Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Flurgespräche bei Wartburgmobil
Am Mittwoch soll der Vertrag mit der neuen Vorstandschefin beschlossen werden
Nach außen halten alle still, doch hinter den Kulissen glühen die Drähte was die Personalie angeht, die der Verwaltungsrat des Verkehrsunternehmens Wartburgmobil (VUW) am Mittwoch in nicht öffentlicher Sitzung behandeln will. Der Verwaltungsrat hatte sich nach Gesprächen und Ansicht der Unterlagen zu acht Bewerbungen bereits einmütig für eine Unternehmerin aus dem Südkreis als beste Wahl für den Posten der Vorstandschefin der VUW ausgesprochen. „Das war eine sehr intensive, tief gehende und konstruktive Beratung“, sagt Verwaltungsratschef Udo Schilling. Nun soll die Bestellung der Kandidatin erfolgen und der Vertrag abgeschlossen werden.
Dies würde der Personalrat der VUW lieber noch einmal verschieben. Dort sieht man noch offene Fragen, etwa was die Ausschreibung angeht. Schilling hatte bereits erklärt, dass da alles ordnungsgemäß gelaufen sei, man die Stelle auch in allen gängigen Fachzeitschriften ausgeschrieben habe. Der Personalrat kritisiert die aus seiner Sicht zu kurze Bewerbungsfrist. In manchen dieser Zeitschriften sei die Ausschreibung erste Mitte Dezember 2021 erfolgt, Bewerbungsfrist: 31. Dezember.
Fragen zu professioneller Suche und zur Kündigung
Ein sogenannter Headhunter war nicht eingeschaltet worden, also ein Personaldienstleister, der gezielt auf die Suche nach möglichen Kandidaten geht. „Das hätte uns noch mehr Zeit und noch mehr Geld gekostet“, hatte Schilling begründet. Zumal auch schon im Aufsichtsrat zur Diskussion gestellt worden war, ob es nicht günstiger sei, jemanden aus der Region zu nehmen, der nicht nur bei der VUW als weiteren Karriereschritt gelandet sei, sondern auch die langfristige Entwicklung
des Unternehmens im Blick habe. Nötig geworden war die Ausschreibung, weil der bisherige Vorstand Horst Schauerte seine Kündigung angeboten hatte. Er will zu einem Unternehmen an den Bodensee. Für den Personalrat ist fraglich, ob diese Kündigung nun auch rechtmäßig zustande gekommen ist.
Nach Informationen dieser Zeitung hatte Schauerte nun gar angeboten, Gespräche über eine Vertragsverlängerung zu führen – zu anderen Konditionen, die, so geht es über die Flure der VUW, vom Unternehmen als unerfüllbar angesehen wurden.
Ob sich der Verwaltungsrat auf eine Verschiebung der Bestellung der Unternehmerin aus dem Südkreis einlässt (diese war am Montag für telefonische Nachfragen dieser Zeitung nicht erreichbar), dazu will Schilling nichts sagen: „Da es sich dabei in jedem Falle um eine Vertragsund eine Personalangelegenheit handeln würde, würde es ohnehin im nicht öffentlichen Teil auf der Tagesordnung stehen. Dazu darf auch ich als Verwaltungsratsvorsitzender nicht öffentlich berichten.“Davon abgesehen, sei der Verwaltungsrat aber fristgerecht mit einer gültigen Tagesordnung eingeladen und frei in seiner Entscheidung.
Da ist Schilling sehr gelassen. Eines allerdings stimmt ihn traurig bis wütend. Hinter vorgehaltener Hand wird nämlich verbreitet, dass die Kandidatin zur Kreistagswahl auf der CDU-Liste zu finden gewesen sei. Schilling: „Ganz abgesehen von der aktuellen Personalie, die wir zu entscheiden haben, hat doch das eine mit dem anderen nichts zu tun. Wenn wir anfangen, jede Person, die sich dankenswerterweise kommunalpolitisch, egal ob für Linke, SPD, Grüne oder CDU engagiert, dann zu diskreditieren, wenn sie sich um eine öffentlich ausgeschriebene Stelle bewirbt, geht unsere Demokratie kaputt.“