Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Alles wieder auf Anfang
Homeoffice macht krank. Homeoffice macht glücklich. Je nach Standpunkt, Sitzgelegenheit, psychischer Verfassung und Geräuschpegel im Kinderzimmer stimmt mal das eine, mal das andere. Homeoffice, soviel ist nach zwei Jahren Pandemie klar, ist kein Universalrezept für modernes Arbeiten, aber auch kein Massenexperiment, das man bei abflauender Pandemielage einfach wieder zu den Akten legen kann.
Ende März soll nun die Homeoffice-Pflicht enden. Und dann? Alles wie immer? Von wegen. Alles auf Anfang: So aufreibend wie der Massenexodus ins Homeoffice war, so anstrengend dürfte auch die Massenrückkehr ins Büro werden. Nicht nur, weil sich viele im Homeoffice an größere Autonomie und weniger Zeitverlust durchs Pendeln gewöhnt haben. Nicht nur, weil unzählige Mitarbeiter bewiesen haben, dass sie zu Hause mindestens so effektiv arbeiten wie im Großraumbüro. Sondern auch deshalb, weil die Pandemie nicht zu Ende ist. Wie geht man um mit Kollegen, die weiterhin große Angst vor Ansteckung haben?
Der Staat kann dabei helfen. Erstens: Wenn die Homeoffice-Pflicht ausläuft, wäre es klug, zumindest vorläufig an der 3G-Regel am Arbeitsplatz festzuhalten. Zweitens: So lange die Pandemie nicht zu Ende ist, sollte es Arbeitnehmern (dort, wo es möglich ist) im Grundsatz freigestellt sein, wo sie arbeiten. Drittens: Bevor ein Rechtsanspruch auf ein paar mickrige Tage Homeoffice verlangt wird, sollte man den Betrieben die Gelegenheit geben, eigene Regeln einzuführen. Scheitern an einem solchen freiwilligen Modell zu viele Unternehmen, wäre es dann allerdings Zeit für einen staatlichen Mindestanspruch.