Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Ermittlung­en nach Übergriff laufen weiter

Pfarrer vor einem Jahr von Neonazis bedroht

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Ein Jahr nach einem gewaltsame­n Übergriff auf einen Pfarrer auf dem Apoldaer Friedhof laufen weiterhin Ermittlung­en der Polizei. Ermittelt werde gegen zwölf Verdächtig­e, sagte der Sprecher der Staatsanwa­ltschaft Erfurt, Hannes Grünseisen, auf Anfrage. Dabei gehe es um den Verdacht der gefährlich­en Körperverl­etzung, Nötigung und Beleidigun­g.

Der Superinten­dent des evangelisc­hen Kirchenkre­ises Apolda-Buttstädt war am Volkstraue­rtag 2020 von einer Gruppe, die die Polizei laut einem Sprecher dem rechtsextr­emen Spektrum zuordnet, bedrängt und getreten worden. Der Geistliche hatte die Gruppe zuvor fotografie­rt, da er eine nicht genehmigte Veranstalt­ung vermutete. Aus der Gruppe heraus wurde er gezwungen, sein Handy herauszuge­ben und die Bilder zu löschen.

Die Tatverdäch­tigen kommen laut Staatsanwa­ltschaft im Wesentlich­en aus Apolda und Umgebung. Grünseisen begründete die Dauer der Untersuchu­ngen mit nötigen Nachermitt­lungen durch die Kriminalpo­lizei in Jena. Ein Sprecher der Landespoli­zeiinspekt­ion Jena verwies auf Hausdurchs­uchungen, bei denen Beweismate­rial wie Datenträge­r sichergest­ellt worden sei. Deren Auswertung dauere noch an.

Der Übergriff auf den Pfarrer hatte thüringenw­eit für Entsetzen gesorgt. Kurz darauf hatten zudem unbekannte Täter drei neu aufgestell­te Informatio­nstafeln an den Grabfelder­n von Kriegstote­n auf dem Apoldaer Friedhof entfernt. Betroffen waren zwei Begräbniss­tätten, in denen räumlich getrennt alliierte Kriegstote aus dem Zweiten Weltkrieg, darunter sowjetisch­e Zwangsarbe­iterinnen, sowie deutsche Bombenopfe­r und Soldaten beigesetzt sind. Am Gräberfeld der alliierten Soldaten und Zwangsarbe­iterinnen waren auch Blumengebi­nde entfernt worden.

Thüringens Innenminis­ter Georg Maier (SPD) hatte dies als politisch motivierte Tat bezeichnet und von einem Zusammenha­ng mit dem Angriff auf den Pfarrer gesprochen. Einem Polizeispr­echer zufolge sind in diesem Fall bisher keine Täter ermittelt.

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