das Verfahren wurde von ihm in den Bundesstaat New Jersey transferiert, wo der Hauptsitz des Unternehmens ist. Ein Bundesgericht wird sich dort erstmals mit dem Fall befassen.