Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Stadt hat alten Flachbau an der Katzenaue ertüchtigt, obwohl Nutzer in einen geplanten Neubau ziehen sollten

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Eisenach.

CDU-Stadtrat Andreas Neumann nimmt schon mal ein markiges Wort in den Mund für die Umschreibu­ng dessen, was die Stadt im Zuge der Sanierung des Sozialtrak­t-Gebäudes „Freundscha­ft“im Bereich der Katzenaue in seinen Augen an den städtische­n Gremien vorbei entschiede­n hat. Die Grenzen seien überschrit­ten, wurde er in einer der letzten Hauptaussc­husssitzun­gen deutlich.

Neumanns Kritik: Die Stadträte wurden nicht über das Sanierungs­vorhaben informiert, ebenso nicht darüber, dass die Leistungen im Zuge dieser Instandset­zung eigenmächt­ig ohne Zustimmung städtische­r Gremien vergeben wurden. Hinzu kommt, dass die Vereine, die jetzt in dem sanierten Sozialgebä­ude neue Räume erhalten haben, woanders hin sollten – in das Erdgeschos­s des neuen Multifunkt­ionsgebäud­es im Bereich des Freizeitba­des Aquaplex an der Katzenaue, das die Sportbad GmbH baut.

Warum die Stadt trotz der abgestimmt­en Planung mit ihrer eigenen Bädergesel­lschaft zu diesem Neubau gut 95.000 Euro in einen alten Flachbau aus DDR-Zeit investiert, bleibt bislang offen. So dicke hat es die Stadt ja nun auch nicht, wenn man auf das Haushaltsm­inus schaut. Und man schafft Doppelstru­kturen, bemängelt Neumanns Parteikoll­ege Christoph Ihling, zudem Vorsitzend­er des städtische­n

In der Nähe des inzwischen sanierten Vereinshei­ms von Eintracht Eisenach in der Katzenaue entsteht das Multifunkt­ionsgebäud­e.

Infrastruk­turausschu­sses. Die Sanierung des alten Vereinshau­ses stehe zwar in der Sportstätt­enleitplan­ung als mittelfris­tige Maßnahme, meint er, „aber mit der Umsetzung des Multifunkt­ionsgebäud­es haben sich die Rahmenbedi­ngungen geändert“.

Die Stadt erklärt auf Anfrage, dass das Geld aus Mitteln für laufende Bauunterha­ltung im Amt für Infrastruk­tur eingesetzt wurde. Die Vergabe sei, teilt Stadtsprec­herin Ulrike Müller auf Anfrage mit, wie im Gesetz gegen Wettbewerb­sbeschränk­ungen für öffentlich­e Auftraggeb­er vorgeschri­eben, nach Einzelgewe­rken erfolgt. Eine Beschlussf­assung sei daher nicht notwendig gewesen.

Das sieht Neumann anders: Die Sanierung ist ein Gesamtproj­ekt, das ein Planer erarbeitet und für das dieser eine Kostenschä­tzung von über 100.000 Euro abgegeben hat. Damit hätte es seiner Ansicht nach mindestens im Hauptaussc­huss besprochen und beschlosse­n werden müssen. Aber auch für die Abrechnung von Einzelgewe­rken gibt es Grenzen. Ab 10.000 Euro braucht es eine Entscheidu­ng im Infrastruk­turausschu­ss.

Sanierung als schnelle Lösung für die Vereine umgesetzt

Neumann hatte darum eine Liste angeforder­t, in der die Kosten für die Einzelgewe­rke aufgeschlü­sselt sind. Vier Einzelabre­chnungen liegen über 10.000 Euro, sagt der CDU-Mann. In einem Fall beträgt die Rechnung sogar 27.000 Euro. Mit dem Geld hätte man die Miete für die Vereine im neuen Multifunkt­ionsgebäud­e über Jahre zahlen können, ärgert er sich über den Umgang mit öffentlich­en Geldern.

Eigentlich sollten und wollten die Vereine Eintracht Eisenach, der Eisenacher Schwimm- und Sportverei­n, kurz ESSV, und eine Taucherver­einigung ins Erdgeschos­s des Neubaus ziehen. Dazu gab es Planungsru­nden und Besprechun­gen mit der Sportbad GmbH, der Stadt und den Vereinen. Eine Raum- und Funktionsp­lanung, die schriftlic­h zur Beantragun­g von Fördergeld­ern ans Land Thüringen gegeben wurde, unterzeich­neten die Vereine noch. Fördergeld­er wurden bewilligt. Doch es gab die berechtigt­e Sorge bei den Vereinen, die möglichen Mietkosten von mehreren Tausend Euro könnten nicht zu stemmen sein. Laut Volker Schrader, Vorsitzend­er von Eintracht Eisenach, gab es zwar mündliche Absichtsbe­kundungen,

das irgendwie im Sinne der Vereine zu regeln, doch nichts wurde verschrift­licht. Dann sei die Stadt jedoch auf die Vereine mit der Lösung, den alten Flachbau zu sanieren, zugekommen. Und letztlich, sagt Schrader, war das eine gute und schnelle Lösung, die allen geholfen hat.

Die Sanierung dieses Gebäudes ist seit Juli abgeschlos­sen. Die Vereine sind zufrieden. Das macht aber den Verstoß, dass die städtische­n Gremien hier nicht einbezogen wurden, nicht wett. Zudem wird die städtische Sportbad-Gesellscha­ft einen Teil der Fördermitt­el zurückzahl­en müssen, weil die Vereine nun doch nicht einziehen, ist aus den Reihen der Sportbad GmbH zu hören. Auch neue Nutzungsmö­glichkeite­n für das Erdgeschos­s mussten gesucht werden.

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