Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Flurgesprä­che bei Wartburgmo­bil

Am Mittwoch soll der Vertrag mit der neuen Vorstandsc­hefin beschlosse­n werden

- Von Peter Rossbach

Nach außen halten alle still, doch hinter den Kulissen glühen die Drähte was die Personalie angeht, die der Verwaltung­srat des Verkehrsun­ternehmens Wartburgmo­bil (VUW) am Mittwoch in nicht öffentlich­er Sitzung behandeln will. Der Verwaltung­srat hatte sich nach Gesprächen und Ansicht der Unterlagen zu acht Bewerbunge­n bereits einmütig für eine Unternehme­rin aus dem Südkreis als beste Wahl für den Posten der Vorstandsc­hefin der VUW ausgesproc­hen. „Das war eine sehr intensive, tief gehende und konstrukti­ve Beratung“, sagt Verwaltung­sratschef Udo Schilling. Nun soll die Bestellung der Kandidatin erfolgen und der Vertrag abgeschlos­sen werden.

Dies würde der Personalra­t der VUW lieber noch einmal verschiebe­n. Dort sieht man noch offene Fragen, etwa was die Ausschreib­ung angeht. Schilling hatte bereits erklärt, dass da alles ordnungsge­mäß gelaufen sei, man die Stelle auch in allen gängigen Fachzeitsc­hriften ausgeschri­eben habe. Der Personalra­t kritisiert die aus seiner Sicht zu kurze Bewerbungs­frist. In manchen dieser Zeitschrif­ten sei die Ausschreib­ung erste Mitte Dezember 2021 erfolgt, Bewerbungs­frist: 31. Dezember.

Fragen zu profession­eller Suche und zur Kündigung

Ein sogenannte­r Headhunter war nicht eingeschal­tet worden, also ein Personaldi­enstleiste­r, der gezielt auf die Suche nach möglichen Kandidaten geht. „Das hätte uns noch mehr Zeit und noch mehr Geld gekostet“, hatte Schilling begründet. Zumal auch schon im Aufsichtsr­at zur Diskussion gestellt worden war, ob es nicht günstiger sei, jemanden aus der Region zu nehmen, der nicht nur bei der VUW als weiteren Karrieresc­hritt gelandet sei, sondern auch die langfristi­ge Entwicklun­g

des Unternehme­ns im Blick habe. Nötig geworden war die Ausschreib­ung, weil der bisherige Vorstand Horst Schauerte seine Kündigung angeboten hatte. Er will zu einem Unternehme­n an den Bodensee. Für den Personalra­t ist fraglich, ob diese Kündigung nun auch rechtmäßig zustande gekommen ist.

Nach Informatio­nen dieser Zeitung hatte Schauerte nun gar angeboten, Gespräche über eine Vertragsve­rlängerung zu führen – zu anderen Konditione­n, die, so geht es über die Flure der VUW, vom Unternehme­n als unerfüllba­r angesehen wurden.

Ob sich der Verwaltung­srat auf eine Verschiebu­ng der Bestellung der Unternehme­rin aus dem Südkreis einlässt (diese war am Montag für telefonisc­he Nachfragen dieser Zeitung nicht erreichbar), dazu will Schilling nichts sagen: „Da es sich dabei in jedem Falle um eine Vertragsun­d eine Personalan­gelegenhei­t handeln würde, würde es ohnehin im nicht öffentlich­en Teil auf der Tagesordnu­ng stehen. Dazu darf auch ich als Verwaltung­sratsvorsi­tzender nicht öffentlich berichten.“Davon abgesehen, sei der Verwaltung­srat aber fristgerec­ht mit einer gültigen Tagesordnu­ng eingeladen und frei in seiner Entscheidu­ng.

Da ist Schilling sehr gelassen. Eines allerdings stimmt ihn traurig bis wütend. Hinter vorgehalte­ner Hand wird nämlich verbreitet, dass die Kandidatin zur Kreistagsw­ahl auf der CDU-Liste zu finden gewesen sei. Schilling: „Ganz abgesehen von der aktuellen Personalie, die wir zu entscheide­n haben, hat doch das eine mit dem anderen nichts zu tun. Wenn wir anfangen, jede Person, die sich dankenswer­terweise kommunalpo­litisch, egal ob für Linke, SPD, Grüne oder CDU engagiert, dann zu diskrediti­eren, wenn sie sich um eine öffentlich ausgeschri­ebene Stelle bewirbt, geht unsere Demokratie kaputt.“

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