Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Rücktritt in Werra-Suhl-Tal
Bürgermeister René Weisheit (Freie Wähler) kommt möglichem Abwahlverfahren zuvor
Werra-Suhl-Tal.
René Weisheit (Freie Wähler) ist am Dienstagmittag als Bürgermeister der Stadt WerraSuhl-Tal zurück getreten. Der 47Jährige kam damit einem in erster Linie von Stadtratsmitgliedern der Fraktionen Offene Liste/Linke und CDU angestrebten möglichen Abwahlverfahren zuvor. Er wolle damit weiteren Schaden von der Stadt abwenden, sagte er. Das Abwahlverfahren sollte bei einer außerordentlichen Stadtratssitzung am Dienstagabend in Herda eingeleitet werden. Im Vorfeld waren zwei Mitglieder aus der Fraktion Freie Wähler ausgetreten.
Bis zur Wahl eines neuen Bürgermeisters übernimmt nun der erste Beigeordnete, Klaus Reinhardt (Freie Wähler), die Amtsgeschäfte von Weisheit. Für ihn sei die Situation alles andere als einfach. Reinhardt und Weisheit waren Partner und im Vorjahr auch gemeinsam für den Kreistag angetreten. Dort hat René Weisheit einen Sitz.
Die neun Unterzeichner des nun hinfälligen Antrages sehen das Vertrauensverhältnis zu René Weisheit zerstört. Dafür verantwortlich machen die Initiatoren des Abwahlverfahrens verschiedene Faktoren.
„Da hat sich eine ganze Menge angesammelt“, sagt Mitunterzeichner Harald Gebhardt (Linke). Es geht darin unter anderem um mangelnde Kommunikation und Transparenz.
Anfeindungen und vergiftetes politisches Klima
Das Fass zum Überlaufen gebracht hatte die Entdeckung von Hunderten Tonnen Bauschutt und Müll im alten Heizhaus, der früheren Molkerei, durch Stadtratsmitglieder, verbunden mit der Frage an die Verwaltung: „Wo kommt das Zeug her?“Und der für sie unbefriedigenden Antwort: „Wir wissen es nicht.“Seit Monaten ist das lokalpolitische System in Werra-Suhl-Tal vergiftet. René Weisheit, seit 2019 im Amt, habe den Landrat um seine Entlassung gebeten, weil er die Anfeindungen und das schlechte Klima in der Stadt nicht mehr aushalte.
Nötige Neuwahl mit Termin am 12. Juni verbinden
„Das will ich mir und auch meiner Familie nicht länger antun“, sagte Weisheit. Der Schaden für die Stadt Werra-Suhl-Tal durch diese Aktion sei schon jetzt groß.
Am Freitag vor den Ferien war Weisheit in den Urlaub gegangen, noch am selben Tag flatterte der Antrag der neun Unterzeichner ins Rathaus. Allein das zeige Weisheit, welch zweifelhaftes Spiel in der Stadt gespielt werde. Das Abwahlverfahren sei allein darauf ausgerichtet, dem Ansehen seiner Person zu schaden, heißt es in einer schriftlichen Erklärung Weisheits.
Um die Abwahl Weisheits durchzubringen, hätten 14 der insgesamt 20 Stadtratsmitglieder mit Ja stimmen müssen. Ob es diese Zwei-Drittel-Mehrheit überhaupt gegeben hätte, da sind sich diverse Stadtratsmitglieder nicht sicher.
In der Brust des Beigeordneten Christian Salzmann (CDU) schlagen in dieser „für alle unangenehmen Situation“zwei Herzen. Zum einen tue es ihm um die Person Weisheit fast etwas leid, auf der anderen Seite wollte man sich so viele Nach- und Fahrlässigkeiten nicht mehr länger bieten lassen. Man könne nicht duschen, ohne nass zu werden.
Die Stadt Werra-Suhl-Tal werfe diese Personalie jedenfalls zurück und beschädige auch den Stadtrat selbst, der sich das zu lange angesehen habe, so Salzmann. Viele streben an, dass die nötige Bürgermeisterwahl mit den am 12. Juni anstehenden Wahlen der Ortsteilbürgermeister von Dippach, Dankmarshausen und Großensee verbunden werden kann.