Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Von der Welt umhüllen lassen
Sopranistin Emma Moore, Ensemblemitglied am DNT in Weimar, spricht über ihr erstes Album „Volupté“
Die gebürtige Australierin Emma Moore kam 2016 als Mitglied des Thüringer Opernstudios ans DNT. Am Haus überzeugte Moore schon in mehreren OpernPartien. Auch als Liedsängerin ist die 34-Jährige gefragt. Begleitet wird sie dabei von der Pianistin Klara Hornig. Vor Kurzem brachte das Duo ihre erste CD „Volupté“(französisch für Genuss)heraus. Das Album schaffte es auf die Bestenliste der deutschen Schallplattenkritik.
Wie fühlt es sich an, dass „Volupté“es auf die Longlist geschafft hat und sich nun zwischen Namen wie Anna Netrebko oder Michael Spyres
einreihen darf?
Es ist ein tolles Gefühl. Wir hätten gar nicht damit gerechnet. Dass unser Album aber zu den interessantesten Neuveröffentlichungen gehört, spricht auch für den Reichtum, den die Lieder an Text und Harmonie zu bieten haben.
Wir sprechen von Claude Debussys „Cinq Poèmes de Charles Baudelaire“, Clemens Krauss‘ „Acht Gesänge nach Gedichten von Rainer Maria Rilke“und den „Fünf Liebesliedern“nach Ricarda Huch von Viktor Ullmann…..
Richtig. All diese Lieder vereinen das Sinnliche, das Romantische und Überbordende, was in ihnen steckt.
Ist es das, was „Volupté“ausmacht, und wie entstand eigentlich die Idee zum Titel?
Tatsächlich haben wir das Wort aus dem dritten der Baudelaire-Lieder entnommen. Es steht für Wonne, Lust und auch die Bereitschaft, sich der Opulenz und dem Überfluss genussvoll hinzugeben. „Volupté“fängt einfach den Geist aller drei Liederzyklen ein.
Wieso fiel die Wahl neben Debussy auf Ullmann und den weitestgehend unbekannten Krauss?
Letzterer war ein Richard-StraussExperte und eher als Dirigent bekannt. Bislang gibt es nur eine Aufnahme seiner Lieder, das wollten wir ändern. Was bei seiner Rezeption sicher auch eine Rolle spielt, war sein Verhalten im Nationalsozialismus. Er hat sich zwar für jüdische Künstler eingesetzt, dennoch hat er das System wohl bedient, um weiterarbeiten zu können. Was Ullmann angeht, hat uns die Dichtung von Ricarda Huch beeindruckt.
Was macht ihre Lyrik denn so besonders?
Zu dieser Zeit war es für Frauen schwierig, sich zu etablieren. Huch gehörte zwar zu einer der ersten Promovierten im deutschsprachigen Raum, schrieb aber dennoch unter einem Pseudonym. Ihre Texte spiegeln ein tiefes Empfinden wider. Sie sind während der Ehe mit ihrer großen Liebe entstanden. Man spürt ihre Erfüllung und den Rausch, in dem sie sich befunden haben muss.
Was war stimmlich notwendig, um all dieser klanglichen wie textlichen Inbrunst Ausdruck zu verleihen?
Die Lieder sind größtenteils von einer orchestralen Begleitung geprägt. Ohne ein gewisses Stimmvolumen kommt man gegen den opulenten Klavierklang nur schwer an. Vor allem aber braucht es viele Farben, um die extremen Stimmungen und Emotionen zu vermitteln.
„Volupté“gehört also nicht zu der Musik, die mal eben so nebenbei im Hintergrund laufen kann?
Das würde ich zumindest nicht empfehlen. Es geht eher darum, bewusst in etwas einzutauchen, bei dem man alles andere vergisst und sich von der Welt umhüllen lässt.