Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Beim Löw-Abschied wird deutlich, dass der Neuanfang mit Flick der deutschen Elf gut tut
São Paulo.
Rekordweltmeister Lewis Hamilton geht von Startplatz eins ins dritte und letzte Sprintrennen der Formel-1-Saison. Der britische Mercedes-Pilot gewann am Freitag souverän das Qualifying von Sao Paulo, auf den Plätzen zwei und drei landeten WM-Spitzenreiter Max Verstappen (Niederlande/Red Bull) und Hamiltons finnischer Teamkollege Valtteri Bottas. Im Sprint am Samstag (20.30 Uhr MEZ/Sky) geht es allerdings in erster Linie um die Startplätze für den Grand Prix am Sonntag (18 Uhr/Sky). Dann erwartet Hamilton aufgrund eines Motorenwechsels eine Strafversetzung um fünf Startplätze. Hamilton liegt in der Fahrer-Weltmeisterschaft 19 Punkte hinter Verstappen.
Sebastian Vettel holte im Aston Martin im Qualifying den zwölften Platz, Haas-Pilot Mick Schumacher landete auf Position 19. Die drei Schnellsten im Sprint über 24 Runden und rund 100 Kilometer sichern sich Punkte (3-2-1).
Wolfsburg.
Dass es nicht nur Gewinner gibt, wenn eine Mannschaft die Fesseln der Vergangenheit entknotet, wird anhand von Mats Hummels deutlich. Denn noch kämpft der 32-Jährige darum, ein Teil der Gegenwart zu sein. Am Donnerstag weilte er jedoch nur in Wolfsburg, weil der Weltmeister von 2014 zu den Größen der Vergangenheit zählt und Joachim Löw verabschiedete. Und so musste Hummels einen Tag später erleben, wie nicht über seine Leistung diskutiert werden konnte, sondern nur über die etwas gewagte Garderobe. „Auch Jogi hat der Mantel gefallen“, schrieb er daher, als er ein Bild von sich und dem ehemaligen Bundestrainer veröffentlichte.
Ansonsten konnte man den Eindruck gewinnen, dass ein Neuanfang etwas Befreiendes haben kann. Der DFB hat die 15-jährige Ära von Löw (61) nun endgültig hinter sich gelassen. Auch wenn die Zeremonie etwas dröge geriet, scheint das Loslassen auf beiden Seiten neue Kräfte freigesetzt zu haben. Löw kündigte vor dem Anpfiff im TV an, demnächst vielleicht wieder woanders an der Seitenlinie zu stehen. Anschließend demonstrierte die deutsche Mannschaft, dass sie es unter Nachfolger Hansi Flick wieder versteht, die Fans mitzureißen.
Ein 9:0 gegen ein überfordertes und lange in Unterzahl spielendes Liechtenstein sollte zwar nicht überbewertet werden. Immerhin aber verwaltete Flicks Elf dieses eigentlich unerhebliche WM-Qualifikationsspiel nicht einfach, sondern kombinierte sich zum klarsten Erfolg seit dem 13:0 gegen San Marino am 6. Dezember 2006. Für den neuen Bundestrainer war dies der sechste Sieg im sechsten Spiel, damit übertraf der 56-Jährige den
Macht den Unterschied: Leroy Sané mit neuem Schwung.
Startrekord von Joachim Löw (fünf Siege). Am Sonntag in Armenien (18 Uhr/RTL) soll der siebte Erfolg folgen. Für die Winter-WM in Katar im kommenden Jahr hat sich Deutschland bereits qualifiziert.
Einige Nationalspieler erhalten deswegen eine Pause. Marco Reus und Torhüter Manuel Neuer reisen nicht mit in die Kaukasusregion. Leon Goretzka hat sich durch den üblen Tritt des Liechtensteiners Jens Hofer eine Prellung im KopfHals-Bereich zugezogen. Antonio Rüdiger kassierte die zweite Gelbe Karte und ist gesperrt. In Armenien solle das Jahr vernünftig abgeschlossen werden, meinte Hansi Flick. Schon der Auftritt gegen Liechtenstein habe ihm sehr zugesagt. „Das Zusammenspiel zwischen Mannschaft und Fans war toll“, sagte der Bundestrainer.
Daher lassen sich einige Erkenntnisse zusammentragen. Erstens verdeutlichte Leroy Sané erneut, dass er der Unterschiedsspieler sein kann. Zwei Tore, viele Dribblings, „die letzten Wochen haben einfach gezeigt, was er für ein toller Spieler ist“, erklärte Flick. „Was mir noch mehr gefällt, ist sein Wille, dem Ball nachzujagen.“Zweitens zeigte Thomas Müller, ebenfalls Doppeltorschütze, dass er die Offensive weiter auf seine Art prägen kann, indem er zwischen den gegnerischen Verteidigern umher huscht. Drittens kommen Profis wie Baku nach, die noch Zeit benötigen und trotzdem den Konkurrenzkampf beleben.
„Man muss es ein bisschen relativieren, da wir keine extrem schwierigen Gegner in unserer Gruppe haben“, sagte Thomas Müller. Tatsächlich muss sich erst zeigen, ob der mutige Angriffsfußball auch gegen Top-Teams funktioniert. Trotzdem deutete die Elf an, dass in Zukunft etwas entstehen könnte, während die Vergangenheit auf der Tribüne saß. Mats Hummels wird nicht entgangen sein, dass er sich strecken muss, um nach einem Länderspiel wieder Fotos veröffentlichen zu können, auf denen er das deutsche Trikot und keinen Mantel trägt.