Thüringische Landeszeitung (Eisenach)
Theodor Storms „Der Schimmelreiter“als besondere Inszenierung in Eisenach
Eisenach.
Jos van Kan ist schon sehr erstaunt, dass nahezu jeder in Deutschland Theodor Storms „Der Schimmelreiter“kennt, in der Schule lesen musste/durfte, während die Novelle in seinem Heimatland Niederlande weitestgehend unbekannt ist. Und das, obwohl doch Holland das Land der Deichbauer schlechthin ist. Und vordergründig geht es ja im 1888 veröffentlichten Werk Storms um nichts anders als den Bau eines neuen Deiches.
Am Samstag, 26. Februar, um 19.30 Uhr feiert die Inszenierung von Regisseur Jos von Kan beim Jungen Theater in Eisenach Premiere in Kooperation mit dem Literaturmuseums „Theodor Storm“aus Heiligenstadt. Gezeigt wird das Stück in einer Fassung von John von Düffel.
Den Klassiker für ein jüngeres Publikum zeigen
Die Geschichte in Kürze: Hauke Haien hat große Pläne. Beruflich möchte er nach oben und die Natur bezwingen, privat möchte er das große Glück mit grenzenloser Liebe. Und so richtet er sein ganzes Denken und Handeln darauf aus. Es gelingt: Aus dem mittellosen Autodidakten wird durch Fleiß und der Heirat mit Elke, der Tochter des alten Grafen, der neue Deichgraf, der auf seinem Pferd die Deiche untersucht und immer gewagter mit deren Ausbau agiert, bis die Katastrophe hereinbricht.
Einem jungen Kreativteam gerät der Stoff in die Hände und es beschließt, das Stück zu spielen – mit modernen Mitteln, mit Video Technik, mit Musik und mehr. So beginnt die Geschichte auf der Eisenacher Theaterbühne.
„Unser Ziel war es, den Klassiker so zu zeigen, dass es auch für ein jüngeres Publikum erfahrbar ist, wie topaktuell der Stoff ist“, so Dramaturg
Christoph Macha während der Matinee zum Stück.
Ausgrenzung, der Umgang des Menschen mit der Natur und den Naturgewalten und die Frage, was mehr zählt, Wissenschaft oder Aberglaube – alles Themen, mit denen sich Storm, im „Schimmelreiter“auseinandersetzt und „die auch heute von höchster Relevanz sind“, findet Jule Kracht, Leiterin des Jungen Theaters. Und nicht nur wegen der Themen, sondern auch wegen der Aufführungsform passe das Stücke in das Spielzeit-Thema „Nachhaltigkeit“.
Ursula Bergmann und Nora Lau, verantwortlich für Kostüme und Bühnenbild, ist es wieder gelungen, etwa nahezu alle Kostüme ohne Neuanschaffungen zu kreieren, und auf den Fundus des eigenen und benachbarter Theater zu setzen. Empfohlen ist der Besuch des Stücks ab 14 Jahren, also auch gerne für Schulklassen.
Eine der größeren Herausforderungen für van Kan und das Ensemble stellte die Besetzung dar. Es gibt elf Rollen zu besetzen, aber das Junge Theater Eisenach besteht eben nur aus sechs Schauspielerinnen
und Schauspielern. Und so schlüpfen die Akteurinnen und Akteure in mehrere Rollen – nix Neues für das Ensemble. Das Besondere daran ist, dass die Hauptpersonen Hauke und Elke von jeweils gleich drei verschiedenen Schauspielerinne und Schauspielern dargestellt werden.
kasse@ landestheater-eisenach.de.