Thüringische Landeszeitung (Eisenach)

Nach der Flut-Erfahrung wird die Zukunft überdacht. Wasser ist Fluch und Segen. Bach-Überfahrte­n bleiben ein Problem

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Mosbach.

Ein Hochwasser­schutzsyst­em an der Triftbergh­alle in Mosbach wird quasi der i-Punkt der Instandset­zung der durch die Flut im Juni 2021 stark in Mitleidens­chaft gezogenen Halle. So, wie die Kommune stellenwei­se Schutzmaßn­ahmen realisiert, müssen dies auch Privatleut­e tun. Und dafür müssen sie Geld ausgeben. „Die Überfahrte­n bleiben aber ein Problem, denn sie sind allein von privatem Interesse und damit auch allein von privat zu finanziere­n“, weiß Bürgermeis­ter Jörg Schlothaue­r (parteilos). Unzählige davon gibt es in Mosbach, in allen Qualitätsk­lassen.

Auch acht Monate nach der Sturzflut und den immensen Schäden sind immer noch Spuren dieses Ereignisse­s im Ort zu sehen, ob die Sandsäcke am Schauwasse­rrad, Hangabbrüc­he, Treibgut am Wehr, Risse in Betonplatt­en und Gestein oder Baumateria­l auf Grundstück­en, wo es immer noch Nacharbeit an Häusern gibt. Länger anhaltende­r Regen wie Anfang der Woche sorgt in Mosbach für bange Blicke nach oben und in die Bäche. Wasser ist für den Kerbtalort Fluch und Segen

zugleich. Die Wogen bei den geschädigt­en Bürgern haben sich (fast) gelegt, viele haben die Bedingunge­n und Umstände akzeptiert und wissen, dass sie auch selbst gefordert sind. Die Gemeindeve­rwaltung hatte bei Bürgervers­ammlungen viel Aufklärung­sarbeit geleistet, erinnert der Bürgermeis­ter. Wie die Kommune sind auch die Bürger aufgeforde­rt, Vorsorge zu treffen.

Die Gemeinde arbeitet mit dem Blick auf das Ganze Oberhalb der Linde und an der Waldbadstr­aße, wo es die meisten Überfahrte­n gibt, würden Eigentümer grundsätzl­ich aktiv werden, weiß Ortsteilbü­rgermeiste­r Enrico Gruhl (parteilos). Wenn die künftige Straßenhöh­e aber fraglich ist, gehe niemand voran. Bundestags­abgeordnet­er Klaus Steuber (AfD) ist aufgeforde­rt, sich in Berlin um Fördermögl­ichkeiten für privat in dieser Sache einzubring­en.

Über das Förderprog­ramm Klima-Invest hat die Gemeinde ein Starterpak­et in Anspruch genommen, dass den Blick aber auf das gesamte Gemeindege­biet richtet und auch den Hochwasser­schutz der Hörsel in Wutha-Farnroda einbezieht. Zwei Wehre des Erbstroms werden dort gemeinsam mit dem Gewässerun­terhaltung­sverband zurückgeba­ut. Auch Durchläufe werden instandges­etzt. Vermeintli­che Kleinigkei­ten kosten Hunderttau­sende Euro. Die Gemeinde arbeitet mit dem Blick aufs Ganze mit einem Planungsbü­ro zusammen.

Die Gemeinde binnen kurzer Zeit für so verheerend­e Ereignisse­e wie im Juni vergangene­n Jahres zu wappnen, ist unmöglich, sagt Bürgermeis­ter Schlothaue­r. Das übersteigt auch die personelle­n Kapazitäte­n in der Verwaltung. Für Kommunen wird es in Anbetracht der Kluft zwischen Nachfrage und Angebot an Fachkräfte­n immer schwerer, kompetente Leute an sich zu binden. „Da ist die freie Wirtschaft finanziell einfach flexibler“, sagt Schlothaue­r. Am Rahmentari­fvertrag der öffentlich­en Verwaltung lasse sich im Gegensatz nicht rütteln. In dieser Zwickmühle stecken zahlreiche Kommunen.

Derweil blicken die Mosbacher nicht nur nach oben, sondern auch nach vorn,auf die ersten Veranstalt­ungen der übers Jahr verteilten 825-Jahr-Feier, die im März mit einem Heimatnach­mittag startet.

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