2G, 3G oder Graupensuppe

In Thüringen sollen bald nur noch Geimpfte und Genesene Gaststätten und Hotels betreten oder auch kulturelle Veranstaltungen besuchen dürfen. Aber galt das nicht schon? Wegen der hohen Warnstufen?

Irgendwie ja. Das steht im „Corona-Eindämmungserlass“. Also, meine ich. Meine Hand dafür ins Feuer legen würde ich lieber nicht. Irgendwas steht ja schließlich auch in der „Sars-Cov-2-Infektionsschutzmaßnahmenverordnung“. Und sollte man Lehrer, Erzieherin oder ein zum Besuch der üblich verdächtigen Bildungsstätten verpflichteter Homo Educandus sein, schaut man ja mit Vorliebe auch in die „Verordnung über die Infektionsschutzregeln zur Eindämmung der Ausbreitung des Coronavirus Sars-Cov-2 in Kindertageseinrichtungen, der weiteren Jugendhilfe, Schulen und für den Sportbetrieb“.

Als sei die Welt mit Bürgerlichem Gesetzbuch und Straßenverkehrsordnung nicht schon kompliziert genug gewesen.

Wenn man dem Ganzen etwas Gutes abgewinnen will, dann vielleicht das: Heranwachsende dürfen ihre altersbedingten Hautunreinheiten hinter einer Maske verbergen. Und: Sie müssen sich sehr auf 2G und 3G oder im Zweifel sogar 3Gplus konzentrieren. Deshalb fällt ihnen im Zweifel nicht auf, dass das 4G- oder 5G-Netz für den optimalen Handyempfang mal wieder zusammengebrochen ist. Verrückt, nicht wahr?

Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht. Doch trotz allerlei Unwägbarkeiten blicke ich voller Vorfreude dem Fest der Feste entgegen. In sechs Wochen ist es schon wieder so weit. Wobei es auch Menschen geben soll, die auf strengere Regeln hoffen, um eine gute Ausrede zu haben, die Familienfeier nur im kleinsten Kreis abhalten zu können. Aber das ist sicher nur eine klitzekleine Minderheit.

Die Mehrheit sehnt sich sicherlich danach, im adventlichen Ambiente endlich an einer dieser mit Holz verkleideten, mit Tannengrün geschmückten Buden zu stehen und Glühwein ordnungsgemäß durch den FFP2-Mund-Nasenschutz zu filtern.

Es soll jedoch auch jene geben, die 2G skeptisch beäugen. Denn nur weil man doppelt geimpft und einfach genesen ist, heißt das ja nicht, dass man sich nicht anstecken kann.

Deshalb vielleicht doch 2Gplus? Also inklusive Test?

Aber noch mehr Vorschriften? Bitte nicht!

Am Ende geht es neben diversen Gs wie so oft auch um jede Menge K wie „Kohle“. Oder anders formuliert: Wer soll das bezahlen?

Das fragt mich manchmal auch meine Oma. Sie ist eine hochbetagte Dame, nicht mehr gut zu Fuß, aber geistig fit. Alles rund um Corona verfolgt sie mit der Gelassenheit, die ihr ein langes Leben beschert hat. Sie musste einst aus ihrer Heimat fliehen, hat einen Weltkrieg überstanden und ihre beiden Kinder überlebt.

Als sie eine junge Frau war, spielte Kohle als fossiler Brennstoff eine große Rolle, und bei G dachte man an Graupensuppe.

Wenn ich daran denke, wünsche ich mir die Zeit zurück, als das G als schnöder Konsonant noch ein unauffälliges Dasein fristete.

elmar.otto@funkemedien.de