Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Klare Worte
Justin Bieber
MontanaBlack
Essen.
Die meisten schlafen in ihren Betten, als das Gebäude plötzlich evakuiert wird. Also eilen sie nach draußen – einige tragen Flipflops und Schlafanzughose, andere haben einen Bademantel übers Nachthemd gestreift. Ihr Haus, ein kaum sieben Jahre alter, gepflegter Komplex mit 39 Wohnungen etwas außerhalb der Essener Innenstadt, steht da schon lichterloh in Flammen.
Es ist in der Nacht auf Montag gegen 2.15 Uhr, als der Brand ausbricht – der Essener Feuerwehr zufolge zunächst auf einem Balkon. Angefacht durch Sturmtief Antonia habe sich das Feuer „rasend schnell“über die im Wind liegende Fassade und andere Balkone ausgebreitet. Durch geborstene Fensterscheiben seien die Flammen schließlich in die Wohnungen eingedrungen und hätten darin „alles“zerstört. Es erscheint angesichts der Bilder des völlig zerstörten Hauses wie ein Glücksfall, dass der Brand keine Toten forderte. Drei Menschen wurden mit Rauchvergiftungen ins Krankenhaus gebracht. Die etwa 120 anderen Mieter kamen bei Verwandten oder in umliegenden Hotels unter.
„Die Polizei hat richtig gegen die
Die Brandruine in einem gepflegten Neubauviertel unweit der Innenstadt.
Tür gedonnert“, berichtet ein 86 Jahre alter Bewohner, als er in Pyjama und Mantel im Hörsaalzentrum der Uni sitzt, wo Hilfsorganisationen die Gestrandeten zunächst betreuen. So laut habe es geklopft, dass er es ohne Hörgerät bemerkte. Nur Ausweis und Impfpass hat er eingesteckt, dann musste er raus. „Ich habe eigentlich nicht damit gerechnet, in meinem Leben noch mal in einen Hörsaal zu kommen“, sagt der Senior verschmitzt. Doch als es um das verheerende Ausmaß des Brandes geht, wird der Diplom-Ingenieur ernst: „Das erinnert mich an das schreckliche Unglück im Grenfell-Tower in London, wo der Dämmstoff wie Zunder brannte.“2017 starben in dem Hochhaus in der britischen Hauptstadt 72 Menschen, der Grund für die schnelle Ausbreitung des Feuers waren entflammbare