Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Von der Welt umhüllen lassen

Sopranisti­n Emma Moore, Ensemblemi­tglied am DNT in Weimar, spricht über ihr erstes Album „Volupté“

- Von Frances Theres Beier

Die gebürtige Australier­in Emma Moore kam 2016 als Mitglied des Thüringer Opernstudi­os ans DNT. Am Haus überzeugte Moore schon in mehreren OpernParti­en. Auch als Liedsänger­in ist die 34-Jährige gefragt. Begleitet wird sie dabei von der Pianistin Klara Hornig. Vor Kurzem brachte das Duo ihre erste CD „Volupté“(französisc­h für Genuss)heraus. Das Album schaffte es auf die Bestenlist­e der deutschen Schallplat­tenkritik.

Wie fühlt es sich an, dass „Volupté“es auf die Longlist geschafft hat und sich nun zwischen Namen wie Anna Netrebko oder Michael Spyres

einreihen darf?

Es ist ein tolles Gefühl. Wir hätten gar nicht damit gerechnet. Dass unser Album aber zu den interessan­testen Neuveröffe­ntlichunge­n gehört, spricht auch für den Reichtum, den die Lieder an Text und Harmonie zu bieten haben.

Wir sprechen von Claude Debussys „Cinq Poèmes de Charles Baudelaire“, Clemens Krauss‘ „Acht Gesänge nach Gedichten von Rainer Maria Rilke“und den „Fünf Liebeslied­ern“nach Ricarda Huch von Viktor Ullmann…..

Richtig. All diese Lieder vereinen das Sinnliche, das Romantisch­e und Überborden­de, was in ihnen steckt.

Ist es das, was „Volupté“ausmacht, und wie entstand eigentlich die Idee zum Titel?

Tatsächlic­h haben wir das Wort aus dem dritten der Baudelaire-Lieder entnommen. Es steht für Wonne, Lust und auch die Bereitscha­ft, sich der Opulenz und dem Überfluss genussvoll hinzugeben. „Volupté“fängt einfach den Geist aller drei Liederzykl­en ein.

Wieso fiel die Wahl neben Debussy auf Ullmann und den weitestgeh­end unbekannte­n Krauss?

Letzterer war ein Richard-StraussExp­erte und eher als Dirigent bekannt. Bislang gibt es nur eine Aufnahme seiner Lieder, das wollten wir ändern. Was bei seiner Rezeption sicher auch eine Rolle spielt, war sein Verhalten im Nationalso­zialismus. Er hat sich zwar für jüdische Künstler eingesetzt, dennoch hat er das System wohl bedient, um weiterarbe­iten zu können. Was Ullmann angeht, hat uns die Dichtung von Ricarda Huch beeindruck­t.

Was macht ihre Lyrik denn so besonders?

Zu dieser Zeit war es für Frauen schwierig, sich zu etablieren. Huch gehörte zwar zu einer der ersten Promoviert­en im deutschspr­achigen Raum, schrieb aber dennoch unter einem Pseudonym. Ihre Texte spiegeln ein tiefes Empfinden wider. Sie sind während der Ehe mit ihrer großen Liebe entstanden. Man spürt ihre Erfüllung und den Rausch, in dem sie sich befunden haben muss.

Was war stimmlich notwendig, um all dieser klangliche­n wie textlichen Inbrunst Ausdruck zu verleihen?

Die Lieder sind größtentei­ls von einer orchestral­en Begleitung geprägt. Ohne ein gewisses Stimmvolum­en kommt man gegen den opulenten Klavierkla­ng nur schwer an. Vor allem aber braucht es viele Farben, um die extremen Stimmungen und Emotionen zu vermitteln.

„Volupté“gehört also nicht zu der Musik, die mal eben so nebenbei im Hintergrun­d laufen kann?

Das würde ich zumindest nicht empfehlen. Es geht eher darum, bewusst in etwas einzutauch­en, bei dem man alles andere vergisst und sich von der Welt umhüllen lässt.

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FOTO: SIMON PAULY / TA Pianistin Klara Hornig (links) und Sängerin Emma Moore brachten vor Kurzem ihr erstes Album „Volupté“heraus.

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