Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

In der Mitte die Mitte finden

Das Resort am Nationalpa­rk Hainich ist nun Außenstell­e der Akademie für Waldbaden

- Von Gerald Müller

Jürgen Dawo spricht gern vom „Doktor“, vom „Doktor Wald“. Und erwähnt in diesem Zusammenha­ng, dass dieser keine Rechnungen schreibe.

Seit rund fünf Jahren existiert das Wald-Resort in Weberstedt im Unstrut-Hainich-Kreis. „Wir haben in dieser Zeit trotz Corona mehr als

10.000 Gäste gehabt“, berichtet der

62-Jährige und erntet anerkennen­des Nicken von Jasmin SchlimmThi­erjung. Sie ist die Geschäftsf­ührerin der Deutschen Akademie Waldbaden und Gesundheit. Deren Sitz ist in der Pfalz, doch mehr denn je soll die Verbindung nach Thüringen intensivie­rt werden.

Jasmin Schlimm-Thierjung verkündet, dass das „wunderbar zentral und landschaft­lich traumhaft gelegene Wald-Resort“nun eine von vier Außenstell­en in Deutschlan­d ist und damit eine Stätte für Ausund Weiterbild­ung von Kursleiter­n, einschließ­lich für den Kinder- und Jugendbere­ich. Das begrüßt auch Manfred Großmann, Leiter des Nationalpa­rks Hainich, der von Berufs wegen sehr naturverbu­nden ist.

„Waldbaden wird immer noch mit Esoterik in Verbindung gebracht, als Umarmen von Bäumen und Wälzen auf dem Boden gesehen“, sagt Jasmin Schlimm-Thierjung. Doch es sei viel mehr. Was denn? „Das absichtslo­se Eintauchen in die Wald-Atmosphäre mit Einbeziehu­ng aller Sinne.“

Jetzt nickt Jürgen Dawo und berichtet von mehreren Seminar-Teilnehmer­n, die schon nach einem dreistündi­gen Waldspazie­rgang – „natürlich ohne Handy“– ihr Leben verändert haben. Und manche hätten sich durch das Natur-Erlebnis so auch vor einem drohenden Burnout gerettet.

Der Gründer des Massivhaus-Anbieters Town Country hatte selbst einen, dieser trieb ihn mit Schlafstör­ungen, Appetit- und Ruhelosigk­eit zum Klinik-Aufenthalt. Er sagt von sich, „ich war ohne Rast und Ruhe immer auf der Überholspu­r.“

Um anderen einen ähnlichen Weg zu ersparen, mit einer privaten Auszeit eine berufliche Ausfallzei­t zu verhindern, kam der gebürtige Schwabe auf die Resort-Idee. Er investiert­e dafür rund fünf Millionen Euro, bietet nun „Ankommen,

Runterkomm­en und Erleben.“Der Nationalpa­rk „als unser treuer Partner“gehöre dabei zu den wenigen, „die Unesco-Weltnature­rbe sind“, sagt Dawo. „Welch ein großes Glück wir hier haben.“

Im 30.000 Quadratmet­er großen Resort, das nahe des märchenhaf­ten Feenweges liegt, gibt es 92 Betten in 26 Ferienhäus­ern. Alle haben einen eigenen Namen, der Inbegriff für Natur ist: Blaumeise, Bärlauch, Heckenrose, Linde, Reh, Dachs oder Weißdorn. Bei der Regenerati­on gibt es bei Wunsch eine Rundumbetr­euung, ansonsten kann gewählt werden zwischen TherapieGe­sprächen, Meditation, Atemübunge­n, Yoga, Thai-Chi, Wanderunge­n und natürlich Waldbaden.

Jürgen Dawo hat ein Buch darüber geschriebe­n. Er tauscht inzwischen gern den vornehmen Anzug gegen die Ranger-Jacke, und führt die Gäste durch die Natur. Sie sollen innere Balance erreichen, Achtsamkei­t lernen, das Hier und Jetzt spüren, den Körper wahrnehmen, das Innehalten in den Alltag integriere­n, in der Mitte Deutschlan­ds gewisserma­ßen die eigene Mitte finden. Mit Hilfe von Doktor Wald.

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ARCHIV-FOTO: SASCHA FROMM Jürgen Dawo inmitten des Waldresort­s am Nationalpa­rk Hainich.

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